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12. Juni 2013, 00:00 Movie

Kino: The Big Wedding

Gregor Schenker - Es ist ja schon schlimm genug, dass "The Big Wedding" ein empörend dummer und konsequent unkomischer Film ist. Darüber hinaus ist er auch noch rassistisch. Und die Schweiz hat Mitschuld.

Ja, auch das gibt es, dass nämlich eine schweizerische Produktion ein Hollywood-Remake erhält. The Big Wedding basiert auf Mon frère se marie von Jean-Stéphane Bron (Mais im Bundeshuus). Da ging es um den adoptierten Vinh, dessen leibliche Mutter und Onkel aus Vietnam in die Schweiz anreisen, als er heiratet. Um die beiden nicht zu enttäuschen, bringt er seine völlig dysfunktionale eidgenössische Familie dazu, sich zusammenzuraufen und den ausländischen Besuchern ein heiles Familienleben vorzuspielen.

Der amerikanische Drehbuchautor und Regisseur Justin Zackham (The Bucket List) tat sein Möglichstes, aus Bruchstücken der charmanten Vorlage eine deprimierende Neuverfilmung zu bauen. Bei ihm geht es um Alejandro, der zu seiner Hochzeit die biologische Mutter nebst Schwester aus Kolumbien erwartet. Da die besagte Mutter streng katholisch ist, überredet er seine geschiedenen Adoptiveltern Ellie und Don (Diane Keaton und Robert De Niro), so zu tun, als seien sie noch immer ein Ehepaar.
Mit der Bitte verletzt er allerdings die Gefühle von Bebe (Susan Sarandon). Sie ist die neue Lebensgefährtin von Don und so etwas wie die zweite Adoptivmutter von Alejandro.

Aus unerfindlichen Gründen unterstützt die ganze Familie Alejandro bei dessen schäbigen Tun. Daraus resultieren die erwartbaren Turbulenzen, ohne dass der Film jemals einen lustigen Moment hinbekommen würde. Wenn Keaton am Anfang De Niro beim Cunnilingus an Sarandon überrascht, so ist das nur der logische Einstieg in einen Film, der seine abgetakelten Stars konsequent an drittklassige Gags verschwendet.

Ebenso unerfreulich wird es, wenn Zackham und Co. versuchen, das Publikum zu rühren. Dafür ist allen voran Katherine Heigl zuständig, die Alejandros Stiefschwester spielt. Die hat nach einem schweren Streit ihren Mann verlassen, stellt jetzt aber fest, dass sie schwanger ist (ihrer medizinisch bestätigten Unfruchtbarkeit zum Trotz). Nun heult sie sich in regelmässigen Abständen bei De Niro aus (und erbricht sich einmal auf sein Sakko).
Der stetige Wechsel zwischen drögem Pseudohumor und plattem Melodrama ist doppelt ungeniessbar.

Und trotzdem kommt's noch schlimmer: The Big Wedding ist nicht nur ein dummer und anti-komischer, sondern auch ein rassistischer Film. Anhand von Alejandros leiblicher Mutter und Schwester stellt Zackham Südamerikanerinnen als fanatische Frömmler, bzw. als sexbesessene Schlampen dar. Und wer spielt den Adoptivsohn? Ein weisser Engländer in brauner Schminke (Ben Barnes, besser bekannt als Prinz Caspian aus den Narnia-Filmen).
Und nun schaut euch einmal das Plakat an:

Ganz genau, die beiden Kolumbianerinnen sind nicht darauf. Hier hat es keinen Platz für braune Menschen.
Wenn nun Zackham den Dorfpfarrer (Robin Williams) oder die Eltern der Braut aufgrund ihres Rassismus der Lächerlichkeit preis gibt, ist das pure Heuchelei und eine Beleidigung des Publikums. Und die Schweiz ist mit dran schuld.

Bewertung: 1 von 5


  • Titel: The Big Wedding
  • Land: USA
  • Regie: Justin Zackham
  • Drehbuch: Justin Zackham
  • Darsteller: Robert De Niro, Diane Keaton, Susan Sarandon
  • Verleih: Ascot Elite
  • Start: 13. Juni 2013
Fotos von Ascot Elite
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