Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

11. Februar 2016, 16:38 Kultur students.ch

Twitter geht den Bach runter - und ich war dabei

students Redaktion - Der Börsenkurs sinkt, Manager verlassen das sinkende Schiff und auch mir, die drei Jahre lang aktive Userin war, hängt Twitter langsam zum Hals raus.

Andere Plattformen wie Facebook, Instagram oder Whatsapp laufen Twitter den Rang ab und die Aktien fielen in den Keller. Twitter gewinnt kaum noch User dazu und eine Strassenumfrage der Handelszeitung zeigt: In der Schweiz nutzt eigentlich kaum jemand Twitter.



Wie es aussieht, stelle ich selbst eher eine Ausnahme dar. Ich habe Twitter über drei Jahre aktiv genutzt, in letzter Zeit zog es aber auch mich nicht mehr so häufig auf die Plattform. Dass das an der Zeichenbeschränkung liegt, welche so heftig diskutiert wird, glaube ich nicht. Wieso ich mich damals bei Twitter registriert habe, weiss ich gar nicht mehr so genau. Weil es alle anderen hatten? Nein, das war es nicht. In meinem Freundeskreis fanden sich vielleicht noch ein, zwei andere, die sich bei dem Kurznachrichtendienst registriert hatten, aber mehr nicht. Ich glaube, mir war einfach nur langweilig und ehrlich gesagt, wusste ich lange Zeit nicht, was ich der Welt überhaupt mitteilen wollte, noch wem ich folgen sollte.

Da war ich also mit einem Username und einem fast leerem Feed. Ich folgte Schauspielern und Musikern, die ich mochte und merkte schnell - das ist nichts für mich. Es interessiert mich nicht, dass Rihanna sich eine Pizza bestellt und auch nicht, wie dankbar Justin Bieber seinen Fans ist.



War ich also total am falschen Ort gelandet? Nein, denn nach einigen hilflosen Tweets entdecke ich eine Art Schweizer-Community in meinem Alter auf Twitter. Alle schienen sich zu kennen und irgendwie kam es mir vor, wie ein riesiger Gruppenchat - jeder hatte was zu sagen und die meisten waren miserabel im Zuhören bzw. Lesen, aber das war egal. Das Twitter-Fieber packte mich und ich erinnere mich, bis zu dreissig Tweets am Tag gesendet zu haben. Eigentlich hatte ich nichts mit der Welt zu teilen, aber dennoch fand mein Humor Anklang und meine Followerzahl stieg an. Das bestätigte mich, weiterzumachen.



Nach und nach traf ich mich auch im echten Leben mit Twitter-Usern - diese Treffen werden Tweet-Ups genannt - und merkte rasch, dass das keine Fremde waren und mich vermutlich besser kannten, als gewisse meiner Mitschüler. Wer denkt, nur Nerds, Promis und Journalisten seien auf Twitter aktiv, der irrt. Überhaupt empfand ich meine Twitter-Bekanntschaften als überaus offen und habe auf diese Weise tolle Menschen kennengelernt. Natürlich ging es nicht immer harmonisch zu und her, denn von Zeit zu Zeit haben sich auch zwei Twitter-User in die Haare bekommen und damit jeweils für übergenug Unterhaltung gesorgt. Tweef nennt man das - eine Zusammensetzungen aus Beef und Twitter. Solche Dispute zogen sich meist einen ganzen Abend lang hin und versprachen mehr Spannung als so mancher Blockbuster.

Mit Social Media verhält es sich ja häufig wie mit Beziehungen - irgendwann ist die Luft raus und so tweetete ich immer seltener, bis mein Account fast ganz still lag. Ich fand neue Plattformen wie zum Beispiel Jodel, auf denen ich meinen Mitteilungsdrang befriedigen konnte. Die Tweefs vermisse ich aber schon hin und wieder. Ob ich wieder zu tweeten anfangen werde? Wenn mich wieder die Langeweile packt und es Twitter dann noch gibt, wieso eigentlich nicht...

Kommentare
Login oder Registrieren