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3. Oktober 2010, 21:37 Movie

You Will Meet a Tall Dark Stranger @ Zurich Film Festival

Gregor Schenker - Chaotische Familienverhältnisse herrschen im neuen Film von Woody Allen: Alfie (Anthony Hopkins) reicht nach vierzig Jahren die Scheidung ein und heiratet eine junge, strohblonde Prostituierte. Helena (Gemma Jones), die verlassene Ehefrau, geht zu einer Hellseherin und verliebt ...

Chaotische Familienverhältnisse herrschen im neuen Film von Woody Allen: Alfie (Anthony Hopkins) reicht nach vierzig Jahren die Scheidung ein und heiratet eine junge, strohblonde Prostituierte. Helena (Gemma Jones), die verlassene Ehefrau, geht zu einer Hellseherin und verliebt sich in einen Mann, der versucht, Kontakt zu seiner verstorbenen Partnerin aufzunehmen. Sally (Naomi Watts), die Tochter von Alfie und Helena, verliebt sich in ihren Chef, den Kunstgalerie-Besitzer Greg (Antonio Banderas). Ihr Mann, der Schriftsteller Roy (Josh Brolin), hat Pech mit seinem neuen Buch und wirft ein Auge auf die junge Nachbarin Dia (Freida Pinto) – die ist allerdings verlobt.

You Will Meet a Tall Dark Stranger ist nicht gerade ein Plädoyer für die Ehe, aber ein halbwegs amüsanter Liebesreigen mit einer tollen Besetzungsliste und einer Menge hübscher englischer Akzente (ansonsten merkt man wenig davon, dass der Film in London spielt). Das „halbwegs amüsant“ meine ich nämlich genau so, denn auch wenn es einiges zu lachen (oder wohl eher zu lächeln) gibt: Aha-Erlebnisse oder wirklich gute Momente findet man hier keine. Dafür uralte Klischees wie eben die von alten Männern, die sich jüngere Frauen suchen (hier Witze über Allens Privatleben einfügen), oder von Schriftstellern, die Bücher andere als die eigenen ausgeben. Bei dem müden Drehbuch überrascht es nicht, dass keiner der hochklassigen Darsteller es schafft, zu brillieren.

Der einzige Anflug von Originalität (mehr oder weniger) ist der offene Schluss. Den kann man wahlweise als Spiel mit den Erwartungen des Publikums und selbstreflexives Erzähl-Element begreifen – oder als Anzeichen dafür, dass Allen zu faul war, die Geschichte(n) seines Filmes fertig zu erzählen. Immerhin war er gemein genug, damit auch den Protagonisten ihr Happy-End zu verwehren (Ausnahme ist ausgerechnet die zunehmend esoterisch verblendete Helena) – wobei die im Laufe der Handlung eh immer unsympathischer wirken. Will sagen: Der Film ist im Grunde ziemlich zynisch, womit zumindest etwas vom Biss des frühen Allens übrig geblieben ist.

Trotzdem: You Will Meet a Tall Dark Stranger ist zwar eine leidlich unterhaltsame, aber beileibe keine sonderlich originelle oder aufregende Komödie. Das beste daran ist die prominente (aber ziemlich verschenkte) Besetzung.

Kommentare
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raphaelrueck89 04.10.2010 um 02:21
Ach schade... Dabei waren doch Cassandra's Dream und Vicky Christina Barcelona gar nicht schlecht. Mir gefiel der tragische Woody Allen!