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12. Februar 2009, 09:10 Music Interview

Interview mit Trummer

Silvan Gertsch - Der Singer/Songwriter Trummer veröffentlicht mit "Dr ganz Wäg zrügg" sein zweites Mundartalbum. Im Interview spricht er über seine "blaue CD".Einmal berndeutsch, immer berndeutsch?Trummer: Ja. Es sei denn, ich kriege Lust, ausserhalb der Schweiz wieder etwas zu probieren. Dan...

Der Singer/Songwriter Trummer veröffentlicht mit "Dr ganz Wäg zrügg" sein zweites Mundartalbum. Im Interview spricht er über seine "blaue CD".

Einmal berndeutsch, immer berndeutsch?

Trummer: Ja. Es sei denn, ich kriege Lust, ausserhalb der Schweiz wieder etwas zu probieren. Dann hätte ich genügend Songs für zwei englischsprachige Platten auf Vorrat. Ich kann mir momentan zwar nicht vorstellen, eine englische Trummer-Platte aufzunehmen, die nur in der Schweiz erscheint. Aber ich habe gelernt, niemals nie zu sagen.

Du schreibst aber noch englische Songs?

Nein. Ich habe etwa vor zwei Jahren zum letzten Mal einen englischen Text zu einem Song geschrieben.

Ist es auch nie vorgekommen, dass du eine Melodie hattest und dass deiner Meinung nach dazu ein englischer Text besser gepasst hätte, als ein berndeutscher?

Doch. Ich habe 15 Jahre lang Songs in englisch geschrieben und nur drei Jahre Übung beim Verfassen von berndeutschen Texten. Das spüre ich ab und zu, wenn ich Sätze forme. Für mich ist etwas vom wichtigsten, dass die Texte die Leute erreichen.

In diese Richtung geht auch eine Aussage des Zürcher Singer/Songwriters Adi Weyermann über dich. Er meinte, dass du sehr viel Wert auf Texte legen würdest.

Ich würde eher ein Lied mit mittelmässiger Musik und einem guten Text behalten, als umgekehrt. Schlechte Texte verwerte ich grundsätzlich nicht. Und wenn ich die Musik super finde, dann schreibe ich so lange Texte, bis es passt. Bei Adi weiss ich, dass er zuerst die Musik hat und dann die Texte folgen. Bei mir ist eher umgekehrt. Ich habe zuerst eine Textidee und die Stimmung und daraus ergibt sich dann das ganze Lied. Aber Text und Musik gehören eng zusammen.

Interessant ist ja, dass du deine Muttersprache während eines längeren Aufenthaltes in den USA für deine Musik entdeckt hast. Spielte da Heimweh eine Rolle?

Nicht unbedingt. Ausschlaggebend war die Erfahrung, wie Leute reagieren, die die Songs verstehen. Dadurch hat sich auch meine Perspektive beim Schreiben verändert. Man wird subtiler, wenn man davon ausgehen kann, dass man verstanden wird. So konnte ich mir das plötzlich auch auf Berndeutsch vorstellen. Auch die Gemeinschaft im „East Village“, wo ich meistens war, spielte eine grosse Rolle. Die haben teilweise wöchentlich einen neuen Song an die „Open-Mic-Veranstaltungen“ gebracht. Das waren Songs, die manchmal nur die Leute verstanden haben, die regelmässig in dieser Szene verkehrten. Lieder die wirklich zum Leben gehören können, so was wollte ich zuhause auch.

Dieses „Open Mic“, eine offene Bühne für Musiker, hast du aus den USA nach Bern gebracht. Wie kams dazu?

Solche Veranstaltungen gabs in der Schweiz schon in anderen Städten. Aber ich war überzeugt, dass Bern das auch haben muss. Das empfand ich in Amerika als super Chance. Ich bin in Bern im Café Kairo jeweils als Moderator und Gastgeber dabei. Die Plattform gibt Musikern die Möglichkeit, regelmässig vor Leuten zu spielen und Dinge auszuprobieren.

Dein neues Album „Dr ganz Wäg zrügg“ sei dein blaues Album. Wie darf man das verstehen?

Der Maler Gefe, der mein Cover gemalt hat, spielte eine extrem wichtige Rolle. Als ich ein Bild von ihm gesehen habe, wusste ich, wie meine Platte werden muss. Das Cover, das er mir gemalt hat, ist wirklich perfekt. Ich wollte, dass es eine Szene zeigt, die draussen ist, weit weg ist und die in der Nacht spielt. Meine letzte Platte war eher heimelig. Diese ist etwas dunkler.

Deine Mundart-Debut hast du als „Wohnzimmer-Indie-Folk“ angepriesen. Dieses Wohnzimmer ist nach wie vor vorhanden – auch wenn das Cover in eine andere Richtung deutet?

Ich habe dieses Mal sogar noch mehr Songs zuhause aufgenommen, als auf dem letzten Album. Die neue Platte ist roher und härter – aber nicht in einem rockigen Sinne. Sie ist weniger gemütlich. Im letzten Winter bin ich im Auto spätabends durchs Death Valley gefahren und während dieser Autofahrt spürte ich, was für eine Platte ich machen wollte. Sie musste so klingen, dass ich sie auf dieser Fahrt hören konnte.

Du erzählst in deinen Songs Geschichten. Auf dem neuen Album „Dr ganz Wäg zrügg“ kommen im Stück „Chunnt scho guet“ alte Bekannte wie die „Pläfe“ in Bern oder „Jenä“ vor. Ist das der rote Faden, der sich durch deine Alben zieht?

Als ich gesehen habe, wie die Leute bei meinem ersten Mundartalbum auf „Jenä“ reagiert haben, habe ich gemerkt: Diese Person hat was. Ich werde also noch weitere Songs mit „Jenä“ schreiben.

Wie sind die Rückmeldungen auf diese „Jenä“ ausgefallen?

Ich beschreibe im Song „Jack Johnson“ Bern aus der Sicht dieser „Jenä“ und nicht aus meiner eigenen. Aber trotzdem bin ich ja präsent. Und so wie ich Bern sehe, sehen offenbar auch andere Leute diese Stadt. Das war sehr schön, zu sehen, wie eine subjektive Erfahrung auch für andere Bedeutung hat. Jetzt kommt Jenä in der neuen Single „Chunnt scho guet“ wieder vor.

www.trummeronline.ch

Fotos: Claudia Komminoth

Cover: Gefe

Trummer: Dr ganz Wäg zrügg erscheint am 13. Februar

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