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14. Oktober 2008, 15:58 Movie

Nights in Rodanthe

Christina Ruloff - Ein Gefühlsporno oder Die Ermächtigung einer Hausfrau dank der Hilfe des heimlich leidenden Richard Gere. Er und Diane Lane quälen sich und das Publikum in Nights in Rodanthe durch eine unerträgliche Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kitschautor Nicolas Sparks.Wenn man...

Ein Gefühlsporno oder Die Ermächtigung einer Hausfrau dank der Hilfe des heimlich leidenden Richard Gere. Er und Diane Lane quälen sich und das Publikum in Nights in Rodanthe durch eine unerträgliche Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kitschautor Nicolas Sparks.

Wenn man Richard Gere mag, so möchte man diesen Film wirklich mögen. Gere schaut schon vom ersten Moment an dermassen verloren in die Kamera, dass er unweigerlich den Jö - Effekt hervorruft. Diane Lane hat mehr als nur einen Gesichtsaudruck zu bieten und beide Stars tragen mit bewundernswerter Würde auch die irrsinnigsten Entgleisungen des Drehbuchs mit. Wenn man händeringend nach einem weiteren Pluspunkt des Films sucht, so lässt sich vermerken, dass Carolina nicht nur in James Taylors Liedern als Traumlandschaft erscheint.

Keiner leidet so schön (und heimlich) wie Richard Gere. In Nights in Rodanthe ist aber alles zuviel des Guten!

Das ändert alles jedoch nichts an der Tatsache, dass Nights in Rodanthe Gefühlspornografie ist, der jedes noch so abgelutschte und unfreiwillig komische Mittel recht ist, um grosse aber beim Publikum leider nicht vorhandene Gefühle im Minutentakt hervorzurufen: Der Film handelt von zwei unglücklichen Menschen – Paul und Adrienne – die an einem langen Wochenende im schnuckeligen Beachfronthotel in Rodanthe zusammenkommen und sich verlieben. Weil sie unglücklich sind? Weil sie allein im Hotel sind? Weil sie sich sympathisch sind? Wahrscheinlich eher, weil ein Sturm, der jedem zweitklassigen Horrorfilm alle Ehre machen würde, als Katalysator die „wahren“, aber „verborgenen“ Gefühle hervorruft und eine wunderbare Gelegenheit zum Schmusen gibt. Jedenfalls hausieren die beiden schon nach fünf Minuten mit ihren intimsten Problemen („Mein Mann hat mich sitzengelassen!“ – „Ich bin ein schrecklicher Vater!“), was sich allenfalls damit erklären lässt, dass Amerikaner tatsächlich keinerlei Schamgrenze kennen.

Nichts ist so dramaturgisch wertvoll und hilfreich wie ein richtig schöner Sturm!

Natürlich entdecken die beiden ihr inneres Ich, nachdem sie sich ein paar ozeantiefe Wahrheiten („Do you even remember who you really are anymore?“) und ein paar einfühlsame Nettigkeiten („Who keeps you safe?“) an den Kopf geworfen haben, aber wie das in Nicolas Sparks’ (der wohl zu den meist gelesenen Autoren auf diesem Planeten gehört!) Universum eben Usus ist, reisst eine Tragödie die beiden unwiederbringlich auseinander. Das weibliche Publikum beobachtet dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Schliesslich entbindet dieser Schicksalsschlag den Egozentriker und die Supermama von den Problemen, die eine seriöse Beziehung mit sich bringen würde – es bleibt nur der Zuckerguss in Form von entsetzlichen Briefen, von Erinnerungen an den unterprivilegierte Menschen heilenden Arzt. Und es bleibt vor allem das erhabene und erhebende Gefühl der Heldin, einmal die ganz grosse Liebe erlebt zu haben, die eine Frau zur Frau macht!

Bewertung: 2 von 5

Entweder schaurig schön oder schaurig schrecklich - da hilft auch das wunderbare Carolina wenig.

  • Originaltitel: Nights in Rodanthe
  • Land: USA
  • Regie: George C. Wolfe
  • Darsteller: Richard Gere, Diane Lane
  • Verleih: Warner Bros.
  • Release: 16. Oktober 2008
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