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20. November 2015, 12:11 Konzert Music International

Mötley Crüe im Nebel der St. Jakobshalle Basel

Christoph Gurtner - Am Montag 9. November waren Mötley Crüe auf ihrer Final World Tour zu Gast in Basel. Mit dabei war auch Schockrocker Alice Cooper.

Um 19:45 gingen die Lichter aus und das Intro von Alice Cooper, dem Sohn eines Pfarrers aus Detroit, Michigan, begann. Als der Vorhang mit den grossen Augen drauf fiel, kam er im schwarzen Umhang. Von der Decke fiel der Feuerregen. Mr Alice Cooper machte mit finsterer Mine klar, wer Chef in der Halle ist. Seine theateralischen Gesten sitzen noch wie zu seinen erfolgreichsten Zeiten in den 80er Jahren, als seine Auftritte noch als Skandal trächtig galten. Der Schockeffekt ist schon lange passé. Die zeitlosen Hits wie «Feed My Frankenstein» vom «Hey Stoopid» Album sind geblieben. Bemerkenswert ist die Spielfreude seiner Musikern, darunter Nita Strauss. Die sexy Blondine gehört zurecht zu den zehn besten Gitarristinnen auf diesem Planeten. Sie zeigte den Herren wie man in die Seiten haut. Alice Cooper ist mehr als nur ein Supportact. Vincent Damon Furnier, so Coopers bürgerlicher Name, ist das Highlight an diesem Abend in Basel. Es macht Spass sein Rocktheater zu verfolgen. Schon nur um die ganze Deko auf der Bühne zu betrachten, brauchte man ein bis zwei Songs.

All Bad Things Must Come to an End

Mötley Crüe mit Frontmann Vince Neil gehören zu den wahren Bad Boys im Musik Business. Sex, Drugs and Rock 'n' Roll waren ihre Lebensphilosophie. Besonders die Storys um Drummer und Ex-Mann von Pamela Anderson, Tommy Lee, füllten die Boulevardblätter.

Die Jungs aus L. A. starteten ihre 90 Minuten lange Beerdigung mit dem Song «Girls, Girls, Girls» vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 1987. Die beiden Girls fungierten nicht nur als Augenpflege für die Herren, sie waren auch die Background-Sängerinnen. Nur standen sie nicht brav hinter dem Mikrophonständer, sondern waren aktiv auf der Bühne unterwegs.

Beim zweiten Song «Wild Side» wurde dann auch der Pyrotechniker aktiv. Flammenwerfer und Feuerwerk heizten den ersten Reihen gehörig ein. Passend zum Gezeigten auf der Bühne? Ja. Aber so wirklich konnte das niemanden überraschen. Das Ganze wirkte zu durchkonstruiert. Neben bekannten Songs wie «Shout at the Devil» spielten die Altmeister des Glamrock mit «Anarchy in the U.K» auch einen Coversong der Sex Pistols. Wieso eine Band mit über drei Jahrzehnten Bandgeschichte auf Coversongs zurückgreifen muss, kann ich mir genau so wenig erklären, wie der sehr dichte Nebel auf der Bühne und der viel zu übersteuerte Bass von Nikki Sixx.

Besonders der Nebel nervte. Im vorderen Teil der Halle merkte man nach Aussagen von Besuchern nicht so viel. Im hinteren Teil hatte man das Gefühl, Mötley Crüe hätten den Smog von Los Angeles gleich mitgenommen. Schade, ich hätte die Band gerne ein letztes mal gesehen. 
Eigentlich wollten alle nur das Drumsolo von Tommy Lee sehen. An der Hallendecke war dafür eine Schiene angebracht, die von der Stage bis zum Mischpult ragte. Unter Dup Step ähnlichem Gewummer fuhr Tommy Lee kopfüberdrehend durch die Halle. Mit Drumsolo hat das zwar musikalisch wenig zu tun, optisch hingegen war es cool. Auf seinem Ausflug durch die Halle sage Lee Danke für die Treue über all die Jahre. Es ging gleich weiter mit Solos. Gitarrist Mick Mars griff schon etwas wehmütig in die Seiten. Ein viel zu langes Gejaule, auf das man auch hätte verzichten können. Spektakulärer war da Nikki Sixx mit seinem Bass mit integriertem Flammenwerfer.

Die Effekthascherei gipfelte dann beim finalen Song «Kickstart My Heart», als auch Nikki Sixx und Vince Neil mit einem Kranarm über dem Publikum kreisten. Natürlich darf da der obligate Konfettiregen nicht fehlen. 
Danach war erstmal Schluss. unter lauten «Zugabe»-Rufen verabschiedet sich die Band. Die Ballade «Home Sweet Home» spielte die Band begleitet von Tommy Lee am Piano, auf dem Podest beim Mischpult. Eine nette Geste, mehr aber auch nicht.

Dann war es das endgültig von einer Band, von der man in Zukunft nichts mehr hören wird und es niemanden stört, ausser eben die, die mit ihnen «alt» geworden sind. Der erhoffte denkwürdige Konzertabend war es nicht, eher ein Abschied einer Band, die nur die eingefleischten Fans wirklich vermissen werden.

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Fotos: Christoph Gurtner © usgang.ch

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