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12. Mai 2010, 19:12 Movie

Robin Hood

Gregor Schenker - Verfilmungen der Robin-Hood-Legende gibt es wie Sand am Meer – folglich werden die Verantwortlichen der neusten Adaption nicht müde zu betonen, dass diesmal ein ganz neuer und noch nie dagewesener Ansatz gewählt wurde. Und hey, man darf sich ja auch Hoffnungen machen, wenn si...

Verfilmungen der Robin-Hood-Legende gibt es wie Sand am Meer – folglich werden die Verantwortlichen der neusten Adaption nicht müde zu betonen, dass diesmal ein ganz neuer und noch nie dagewesener Ansatz gewählt wurde. Und hey, man darf sich ja auch Hoffnungen machen, wenn sich das Dreamteam Ridley Scott und Russel Crowe (Gladiator, American Gangster, Body of Lies) ans Werk macht und das Drehbuch vom oscarprämierten Brian Helgeland (L.A. Confidential, Mystic River) stammt, nicht? Freilich steckt hinter den grossen Worten wenig Substanz…

Erst einmal zur Handlung: Der geniale Bogenschütze Robin Longstride (Russel Crowe) ist König Richard loyal auf dessen Kreuzzug ins Heilige Land gefolgt und leistet ihm unschätzbare Dienste, als man 1199 auf dem Rückweg noch schnell ein paar französische Burgen schleift. Trotzdem fällt er bei dem kritikresistenten Regenten in Ungnade und setzt sich zusammen mit einigen Schicksalsgenossen ab, nachdem dieser in der Schlacht getötet wurde. Er gelangt mit seinen Begleitern glücklich zurück auf die heimatliche Insel, indem er sich als Sir Robert Loxley ausgibt (der echte starb bei einem Überfall), und hält die Rolle auf Bitte seines „Vaters“ Walter (Max von Sydow) aufrecht, um das Familienerbe zu bewahren – sehr zum Verdruss seiner „Ehefrau“ Marion (Cate Blanchett).
Da droht grosses Ungemach: Richards Nachfolger auf dem Thron, sein Bruder John (Oscar Isaac), erhebt horrende Steuern, um die leeren Staatskassen aufzufüllen. Zum obersten Eintreiber ernennt er Godfrey (Mark Strong), der allerdings seine eigenen Ziele verfolgt – durch sein skrupelloses Tun bringt er die Fürsten im Norden gegen den Herrscher auf, so dass die Engländer untereinander total zerstritten sind, als Philip II. von Frankreich eine Invasion der britischen Insel startet…

Eigentlich müsste dieser Film Robin Hood – The Beginning heissen, handelt er doch nicht von der eigentlichen Legende, sondern davon, wie der edle Räuber aus dem Sherwood Forest überhaupt zu eben diesem geworden ist. Mit anderen Worten: Was andere Robin Hood-Streifen ca. in der ersten halben Stunde abhandeln, wird hier zu einem eigenen Spielfilm. Um bei dieser Ausgangslage erfolgreich mehr als zwei Stunden Laufzeit füllen zu können, wird die Legende mit einem Rückgriff auf historische Elemente erweitert: Die Handlung spielt jetzt an der Schwelle zum 13. Jahrhundert und zum einen führt man die Magna Charta ein (eines der wichtigsten Dokumente auf dem Weg zur konstitutionellen Monarchie in England), zum anderen den Konflikt zwischen England unter Richard, bzw. John und Frankreich unter **Philipp II.* Allerdings hat die Handlung mit den tatsächlichen Ereignissen am Ende so gut wie gar nichts zu tun (von wegen „der historische Kern der Legende“, da lachen die Hühner). Und: Die Invasion durch Philipp II. ist zwar eine interessante Erweiterung (weil es coole Schlachtszenen gibt), die Magna Charta verkommt jedoch zu einem konsequent vernachlässigten Story-Element, aus dem so wenig gemacht wird, dass man sich ernstlich fragt, was die Übung überhaupt soll. Aber das passt zu einem Film, der jede Menge Fragen offen lässt und mit jeder Faser auf eine Fortsetzung ausgerichtet ist – deren Entstehung bisher allerdings in den Sternen steht.

Der Witz dabei ist, dass wir es hier im Grunde mit dem gleichen Robin Hood wie immer zu tun haben – die historischen Aspekte gewinnen der Geschichte keine neue Seite ab, sie ziehen sie nur sinnlos in die Länge. Auch die tiefere Auslotung der Charaktere bleibt blosse Behauptung, denn die Figuren wachsen nie über ein Dasein als eindimensionale Abenteuerfilm-Protagonisten hinaus – besonders die Bösewichte sind nie mehr als platte Stereotype und Robins Trauma wird derart oberflächlich abgehandelt, dass man sich das auch hätte sparen können. Es wird also viel über Politik geredet und es wird viel über Charakterzeugs geredet, ohne das am Ende etwas wirklich Erhellendes rausschaut. Kein Wunder, dass der Film so einige Längen hat.

Immerhin: Wenn die Handlung mal in die Gänge kommt, wird man gut unterhalten. Es gibt einige grandiose Actionszenen, die Ausstattung und historischen Landschaften sind fantastisch und das Staraufgebot kann sich sehen lassen (neben Crowe und Blanchett sind Max von Sydow und William Hurt in Nebenrollen zu sehen). Leider ist das halt nicht sonderlich viel…

Fazit: Irgendwie wünscht man sich, Ridley Scott und Co. hätten einen richtigen Robin Hood-Film gemacht oder tatsächlich ganz neue Wege ausprobiert, statt mit einer halbgaren, überflüssig historisierten und sinnlos ausgewalzten Möchtegern-Neuinterpretation zu nerven, die inhaltlich nur dann eine Existenzberechtigung hat, wenn sie erfolgreich genug ist, um eine Fortsetzung nach sich zu ziehen. Zumindest hat der Film etwas Unterhaltungswert, auch dank Stars, Action und visuellen Eindrücken. Aber alles in allem ist da nichts, wofür man extra ins Kino pilgern müsste.


Bewertung: 2.5 von 5


  • Titel: Robin Hood
  • Land: USA, England
  • Regie: Ridley Scott
  • Darsteller: Russell Crowe, Cate Blanchett, Oscar Isaac
  • Verleih: Universal Pictures
  • Start: 13. Mai 2010
Fotos von Universal Pictures
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