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12. Dezember 2006, 00:00 Movie

The Holiday

Christina Ruloff - Eine zickige Cameron Diaz und eine verzweifelte Kate Winslet tauschen Häuser, entdecken sich selbst und die wahre Liebe: Nancy Meyers' Weihnachtskomödie macht’s möglich! Iris (Kate Winslet) arbeitet für die britische Zeitung „Telegraph“. Sinnigerweise schreibt sie die H...

Eine zickige Cameron Diaz und eine verzweifelte Kate Winslet tauschen Häuser, entdecken sich selbst und die wahre Liebe: Nancy Meyers' Weihnachtskomödie macht’s möglich!

Iris (Kate Winslet) arbeitet für die britische Zeitung „Telegraph“. Sinnigerweise schreibt sie die Hochzeitskolumne und zwar obwohl sie natürlich nicht verheiratet ist. In ihrem Leben hat sie so ziemlich über alle Weisheiten zur Liebe sinniert, Shakespeare studiert und ist zum traurigen Schluss gekommen, dass ihr persönliches Szenario noch nicht (!) literarisch oder filmisch abgehandelt wurde: Sie ist unglücklich in einen Mann verliebt, der ihre Liebe nicht erwidert. Seit drei Jahren hält sie der chic-arrogante Jasper (Rufus Sewell) hin. Iris hofft, dass er – wenn sie ganz lieb und geduldig und wunderbar ist – sie doch noch irgendwann sieht... und sich wirklich in sie verliebt. Selbstverständlich ist das ein Trugschluss. Als sich Jasper mit einer Kollegin aus der Zeitungsredaktion verlobt, bricht für Iris die Welt zusammen. Sie flüchtet sich Tränen aufgelöst in ihr Cottage in Surrey und zieht es sogar in Erwägung mit dem Gasherd ihrer Leidenszeit ein Ende zu bereiten.

Zur gleichen Zeit auf der anderen Seite des Globus’ wirft nämlich die erfolgreiche Hollywood Werbefrau

Amanda (Cameron Diaz) ihren Freund aus der Villa. Gegen den gut gemeinten Rat seines Gärtners gesteht ihr Ethan (Edward Burns) sie betrogen zu haben und wird sogleich von der hysterischen Ex K.O. geschlagen. Amanda, innerlich aufgelöst, versucht sich auszuheulen, doch es will einfach nicht funktionieren. Keine einzige Träne rollt über ihr schimmernd gepudertes Gesicht. Daher greift sie zur exotischen Massnahme Urlaub. Da nur ein englischsprachiges Land in Frage kommt, entscheidet sie sich für das süsse Cottage in Surrey. Der Häusertausch ist perfekt.

Während Iris sich in Amandas Beverly Hills Domizil vergnügt, quietschend auf Himmelbetten herumspringt und wenigstens versucht, nicht an Jasper zu denken, kommt Amanda schon nach acht Stunden zum Schluss, dass Urlaub im verschneiten Surrey ein Fehler war. Nicht nur fahren die Leute auf der falschen Strassenseite (kreisch!), nicht nur ist Iris’ Cottage klein und kalt (aua!), nein es ist stinklangweilig (buh!) und es gibt einen guten Grund, warum Amanda die Bob Dylan Biographie zwar gekauft aber nie gelesen hat: Sie interessiert sie eigentlich nicht. Drehbuch sei dank klopft der besoffene, aber zum Anbeissen süsse Graham (Jude Law) an die Türe, Iris’ Bruder! Auch er findet Amanda süss und nach einem One Night Stand (Sex mit einem Fremden!), finden sich die beiden auch in nüchternem Zustand interessant genug, die Beziehung voranzutreiben.

Unterdessen nimmt sich Iris, eine Seele von einer Frau, der greisen Hollywoodlegende (Eli Wallach) an, die für so betörende Zeilen wie Bogarts „Here’s looking at you, kid“ verantwortlich ist und in Sachen Liebe Bescheid weiss. Und sie trifft den Filmkomponisten Miles (Jack Black), der sich auch immer in die falschen Frauen verguckt, die ihm ganz bestimmt nicht gut tun. Die Ferien versprechen ereignisreich zu werden...

Nancy Meyers’ neuer Film The Holiday verspricht hingegen ermüdende Langeweile. Man kann über Meyers’ letzte Filme (What Women Want, Something’s Gotta Give) sagen, was man will, aber kurzweilig und auf einer ganz elementaren Ebene unterhaltsam waren sie. Die Schauspieler und ihre Charaktere waren – wenn auch zum Teil empörend – doch ein Ereignis.

The Holiday krankt jedoch von der ersten Minute an der Vorhersehbarkeit der Story und den klischeehaften, schwachen Charakteren. Natürlich wissen wir, dass sowohl Iris als auch Amanda am Ende ihre persönlichen Traumata aufgearbeitet haben und glücklich verliebt sind, aber wollen wir ihnen dabei auch zusehen? Nein!

Meyers’ Entwurf der modernen Frau ist nicht nur empörend, sondern auch ermüdend. Kate Winslet gibt eine sehr zahme Kopie von Bridget Jones, die durch die einfühlsame Beratung des greisen Frauenkenners etwas Selbstbewusstsein gewinnt. „Im Film haben wir die Hauptdarstellerin und die besten Freundinnen. Du, und das spüre ich, bist eine Hauptdarstellerin, aber aus irgendeinem Grund benimmst Du dich wie die beste Freundin!“, kommentiert er stellvertretend fürs Publikum. Am Ende ist Winslet schön frisiert, aber wie sie jetzt etwas „gelernt“ hat, bleibt unklar. Immerhin ist sie sympathisch und man gönnt ihr den Pool und die Villa. Das Time Magazin betont, dass dies einer der wenigen Filme sei, in dem Winslet keinen Nacktauftritt habe, und das erklärt wenigstens, was die Charakterdarstellerin hier verloren hat: Sie will sich wieder in Hollywood und beim amerikanischen Publikum anbiedern.

Cameron Diaz mimt den Gegenentwurf zu netten Versagerin von nebenan: Die hysterische, erfolgreiche und arrogante Zicke, die bei jeder Gelegenheit herumkreischt. Typisch Frau! Nur erklärt Meyers, dass dieses neurotische Verhalten eine Krankheit ist, die auf einem traumatischen Jugenderlebnis fusst, der Scheidung der Eltern. Da Diaz in dem supersympathischen Jude Law (durchtrainiert, violette Lippen und erst noch ein Witwer) echte Liebe findet, überwindet sie sich und kann endlich wieder weinen! Was er an ihr findet, weiss auch das Drehbuch nicht.

The Holiday zeigt zwei moderne Frauen, ein Mauerblümchen und eine Zicke, die an der Liebe ihrer Männer genesen. Das ist nicht nur empörend, sondern vor allem langweilig.

Bewertung: 1 von 5

Originaltitel: The Holiday

Land: USA

Genre: Komödie

Dauer: 120 Minuten

Regie: Nancy Meyers

Darsteller: Cameron Diaz, Kate Winslet, Jude Law, Jack Black, Eli Wallach, Edward Burns, Rufus Sewell

Verleih: UIP

Kinostart: 14.12.2006

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Quelle: UIP (Link)
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