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28. August 2015, 12:06 Konzert Kultur Music Festivals

Halbzeit am Zürich Openair 2015

Dominique Rais - Zum fünften Mal findet in diesem Jahr das Zürich Openair statt. Jetzt heisst es Halbzeit. Ein Rückblick auf die vergangenen zwei Festivaltage.

Das noch junge Festival hält in diesem Jahr für die Besucher einige Veränderungen bereit: erstmals setzten die Veranstalter auf Cashless. Zweifellos ist das bargeldlos Zahlens ab einem gewissen Promillepegel durchaus von Vorteil, trotzdem stehen viele dem Cashless-System mit Skepsis gegenüber – mit Recht, so wie sich bereits am ersten Festivaltag herausstellen sollte. Abgesehen von der Tatsache, dass man nach 4, 5 Bieren und dem ein oder andern Longdrink gerne mal den finanziellen Überblick verliert, sorgte vor allem das vorgängige Aufladen der Festivalbändel bei einer Vielzahl von Besuchern für Probleme. So wurden einzelne Geldbeträge zwar abgebucht, doch nicht gutgeschrieben.

Doch das Cashless-System ist nicht das Einzige, mit dem die Veranstalter in diesem Jahr zu kämpfen haben. Aufgrund der bevorstehenden Street Parade am Samstag startete das Zürich Openair in diesem Jahr bereits am Mittwoch. Das wiederum hatte einen eher mässigen Andrang zur Folge – trotz des gefeierten Headliner-Acts The Libertines. Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch, was nicht zuletzt auch an Petrus liegen mag. Denn wer braucht schon Strand und Meer, wenn man sich auch in Rümlang bei strahlendem Sonnenschein und mit guter Musik die Plauze goldbraun brutzeln lassen kann?!

Obwohl wenn der Andrang am Mittwoch verhalten war, füllte sich der Platz vor der Blue Stage zunehmend, als Years & Years, die Electro-Pop-Newcomer aus London, gegen 17:30 die Bühne betraten. Sänger Olly Alexander machte das Zürich Openair kurzerhand zu seinem Wohnzimmer. In ultramarinblaue Shorts, einem schwarzes T-Shirt und weissen Tennissocken in nicht mehr ganz so weissen Sneakers schürte er die Tanzlaune beim Publikum und sorgte für ein durchweg moderates Warm-up für die darauffolgenden Auftritte von Alt-J und The Libertines.

Alt-J begeisterten das grösstenteil junge Publikum, auch wenn sie nicht mehr ganz so druckvoll wirkten, wie in früheren Jahren. Als es längst dunkel war, hiess es „Leinen los“ für The Libertines, die nach zehn Jahren wiedervereinigt, allen voran Ex-Rüpel-Rocker Pete Doherty, mit ihrem Gitarren-Rock beim Publikum für mächtig Anklang sorgten. Wer dann noch nicht genug hatte, fand sich spätestens zu Gorgon City wieder im Dance Circus ein und machte mit dem Londoner DJ-Duo, das einen Live-Schlagzeuger, Sänger und Sängerin im Schlepptau hatte, die Nacht zum Tag.

Tag 2 am Zürich Openair war ein Genuss für alle Folk-Pop- und Indie-Rock-Freunde. Sonne satt hiess es, als die Briten von Bear’s Den auf der Blue Stage den Folk im Blut aufkochen liessen. Gewisse Parallelen zu Mumford & Sons liessen sich dabei nicht leugnen, sie blieben sich selbst aber durchaus treu. Trotzdem ist das Trio ein vielversprechender musikalischer Nachfolger für Mumford & Sons wie man sie einst kannte, bevor sie begannen Coldplay musikalisch nachzueifern.

Ganz nach dem Motto: "doppelt hält besser", schürten daraufhin Mighty Oaks, die noch vor zwei Jahren am m4music im kleinen Rahmen auftraten, das Folk-Feuer weiter an. Auch TV on the Radio, die mit ihrer aktuellen Platte „Seeds“ in Zürich vorbei schauten, heizten dem Publikum mächtig ein. Zwar mainstreamtauglicher, aber bei weitem nicht so druckvoll, sorgten die Geschwister von Echosmith mit ohrwurmgängigen Songs, allen voran „Cool Kids“, für leichtfüssigen Electro-Pop zum Mitsingen.

Charisma, Charme und keine Berührungsängste. Damit sorgte Bastille-Sänger Dan Smith mit seiner Band, als letzter Act des Tages auf der Blue Stage, am Donnerstagabend für ein unvergessliches Set. Für was die ganz grossen Hits bis zum Ende aufsparen, muss sich Smith wohl gedacht haben, als er schon gleich zu beginn „Things We Lost In The Fire“ raushaute und das Publikum unvermittelt und lauthalssingend in den Song miteinstimmte. So schnell und mühelos hatte wohl noch kaum ein Künstler am diesjährigen Zürich Openair das Publikum abgeholt und um den Finger gewickelt.

Die Stimmung hätte nicht besser sein können und spätestens als Smith bei „Flaws“ ein Bad in der Menge nahm und sich singend durch die Menge schlängelte, hatte der Festivalwahnsinn seinen bisherigen Höhepunkt erreicht und das Publikum endgültig in bastill’sche Ekstase inklusive Kreischalarm versetzt. Doch es war noch lange kein Ende in Sicht, bis spät in die Nacht ging die Party mit Rudimental und dem DJ-Set von Sir Bob Cornelis Rifo, dem Mastermind von The Bloody Beetroots weiter. Der markierte damit den musikalischen Höhepunkt auf der Dance Circus Stage.

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