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13. November 2014, 00:40 Movie

KINO: THE SALT OF THE EARTH

Christine Albrecht - Wim Wenders, selbst ein Meister der Bilder, hat über einen der wichtigsten sozialkritischen Fotografen unserer Zeit, Sebastiao Salgado, einen Dokumentarfilm gedreht. Entstanden ist ein Werk, das nicht nur, aber vor allem visuell beeindruckt.

Der Film beginnt in den Goldminen von Brasilien. Hier fing der Fotograf Sebastiao Salgado den kräftezerrenden Alltag der Goldgräber ein und schoss das Bild eines schwerbepackten jungen Mannes. Eben dieses Bild entdeckt Wim Wenders Jahre später in einer Galerie und hängt es in seinem Zuhause auf. Jahre bevor er den Fotografen überhaupt kennenlernte und Jahre bevor er über und mit ihm einen Film drehte.

Zusammen mit Juliano Salgado, der seinen Vater schon seit Jahren mit der Kamera begleitete, liess er einen Dokumentarfilm über den herausragenden Fotografen entstehen. Wenders beschränkt sich nicht darauf, Salgado bei seiner Arbeit zu zeigen, sondern lässt ihn selbst viel über die Entstehung seiner berühmten Bilder sprechen. Sebastiao Salgado, stellt sich heraus, ist ein begnadeter Erzähler.

The Salt of the Earth ist ein unglaublich schöner Film, im wahrsten Sinne des Wortes: Die Bilder Salgados, zweifellos atemberaubende Zeugen der Menschheitsgeschichte, wechseln sich ab mit den Bildern Wenders, selbst Meister des Visuellen.
Doch der Film ist nicht nur eine Reise durch die Aufnahmen Salgados, sondern auch eine Reise durch die dunkelsten Orte der Menschheit: er begleitete Flüchtlinge durch die Sahelzone, dokumentierte Proteste von ausgebeuteten Arbeitern in Lateinamerika, das Löschen der brennenden Ölfelder in Kuwait oder sogar den Genozid in Ruanda. Das Gute und das Schlechte, Schwarz und Weiss: selten sind sie so nah beieinander wie bei Sebastiao Salgado.

Dass es nicht spurlos an einem Menschen vorbeigehen kann, wenn er den Grausamkeiten der Menschheit folgen muss, hat auch Salgado erfahren müssen. Er distanzierte sich von der Fotografie und zog sich auf das Landgut seines Vaters in Brasilien zurück. Dort begann er mit seiner Frau den ausgetrockneten Wald um das Anwesen herum wieder zu bepflanzen.

Und wie die Bäume wieder die Natur eroberten, begann auch Salgado wieder zu fotografieren. Diesmal jedoch rückte er nicht die Menschen in den Fokus seines Objektivs, sondern wandte sich komplett der Natur zu.
Dem Schritt vom sozialkritischen Fotografen zum Naturfotografen standen viele skeptisch gegenüber, doch die Aufnahmen, die Salgado vom Planeten Erde macht, sprechen für sich und sind, man kann es erraten, einmal mehr atemberaubend. Aus den Naturbildern ist das Fotobuch Genesis entstanden, das 2013 erschien und an dem er seit 2004 gearbeitet hatte.

The Salt of the Earth wurde dieses Jahr in Cannes mit Standing Ovations bejubelt, zu Recht, denn der Film ist nicht nur visuell sehr beeindruckend, sondern erzählt auch die Geschichte Salgados mit viel Feingefühl und Hochachtung.

Die Aufnahmen von Juliano Ribeiro Salgado, Sohn des Hauptakteurs, und Wim Wenders wechseln sich ab mit den schwarz-weissen Aufnahmen Salgados. So gleicht der Film aber auch einem Gang durch die dunkelsten Kapitel der Menschheit. Aber genau diese Mischung zwischen Schönheit und Grausamkeit ist es, die den Film so spannend und aufwühlend macht und die bereits Salgados Fotografien auszeichnen. Die Leinwand scheint ausserdem Salgados Aufnahmen gerecht zu werden, gerade in dieser Grösse entfalten sie eine kraftvolle Wirkung.

Den Dokumentarfilm, in Cannes dieses Jahr mit dem Spezialpreis in der Sektion un certain regard ausgezeichnet, darf man sich nicht entgehen lassen. Natürlich, in erster Linie geht es um Sebastiao Salgado, einer der wichtigsten und besten Fotografen unserer Zeit, aber es geht auch um die Geschichte der Menschheit, ihre Grausamkeiten und Hoffnungen und schliesslich um die alles überdauernde Schönheit der Natur.
Mein persönlicher Tipp: Es lohnt sich den Film im Kino zu sehen.

Bewertung: 5 von 5

  • Titel: The Salt of the Earth
  • Land: Frankreich
  • Regie: Wim Wenders & Juliano Ribeiro Salgado
  • Verleih: Filmcoopi
  • Start: 13. 11. 2014

Fotos von www.filmcoopi.ch

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