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23. Oktober 2008, 11:00 CD / Vinyl Music

Sunshine Superman - The Journey of Donovan (DVD)

Simon Knopf - Einst nannte man ihn das englische Pendant zu Bob Dylan, dann geriet er beinahe in Vergessenheit. Der österreichische Filmemacher Hannes Rossacher ruft den legendären Folk-Poeten „Donovan“ in der Dokumentation „Sunshine Superman – The Journey of Donovan“ wieder in uns...

Einst nannte man ihn das englische Pendant zu Bob Dylan, dann geriet er beinahe in Vergessenheit. Der österreichische Filmemacher Hannes Rossacher ruft den legendären Folk-Poeten „Donovan“ in der Dokumentation „Sunshine Superman – The Journey of Donovan“ wieder in unsere Gedächtnisse.

„The simple answer to How do I see myself as an artist is: I’m a poet!”

Donovan Leitch wächst im zerstörten Glasgow der Nachkriegszeit auf. In einem Haushalt, wo traditionelles Liedgut aus Irland und Schottland, wie auch lokale Arbeiter-Dichtung den einzigen Farbklecks in einem sonst eher grauen Alltag bieten. Kaum verwunderlich also, dass der junge Donovan schon früh den Drang verspürt auszureissen. Als Teenager wird er zum Vagabund, kommt mit Musik von Buddy Holly, den Everly Brothers und schliesslich den Beatles in Berührung. Damals habe er gewusst, dass er für seine Generation singen wolle, sagt Donovan dann auch zu Beginn des Films über den Effekt, den diese Musik auf ihn hatte.

Für seine Generation singen, das tat er dann auch. Songs wie Mellow Yellow, Universal Soldier oder Atlantis sind aus dem Musikschatz der 60er nicht mehr wegzudenken. Donovan trat am legendären Isle of White Festival auf, galt als englische Version von Bob Dylan und besuchte mit den Beatles Indien. Und trotzdem geriet er irgendwann Ende der 70er in Vergessenheit.

Der österreichische Filmemacher Hannes Rossacher hat sich dem reisenden Troubadour angenommen und legt nun mit Sunshine Superman – The Journey of Donovan eine ausführliche und äusserst spannende Dokumentation über den Folk-Dichter und dessen Reise durch mehrer Jahrzehnte Musikgeschichte vor. Spannend ist die Dokumentation vor allem deswegen, weil Donovan Leitch selber als Erzähler fungiert.

Äusserst lebendig berichtet der Barde dabei aus seinem Leben, erläutert Gedanken und Beweggründe und versorgt den Zuschauer mit Hintergrundinformationen zu den betreffenden Zeiträumen. Dies ist besonders dann interessant, wenn Donovan vor Ort über die Bedeutung einer Stadt, einer Bewegung oder eines Clubs berichtet. Der Einfluss der Beat-Poeten in San Francisco auf eine ganze Generation wird so greifbar, wenn der Sänger mit den Büchern in der Hand im legendären Vesuvio in North Beach sitzt. Ebenso erhält das Londoner Musikmekka Denmark St, entscheidend für die Entwicklung vieler englischer Bands aus der Zeit, oder die Hippie-Kolonie St. Ives so ein Gesicht.

Die Dokumentation lebt von dieser Unmittelbarkeit, die vielen Filmen, welche man anlässlich des 68er Jubiläums sehen konnte, fehlte. Dies ist einerseits aufs Erzählen von Donovan zurückzuführen, der offen, ehrlich und manchmal sogar mit einem Schmunzeln über Desillusionierung, Ermüdungserscheinungen und das liebe Geld spricht. Andererseits tragen Hannes Rossachers Selektion und Anordnung der Aufnahmen ebenfalls stark zu diesem Effekt bei. Da wechseln sich Erzähl-Passagen im Wohnzimmer mit schwarz-weissen Sequenzen von damals und Konzertmaterial ab. So entsteht ein angenehmer Erzählfluss, der auf mehreren Ebenen funktioniert und den Zuschauer dabei zu keinem Zeitpunkt überfordert.

Hannes Rossacher ist eine Dokumentation gelungen, die trotz satten 180 Minuten Laufzeit nie langweilig wird. Sunshine Superman holt nicht nur einen bedeutenden Musiker des 20. Jahrhunderts zurück in unsere Gedächtnisse, der Film zeigt auch einen kulturgeschichtlichen roten Faden durch ein viel diskutiertes Jahrzehnt auf. Lediglich die Yoga-Sitzungen in Donovans jetzigem Wohnsitz in Irland hätten nicht zwingend in den Streifen müssen.

http://www.donovan.ie

http://www.spv.de

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