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31. März 2015, 19:47 Konzert Music

Postmoderner Ohrenschmaus aus New York City

Fabian Keller - Wie klingt es, wenn ein Youtuber mit einer eigentlich nicht ganz neuen Idee, dafür umso sorgfältigeren Umsetzung zahlreiche talentierte Musiknewcomer um sich schart und alle möglichen Hits durch den Wolf dreht? Genau, so wie Scott Bradlee's Postmodern Jukebox. Massentauglich ist das ganze auch noch.

Immer wieder fördert Youtube wie aus dem nichts kleine Leute mit grossen Ideen zu Tage. In diesem Fall handelt es sich um Scott Bradlee, der eigentlich «nur» die Idee hatte, mit verschiedenen, befreundeten Musikern und Sängern aktuelle Hits in andere Musikstile umzukrempeln. Und mit anderen Stilen ist hier so ziemlich alles gemeint: Doo Wop, New Orleans, Jazz, Vintage, Mariachi, Ragtime, Soul, Singer/Songwriter – you name it. Das bestechende daran, und wohl der Grund für seinen Erfolg, ist das ursprünglich bescheidene Setting, welches Multi-Instrumentalist und Pianist Scott Bradlee immer in einem kleinen Raum in seiner kleinen, unspektakulären New Yorker Wohnung zeigt, wo er so ziemlich eben all diese Musiker reinstopft und im Wochentakt neue Videos – also Interpretationen aktueller Hits im neuen Kleid raushaut.

Bestechend ist jedoch die Tatsache, dass heutzutage nicht mehr die Plattenmultis das Einkommen dieser Musik generieren, sondern die Fans, welche die Videos auf Youtube anschauen. Entsprechend konnte Scott Bradlee mit einem Riesentrupp an Musikern auch die erste eigene internationale Tour «finanzieren» und dem begeisterten Zürcher Publikum rund zwei Stunden lang im ausverkauften Kaufleuten seine meistgeklickten Youtube-Videos, ähm Hits, zum Besten geben.

Man darf getrost behaupten, dass dies womöglich der erste und letzte kleine Gig gewesen sein könnte. Die Show und das Konzept dahinter, sind einfach zu gut, um nur im kleinen vorgetragen zu werden. Während über zweier Stunden hat Bradlee mit seiner Band und einem Laudator munter mit viel Witz, Charme und Bescheidenheit durch eine musikalische Entdeckungsreise der letzten Jahrzehnte geführt und es sich nicht nehmen lassen, alles bis ins kleinste Detail zu gestalten.

Es wurden nicht nur so ziemlich alle Publikums-Favoriten (Youtube-Clickzahlen entsprechend) in jeweiligem Setting und mit jeweiligen Gastmusikern (wenn man die Mitglieder der Rund 48 köpfigen Band so nennen darf) gespielt, sondern das ganze auch im Rahmen seiner schönen Entstehungs-Geschichte (Bradlees Zeit als hungernder Musiker nach dem Studium) witzig inszeniert.

Ich glaube das erste Mal hat ein Publikum einem Künstler wirklich abgenommen, dass dieser sich unglaublich freut, das erste Mal in der Schweiz zu sein. Schliesslich, hat sich dieser Künstler nach einer harten Durststrecke alles selber erarbeitet und ganz vielen Freunden ebenfalls zur Möglichkeit verholfen um die Welt zu touren.

Wir können uns eigentlich nur eins Wünschen: dass Bradlee mit seiner «Postmodern Jukebox» hoffentlich auch bald die hiesigen Festivals bespielt. Und dass dies auch sicher klappt, kucken wir weiterhin schön seine Videos im ScottBradleeLovesYa-Youtube Channel.

Bilder: Montrealrampage.com
Video: The Kennedy Center

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