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8. April 2015, 00:00 Movie

Kino: Halbe Brüder

Gregor Schenker - Der Rapper Sido ist noch das Beste an dieser deutschen Deppenkomödie. Drei Halbbrüder forschen der Vergangenheit ihrer gemeinsamen Mutter nach, um an ihre Hinterlassenschaft zu gelangen. Bis es soweit ist, gibt's viele Witze übers Kacken und Kiffen.

Drei Typen gehen zum Notar:

  • Julian (Paul Würdig aka Sido). Ehemals ein Kleinbetrüger, versucht er seiner Frau zuliebe seriös zu werden.
  • Yasin (Fahri Yardim). Verklemmter Sohn eines Grossindustriellen.
  • Addi (vollkommen ohne Charisma oder Schauspieltalent: Tedros Teclebrhan aka Teddy). Dauerkiffender Gangstarapper mit schwangerer Freundin.

Nachdem ihnen der Notar eröffnet hat, dass sie Halbbrüder (Drittelbrüder?) sind, kommt gleich der nächste Schock: Die jüngst verstorbene biologische Mutter, eine Nonne, hat ihnen ein Vermögen von 120'000 Euro vererbt.
Das Geld kann insbesondere Julian gebrauchen, hat er doch eben erst Schulden bei einem Mafiaboss gemacht. Also überredet er die anderen beiden dazu, mit ihm auf eine Schnitzeljagd mitten rein in die Vergangenheit zu gehen – denn Muttis Kohle will erst einmal gefunden werden.

Wie nicht anders zu erwarten, führt die Suche der gegensätzlichen Brüder zu äusserst amüsanten Verwicklungen und fördert manch lustige Erkenntnis zu Tage. Da stellt sich zum Beispiel heraus, dass der Vater von Addi, dem knallharten Möchtegern-Gangster, ausgerechnet der Schlagersänger Roberto Blanco ist. Höhö.
Nein, besonders geistreich ist das nicht, aber immerhin der gelungenste Moment eines Films, dessen Ziel es zu sein scheint, nichts als die abgenudelsten Deppenwitze zu versammeln.
Eine Auswahl:

  • Nach dem Termin beim Notar kippt Addi die Asche der Mutter kurzerhand in den Rinnstein.
  • Eine alte Oma nennt unsere Helden „Motherfuckers“.
  • Yasin muss dringend kacken. Mangels Alternativen begibt er sich in eine Unterführung, wird dann aber von zwei Polizisten überrascht.
  • Der Vater von Yasin erweist sich als Schlammcatcher in einem Schwulenclub. Als sein Sohn ihn herausfordert, ringt der Alte ihn nieder, um seinen Unterleib an ihm zu reiben.
  • Detlev Buck spielt den Bruder der Mutter, einen alten Hippie, der die drei Brüder bei sich aufnimmt. Als sie ihn einmal wegen eines Notfalls aus dem Bett holen, stellen sie fest, dass er nackt schläft.

So geht es die ganze Zeit. Die paar Gags, die noch halbwegs lustig wären, gehen an der fehlgeleiteten Inszenierung zugrunde. Christian Alvart nämlich, der Regisseur, war bisher durchwegs für ernste Filme zuständig, für Thriller, Horror und Tatort-Krimis. Entsprechend fühlt sich auch Halbe Brüder an: Die Leichtigkeit, die man von einer Komödie diesen Zuschnitts erwarten würde, erstickt am dröhnenden Soundtrack und den deprimierenden Bildern.

Gipfel dieser Zwiespältigkeit im Ton ist der Schuldeneintreiber der Mafiosi: Ein Typ mit schlechten Zähnen, der stets ein ranziges Hasenkostüm trägt. Hätte David Lynch es sich in den Kopf gesetzt, Fäkalkomödien zu drehen, käme sowas dabei raus.
Andererseits passt das ja zu der Schule von Til Schweiger und Matthias Schweighöfer, die gern Witze von gestern mit moderner Videoclip-Ästhetik verbinden – obs passt oder nicht. (Die Drehbuchautoren von Halbe Brüder stammen auch aus der Ecke.)

Jedenfalls, wer sich diese Woche unbedingt eine Komödie im Kino ansehen will, greift besser zu Mall Cop 2. Und wer den Mist gesehen hat, weiss, dass die Menschheit verdammt ist.


Bewertung: 1 von 5


  • Titel: Halbe Brüder
  • Land: Deutschland
  • Regie: Christian Alvart
  • Drehbuch: Doron Wisotzky, Michael Ostrowski
  • Darsteller: Paul „Sido“ Würdig, Fahri Yardim, Tedros „Teddy“ Teclebrhan, Roberto Blanco, Detlev Buck
  • Verleih: Universal
  • Start: 9. April 2015

Fotos von Universal

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