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21. Juli 2015, 10:22 Konzert Music International

Er macht sein Ding! Udo Lindenberg’s Stadion Show

Christoph Gurtner - Udo Lindenberg (69) und seine Panik Familie begeistert vor 50 000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion.

Es war ein nasser 14. Juli in Berlin. Trotzdem spürte man schon vor dem Olympia Stadion in Berlin die Vorfreude auf Udo Lindenberg und sein Panik Orchester. Um punkt 20:00 Uhr ging es mit einem Intro auf den LED-Wänden los. Man hörte das Meer rauschen und die Goldene Statue kam langsam auf das Publikum zu. Das Meer wurde wilder und wurde schlussendlich zum Sturm. Doch der Panik Dampfer hielt dem Peitschen der Wellen Stand und ging auf der Bühne vor Anker. Dann kam er, der Panik-Präsident, über das Publikum geflogen. Mit der obligaten Zigarre in der Hand eröffnete das Konzert mit «Odysee» ein passender Einstieg für eine 3 Stunden Show.Auf der Bühne gelandet und von seinen 4 Tänzerinnen freudig und mit Küssen in Empfang genommen, ging es mit «Heizer» weiter. Genau das richtige für das Berliner Publikum, das eher noch unterkühlt mitklatschte, aber eine furiose Stimmung war das noch nicht. Nach «Boogie Woogie Mädchen» folgte ein ruhiger Teil mit Balladen über die erste Liebe und eben auch wenn diese zerbricht. Das Publikum kam nicht nur wegen der grossen Party sondern einfach um den 69 Jährigen Deutschrock Pionier zu hören. „ Ich weiss nicht wie oft ich diesen Titel noch spielen muss“

Lindenberg ist auch für seine politischen Ansagen bekannt und seine Meinung gegen Fremdenhass und Krieg sind klar gemacht. Wo könnte «Sie brauchen keinen Führer» besser hin passen als in das Stadion dass unter der Nazi Herrschaft aus dem Boden gestampft wurde.

Mit trauriger Stimme fragte er „Ich weiss nicht wie oft ich diesen Titel «Wozu sind den Kriege da» noch spielen muss“ weil der Krieg immer noch da ist. Sein 10 Jährigen Duett Partner der in der Mitte des Songs zum Einsatz kam, wurde unter tosendem Applaus begrüsst.

Die Wolken über dem Stadion verzogen sich, die Nacht brach über Berlin herein. Zeit ein paar Freunde auf die Bühne zu holen, von denen hat Lindenberg viele eingeladen. Darunter auch junge Talente wie Clueso, Adel Tawil, oder Max Herre. Ja selbst mit dem Ufo kamen sie auf der «Sternenreise» vorbei um mit dem Udonauten zu feiern Adel Tawil legte bei «Bunte Republik Deutschland» ein geladenes Rap-Solo hin das vor allem die jungen Besucher entzückte.

„Kühlen Bräute und heisses Bier“

Es war der Startschuss zu der grossen Panikparty. OTTO Waalkes rockte mit kühlen Bräuten und heissem Bier auf dem «Highway to Hell» bevor er dann mit seinem Ex WG Kumpel «Der Greis ist Heiss» sang. Auch das ist Lindenberg: mit viel Selbstironie lässt er seine „Panik Family“ mit Rollatoren und anderen Gehhilfen eine Polonaise machen. Dass es Spass machte sah man allen an. Die Nachtigall wie Lindenberg auch genannt wird, macht eben sein Ding konsequent und jeder der sich drauf einlässt findet es gut. Mit Helge Schneider am Saxophon, Jan Delay und Stephanie Heinzmann standen weitere Gäste auf der Bühne. Letztere durfte mit Lindenberg «Candy Jane» singen und tat dies auch mit viel Freude. Unser Walliser Rocklady hat in Deutschland einen hohen Stellenwert bei Künstlern und Publikum. Schade dass diese tolle Sängerin in der Schweiz immer noch mehr belächelt als ernst genommen wird. Gerade ihre Anti Glamour Haltung und Natürlichkeit ist sympathisch. Dass Heinzmann singen kann muss sie nicht mehr beweisen.Bülent Ceylan der schon als Support Act Ausschnitte aus seinem Haarrock Programm präsentierte legte mit dem Panik-Präsidenten einen mehr oder weniger sexy „Lindianertanz“ hin.

„Hinter dem Horizont“

In Berlin spielt seit einigen Jahren das Musical «Hinter dem Horizont» mit den Songs von Lindenberg. Da war ja klar dass die Hauptdarstellerin, Josephin Busch, mit Udo den Titelsong im Duett sang. Für mich einer der vielen Höhepunkte. Das Lied über die Liebe die von einer Mauer getrennt wird, passt perfekt in diesen Reigen an 33 Songs aus dem ganzen Schaffen von Udo Lindenberg. Da darf der «Sonderzug nach Pankov» keinen falls fehlen, immerhin fährt die U-Bahn von Berlin Pankov bis zum Olympiastadion. Mit Jan Delay ging es dann funkig über Hamburgs «Reeperbahn». Die beiden Musiker machen schon länger gemeinsame Projekte. Das Rockige Lindenbergs und der Hip Hop Delay’s funktionieren gerade bei diesem Stück hervorragend zusammen. Das Herz von St. Pauli in der Hansa Stadt ist auch voll von Gegensätzen. Nach 3 Stunden Zigarren rauchen und Panik Party, wurde es noch einmal ganz ruhig im Stadion. Mit «Ich Schwöre» verabschiedete sich der Panik-Präsident sichtlich gerührt vom grossartigen Berliner Publikum. Danach zog er seinen Astronauten Anzug an und flog mit Woody Wodka und riesen Feuerfontänen und einem Feuerwerk dem Himmel entgegen. Das war’s. Der Udonaut ging von seinem 400 Quadratmeter grossen Spielplatz zurück in seine eigene Galaxis. Er machte sein Ding und es war einfach grossartig. Die Spielfreude von seinem Panik Orchester und seinen Freunden. Seine technischen Spielereien waren mit einem grossen Aufwand verbunden. In 31 Trucks wurde das Bühnenmaterial von Hanover (2 Shows) nach Berlin und weiter nach Frankfurt am Main transportiert. Mit einer 600 Quadratmeter grossen LED Wand konnte man auch auf den hintersten Plätzen das Geschehen verfolgen. Für den guten Sound sorgten 200 Lautsprecher mit 71 Funkstecker. Für das rechte Licht waren 300 Scheinwerfer im Einsatz. Total wurden 31 Kilometer Kabel verlegt. Diese würden von Zürich nach Zug reichen. Um diese Riesenproduktion reibungslos über die Bühne zu bringen brauchte es eine 120 Mann starke Crew und 100 weitere Helfer. Auch dank ihnen kam jeder der 50’000 Besucher auf seine Kosten und ging zufrieden nachhause. Es bleibt wirklich zu hoffen dass Udo Lindenberg und seine Panik Family den Weg in die Schweiz finden um auch den hiesigen Freunden dieses Spektakel der Extra Klasse zu zeigen.

Alle Fotos Christoph Gurtner (Usgang.ch) Weitere Fotos

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