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7. August 2013, 00:00 Movie

Kino: The Lone Ranger

Gregor Schenker - Der jüngste Teil von „Pirates of the Caribbean“ spielt im Wilden Westen und heisst „The Lone Ranger“. Gore Verbinski und Johnny Depp vermeiden jeden Anflug von Originalität und nerven mit bemühter Komik – ganze zweieinhalb Stunden lang.

Superstar Johnny Depp und Regisseur Gore Verbinski machen seit 2003 in regelmässigen Abständen immer denselben Film: Ein überlanges Actionspektakel mit infantiler Story, miserablen CGI-Stunts und einer exzentrischen Tunte als Hauptfigur. Nun haben die beiden das Eigen-Recycling auf die Spitze getrieben und Pirates of the Caribbean mit Rango vermengt, das Resultat nennt sich The Lone Ranger.

Dieser Lone Ranger erlebte seine Geburt im Jahre 1933 als Held einer populären Radioshow. Es folgten Bücher, Kino-Serials, Fernsehserien, Comics und mehrere Filme, die von den Abenteuern des maskierten Texas Ranger und seines treuen Gefolgen, dem Indianer Tonto, erzählen. In den USA sind die beiden beliebt und bekannt, hierzulande kennt sie kaum jemand.

Kennen muss man sie aber auch nicht, das Depp-Verbinski-Werk erzählt nämlich von den Anfängen des Helden. Es beginnt mit dem angehenden Staatsanwalt John Reid (Armie Hammer), der nach Abschluss seines Jurastudiums zurück ins heimatliche Kaff reist. Sein Bruder Dan arbeitet dort, mitten im Wilden Westen, als Texas Ranger und fällt mitsamt seiner Truppe einem Hinterhalt des Schwerverbrechers Butch Cavendish (William Fichtner) zum Opfer.
John überlebt die Attacke als einziger und tut sich mit dem Komantschen Tonto (Johnny Depp) zusammen, um den Tod seines Bruders zu rächen. Weil die örtlichen Autoritäten selbst in den Mord verwickelt sind, bindet sich John eine Maske um und kämpft unerkannt als Lone Ranger gegen das Verbrechen.

Das Greenhorn, das wider Willen zum Westernhelden wird; der Indianer, der eine alte Rechnung mit dem weissen Mann zu begleichen hat; ehrbare Bürger, die in Wirklichkeit Bösewichte sind: The Lone Ranger türmt Klischee auf Klischee. In dem Versuch, der Vorlage die Referenz zu erweisen, vermeiden Verbinski und Co. alle frischen Ideen und bieten nicht mehr als eine vorhersehbare Story mit stereotypen Protagonisten.
Da ihnen das selbst nicht ganz geheuer ist, versuchen sie den Mangel an Originalität mit Ironie zu kompensieren. So macht sich ständig jemand über die Maske des Rangers lustig, was mit der Zeit jedoch ebenso nervtötend ist wie die gestelzten Streitgespräche zwischen John und Tonto oder die Versuche des Indianers, seinen toten Vogel zu füttern. Diese gezwungene Gute-Laune-Stimmung überträgt sich in den ermüdenden zweieinhalb Stunden, die der Film andauert, nie auf den Zuschauer.

Auch sonst wissen Verbinski und Co. nicht, ob sie der Vorlage treu bleiben oder moderne Sehgewohnheiten bedienen wollen. Sie feiern eine naive Wild-West-Romantik alter Schule, mit buntem Mummenschanz und kinderfreundlichen Abenteuern. Alles betont simpel und harmlos – wenn Cavendish nicht grad jemandem das Herz bei lebendigem Leib herausschneidet, um es zu verspeisen. Oder die Kavallerie einen ganzen Indianerstamm mit dem Maschinengewehr niedermetzelt. So nah The Lone Ranger sonst an der Vorlage dranbleibt, so seltsam wirken diese Einschübe die den Geist des Italo-Western atmen. Aber schon die Pirates of the Caribbean-Filme irritierten mit dieser komischen Mischung aus Kinderkram und brutaler Gewalt.

Bedenklich wird die Vorlagentreue in der Darstellung der Indianer. Die Komantschen in The Lone Ranger gehorchen einmal mehr dem leidigen Klischee des edlen Wilden; sie sind eins mit der Natur, kennen keine Gier, opfern sich mit Würde und sind überhaupt viel weiser als die Europäer mit ihrer korrupten Zivilisation. Das ist zum einen verlogen, weil die Fortschrittskritik aus einem technikverliebten Blockbuster stammt (aber das kennt man schon von den Pirats of the Caribbean). Zum anderen ist es zwar angemessen, dass amerikanische Ureinwohner die Indianer spielen, die Rollte des Tonto übernimmt aber dennoch ein angemalter Johnny Depp. Ein gewisses Mass an Rassismus kann Hollywood einfach nicht sein lassen.

Das wäre alles nicht ganz so schlimm, würde der Film wenigstens seine überlangen Actionszenen nicht mit einem Übermass an CGI versauen. Da springt der Lone Ranger zum Beispiel auf seinem weissen Hengst von einem Hausdach auf einen Zug und mutiert dabei nebst Ross zu einer Videospiel-Figur. Angesichts dessen ist es ein schlechter Witz, wenn im Finale die Wilhelm-Tell-Overtüre von der Tonspur plärrt – denn über den bodenständigen Charme, den die Musik behauptet, verfügt dieses langweilige, sterile Möchtegern-Spektakel keine Sekunde. Man könnte sich glatt aufregen, wäre einem der Quatsch bis dahin nicht längst egal.


Bewertung: 2 von 5


  • Titel: The Lone Ranger
  • Land: USA
  • Regie: Gore Verbinski
  • Drehbuch: Justin Haythe, Ted Elliott, Terry Rossio
  • Darsteller: Johnny Depp, Armie Hammer, William Fichtner
  • Verleih: Walt Disney
  • Start: 8. August 2013
Fotos von Walt Disney
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