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25. November 2014, 00:00 Movie

Kino: Electroboy

Lea Bosshart - Mit "Electroboy" zeichnet Marcel Gisler die Höhen und Tiefen im Leben des Florian Burkhardt nach. Getrieben von Ideen und überzeugt von seinem Erfolg, wird Florian irgendwann von seinen eigenen Dämonen eingeholt.

"Wir sind einfach nicht kompatibel", sagt Florian Burkhardt über sich und seine Eltern. Geprägt von einer kontrollbedürftigen Mutter und einem religiösen Vater treibt es ihn mit 21, kurz nachdem er das Lehrersemi abgeschlossen hat, in die weite Welt hinaus: Hollywood.
Sein Traum ist es, ein bekannter Star zu werden. Dabei lässt er sich von Fidji (Urs Keller) finanzieren und schlägt sich so vier Monate über die Runden. Fidji ist ein Freund, der sich in L.A. als sein Agent ausgibt.
Leider bleibt jedoch der Erfolg in der Schauspielerei aus. Man ist belustigt, als Fidji, der nun in Indien ein spirituelles Leben lebt, erzählt, dass er Florian kein einziges Mal schauspielern gesehen hatte, jedoch immer davon überzeugt war, dass er das Zeug zum ganz grossen Star hatte.

Florian beginnt immer wieder Projekte, nur um sie ebenso schnell wieder abzubrechen. Im Film fällt auf, wie oft er Wörter wie "peng", "tätsch", "bumm" benutzt, um zu signalisieren, dass etwas schlagartig eingetreten ist. So werden diese Wörter zum Sinnbild für den Verlauf seines Lebens:
Nachdem Florian seine Modelkarriere abrupt abgebrochen hat, produziert er für eine wichtige Schweizer Internetagentur Videos. Doch auch diese Etappe ist nicht von Dauer und irgendwann hat der Wahn ein Ende. Der hochsensible Florian leidet an Panickattacken und landet im Burghölzli. Um dann, mit 30, nochmals ein neues Projekt anzureissen. Als "electroboy" organisiert er Partys, an denen man visuell überschwemmt wird und seinen Worten nach "die totale Reizüberflutung" erlebt. Selber nimmt er jedoch aufgrund seiner Angststörungen nicht daran teil.

Regisseur Marcel Gisler hat für sein filmisches Schaffen mehrere Preise gewonnen, unter anderem den Silbernen Leoparden in Locarno für Tagediebe (1985) oder den Zürcher Filmpreis für Rosie (2013). Electroboy ist sein erster Dokumentarfilm.
Meine Erwartung an einen guten Dokumentarfilm, nämlich, dass die Personen schonungslos so gezeigt werden, wie sie wirklich sind, wurde mit Electroboy mehr als erfüllt. Das Genre des Dokumentarfilms reflektiert sich dabei manchmal selbst, wie z.B. als Florians Eltern zum ersten Mal auftreten und sich nicht bewusst sind, dass sie schon gefilmt werden, oder als Florian an einer Stelle aus seinem Sessel aufsteht und wegläuft.

Bewertung: 5 von 5

  • Titel: Electroboy
  • Land: Schweiz
  • Regie: Marcel Gisler
  • Drehbuch: Marcel Gisler
  • Darsteller: Florian Burkhardt, Urs Keller (Fidji), Urs Althaus
  • Verleih: Vinca Film
  • Start: 27. November 2014

Fotos von Vinca Film

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