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18. Juli 2010, 22:33 Music Festivals

Gurtenfestival ’10: Perfekter Auftakt mit Empire of the Sun

Patrick Holenstein - Mit 12'000 Tickets war der Gurten am Donnerstag zwar nicht ausverkauft, als Auftakt war der erste Tag aber perfekt. Das Gedränge vor den Bühnen war erträglich, der Himmel hätte stahlblauer nicht sein können und die Temperaturen lagen auch über 30 Grad. Idealste Bedingungen ...

Mit 12'000 Tickets war der Gurten am Donnerstag zwar nicht ausverkauft, als Auftakt war der erste Tag aber perfekt. Das Gedränge vor den Bühnen war erträglich, der Himmel hätte stahlblauer nicht sein können und die Temperaturen lagen auch über 30 Grad. Idealste Bedingungen für ein Open Air. Aber der wichtigste Part am Ganzen war dann doch die Musik und der Donnerstag legte die Latte schon ziemlich hoch.

Bad Religion mühten sich kurz nach fünf Uhr in der brütenden Hitze redlich ab und animierten die Frühankömmlinge bereits zum „Die-Sau-Rauslassen“. Etwas gemächlicher (und langweiliger) zeigten sich wenig später Blood Red Shoes. Das Duo, das in Indie-Kreisen oft als heisses Ding gehandelt wird, blieb blass und farblos. Die Zeltbühne sollte an diesem ersten Tag noch bessere Momente erleben: Jet. Die Australier brauchten kaum zwei Akkorde, bis das Zelt tobte. Hits wie She’s a Genius oder die Hymne Are you gonna be my Girl belegten die Qualität der Band, die einen packenden Gig spielte. Die grossen Momente des Tages fanden jedoch auf der Hauptbühne statt.

Pete Doherty - live on stage

Kommt er oder kommt er nicht? Die Frage schwebte den halben Tag im Raum. Allerdings hat sich die Frage inzwischen eher als sinnlos erwiesen. Die Zeiten, als die Babyshambles wegen Drogenexzessen ihres Frontmannes Konzerte kurzfristig absagten, gehören längst der Vergangenheit an. Ok, zugegeben, ganz nüchtern wirkte Pete Doherty nicht, als er seine Babyshambles am späten Abend auf die Bühne führte. Frühere Konzerte der Engländer waren kurz und bewegten sich im oberen Durchschnitt, was die Spielfreude angeht, doch der Gurten-Gig zerstreute sämtliche Zweifel und zeigte, welche Klasse die Band tatsächlich hat. Lange Improvisationen und Mundharmonika-Parts verliehen der Band eine frische Aura. Songs wie Carry on up the morning, Delivery und There she goes unterstützten den Eindruck, dass hier eine der prägenden Bands der 00er Jahre auf der Bühne steht, und übertrugen sich 1:1 auf das Publikum. Ein kleiner Höhepunkt war der Libertines-Klassiker What Katie did und den Abschluss machte traditionell Fuck Forever. Zum Schluss schwebte nicht mehr die Frage nach Zu- oder Absage im Raum, vielmehr die Hoffnung, dass Pete sich gefangen und die Drogen wirklich ad acta gelegt hat und sein Talent nicht doch noch in der Themse versenkt.

Empire of the Sun - voll kostümiert.

Jaja, die Babyshambles hätten der Höhepunkt des Tages sein können, wenn da nicht zuvor eine Band aus Australien gewesen wäre, die exklusiv auf dem Gurten spielte. Luke Steele ist zwar seit einigen Monaten alleine unterwegs, weil sein Kumpel Nick Littlemore mit dem Erfolg von Empire of the Sun nicht klar kam und untertauchte, aber das bemerkte auf dem Gurten niemand. Einziger, wenn auch minimaler Wehmutstropfen war der frühe Slot. Empire of the Sun traten kurz vor neun Uhr auf die Bühne und es war schlicht noch zu hell, sodass einige Lichteffekte verblassten. Die Band, in der typischen Verkleidung und dem bekannten Make-up, haute den tanzbaren Elektro-Indie-Pop so kraftvoll in die Reihen, dass die Hauptbühne in Windeseile bevölkert war. Über den Screen im Hintergrund flimmerten konstant Bilder von Wolken, Planeten oder der Sonne, offensichtlich war das Thema des Gigs „Alles, was mit dem Himmel zu tun hat“. Empire of the Sun wirken auf CD schnell mal abgelutscht, weil die Stücke doch allesamt ähnlich strukturiert sind, am Gurten hingegen bliesen die Songs die Zuschauer förmlich weg. Keiner stand mehr still und als mit Walking on a Dream der grosse Hit der Band erklang, war klar, dass wohl eben der Gig des Tages über die Bühne gegangen war. Was Luke, seine Band und vier Tänzerinnen auf der Bühne präsentierten, war schlicht eine audiovisuelle Offenbarung.

Bilder und Infos gibt es auf der Homepage des Festivals.

Titelbild: www.gurtenfestival.ch / © Christian Helmle

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