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9. Februar 2009, 12:03 Movie

DVD der Woche: Frau ohne Gewissen

Christina Ruloff - „I killed him for money - and for a woman. I didn't get the money. And I didn't get the woman.“ Billy Wilders dritte Regiearbeit Frau ohne Gewissen (Double Indemnity) ist sein erster grosser Film und ein Klassiker des Film Noir – in erster Linie aber eine grossartige Charak...

„I killed him for money - and for a woman. I didn't get the money. And I didn't get the woman.“ Billy Wilders dritte Regiearbeit Frau ohne Gewissen (Double Indemnity) ist sein erster grosser Film und ein Klassiker des Film Noir – in erster Linie aber eine grossartige Charakterstudie über das menschliche Verhalten.

Walter Neff (Fred MacMurray) ist Versicherungsagent, und steht somit gerade mal eine Stufe über dem gemeinen Hausierer. Er ist vielleicht etwas cleverer als seine Kollegen, es sind jedoch seine Dreistigkeit und sein schmieriger Charme, die ihn erfolgreich machen. Als er im Hause Dietrichson wegen einer Autopolice anklopft, schmeisst er sich mit unverschämter Offenheit an die Frau des Hauses heran. Sie gefällt ihm und er muss sie haben. In Phyllis (Barbara Stanwyck) hat er jedoch seinen Widerpart gefunden, schlimmer noch, eine Frau ganz ohne Gewissen. Sie will ihren Ehemann loswerden und dabei erst noch kräftig verdienen. Der Versicherungsagent soll ihr als Strohmann dienen. Neff ist kein Dummkopf und hat auch keine schlechten Menschenkenntnisse. Er merkt sofort, worauf die Blondine hinauswill. Und eigentlich interessieren ihn weder das Geld noch die Frau allzu sehr: Es ist die Idee, die ihn fasziniert - die Idee die eigene Versicherung zu betrügen, den perfekten Mord und Versicherungsbetrug durchzuführen. Und eine Idee, hat man sie erst einmal durchgedacht, lässt sich nicht abschütteln. Sie kreist im Kopf herum und treibt Neff gegen jedes bessere Wissen zum Mord...

Phyllis: We're both rotten. - Walter Neff: Only you're a little more rotten.

Wilder interessiert sich nicht so sehr für den Mord (er wird gar nicht gezeigt) oder für die Betrugsprozedur; er liefert die Verhaltensstudie eines durchschnittlich moralischen und unsympathischen Menschen, der sich immer tiefer in seiner eigenen Idee verliert und schliesslich nicht anders kann... Das ist spannend, denn es ist einleuchtend und (im Gegensatz zu den meisten Filmmorden) zwingend. Neff hat, wie sein Freund und Versicherungsdetektiv Keyes (Edward G. Robinson), auch „einen kleinen Mann in der Magengegend“ – das Unterbewusstsein, nicht etwa das Gewissen –, der ihn ständig zu warnen sucht. Doch es ist alles vergeblich. Die Schlinge um Neff zieht sich laufend enger und Keyes findet nach und nach heraus, wie der Mord inszeniert worden ist. Nur den Mörder und Komplizen kann er nicht sehen, weil sein Freund ihm zu nahe ist – auch das beweist Wilders Gespür und Menschenkenntnis.

"They've committed a murder and it's not like taking a trolley ride together where they can get off at different stops. They're stuck with each other and they've got to ride all the way to the end of the line and it's a one-way trip and the last stop is the cemetery."

Am Ende – nach seinem Geständnis (die Geschichte wird in Rückblenden und mit Voice-Over erzählt – wie später auch Sunset Boulevard) zündet Keyes dem gebrochenen Neff eine Zigarette an, nachdem jener ihm den Film hindurch Feuer gegeben hat. Auch diese Geste ist typisch Wilder und sagt mehr über die beiden Männer aus, als all die zackigen Dialoge, die Raymond Chandler für diesen Film Noir geschrieben hat. Licht- und Schattengebung, Blickwinkel, Erzählstruktur sind inzwischen Geschichte – die Charaktere in Frau ohne Gewissen jedoch zeitlose Typen.

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