Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

19. Dezember 2006, 00:00 Movie

Le Héros de la famille

Christina Ruloff - Kabarett, Erbschaft, Familie und Versöhnung: Frankreichs Uhren gehen anders. Catherine Deneuve, Emmanuelle Béart und Miou-Miou „erziehen“ Gérard Lanvin. Für Liebhaber des französischen Films ein Must! Kabarett, Erbschaft, Familie und natürlich... FrauenNachdem sich der ...

Kabarett, Erbschaft, Familie und Versöhnung: Frankreichs Uhren gehen anders. Catherine Deneuve, Emmanuelle Béart und Miou-Miou „erziehen“ Gérard Lanvin. Für Liebhaber des französischen Films ein Must!

Kabarett, Erbschaft, Familie und natürlich... Frauen

Nachdem sich der Besitzer Gabriel (Claude Brasseur) des legendären Kabaretts „Le Perroquet Bleu“ das Leben genommen hat, stellt sich die Frage nach der Erbschaft. Widerwillig, ja angeekelt kommt die ganze Familie zusammen. Das sind der Zauberer und Frauenheld Nicky Guazzini (Gérard Lanvin), seine beiden Exfrauen Alice (Catherine Deneuve) und Simone (Miou-Miou) und die Kinder Nino (Michaël Cohen) und Marianne (Géraldine Pailhas). Wie es sich für eine echte Erbschaft gehört, birgt sie unangenehme Überraschungen: Während Nicky und Simone, die Gabriel vermeintlich am nächsten gestanden sind, mit seiner Kostümsammlung abgespeist werden, erben die verdutzten Enkel das Kabarett. Sie, die doch nichts (mehr) mit dem Showbusiness zu tun haben und nur möglichst schnell wieder nach Paris verschwinden wollen! Nach einem kurzen Blick in Rechnungsbücher einigen sich die Erben, das Kabarett zu verkaufen: Es ist der Weltuntergang für Nicky, der seine besten Tage als Fernseh-Zauberer schon lange hinter sich hat und praktisch auf der Strasse steht. Und als mittelloser Künstler sind seine Chancen bei der Sängerin Léa (Emmanuelle Béart), die er seit Monaten vergeblich anbaggert, gleich Null. Der werte Verstorbene hält aber noch ganz andere Überraschungen für seine Liebsten bereit... und zwingt Nicky posthum endlich erwachsen zu werden.

Der zweite Film von Regisseur Thierry Klifa dreht sich vordergründig um die bekannten Themen der Erbschaft, Familienintrige, um Lug und Trug, Liebe und Triebe und alte Rechnungen, die endlich beglichen werden müssen. Die Familienverhältnisse sind arg konstruiert und die beliebte Frage, wer jetzt mit wem wann und wo geschlafen hat, wird endlos und in allen erdenklichen Kombinationen erörtert. Was die Handlung betrifft, bietet der Film nichts Neues.

Im Grunde ist Le Héros de la famille nämlich eine Liebeserklärung ans Kabarett, an starke Frauen, an schwache Männer, und an Frankreich. Wer sich in diesen Film begibt, unterschreibt unsichtbar eine Erklärung, das amerikanische Ideal des starken, heldenhaften Mannes weit hinter sich gelassen zu haben und stattdessen starke Frauen vorzuziehen. Frankreich ist wahrscheinlich das einzige Land, in dem starke Frauen nicht nur toleriert sondern gar gefördert und gefordert werden, kurz die gesellschaftliche Norm sind. Wo sonst hätte eine Frau wie Ségolène Royale, mit 50 gutaussehende Mutter von vier Kindern und beruflich weit erfolgreicher als ihr Mann, reelle Chancen auf die Präsidentschaft? Das französische Kino, insbesondere Le Héros de la famille, ist ein Spiegel dieser Kultur.

Nicky Guazzini, der in die Jahre gekommene Zauberer, wird von seinem verstorbenen Mentor und den drei Frauen in seinem Leben gezwungen, endlich die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich für eine Sache zu entscheiden, kurz sich zu ändern. Dabei fasst ihn das Quartett nicht mit Samthandschuhen an. Die vier Tage rund um die Erbschaft werden für Nicky zur Hölle. Gérard Lanvin sagt über Nickys Verhältnis zu den Frauen: „All diese Frauen strahlen eine grosse Sinnlichkeit aus. Sie beherrschen die Verführungskunst und sind zudem stark! Stärker als er...“ Nicky ist also leichte Beute für die Frauen, die mit ihm noch eine Rechnung offen haben. Catherine Deneuve tritt mit einem Donner in den Film und karikiert genüsslich ihr Image als blonde, eisige Femme Fatale: Wenn sie Nicky nebenbei ein paar unangenehme Wahrheiten eröffnet und triumphierend erklärt, seinen verschollenen, geliebten Zauberhasen gegessen zu haben, muss man sie einfach lieben. Oder wie Miou-Miou Nickys ohnehin angeschlagener Männlichkeit den K.O.-Schlag versetzt, indem sie erklärt, ihn nie geliebt zu haben, gehört zu den schönsten Szenen. Emmanuelle Béart – sie singt wieder! – ist ohnehin wunderbar.

Trotz der zum Teil umwerfenden Ironisierung spürt man, wie sehr Regisseur Thierry Klifa und Drehbuchautor Christopher Thompson die Figuren und die Schauspieler ernst nehmen und lieben. Das unterscheidet Le Héros de la famille von so manchen anderen “Familien-Dramödien“. Man muss sie einfach alle lieben, trotz oder gerade wegen all ihren Schwächen und Bosheiten und Liebenswürdigkeiten.

Wer ist jetzt eigentlich der Held der Familie? Natürlich ist es Nicky beziehungsweise Gérard Lanvin. Frankreich liebt die charmanten, schwachen Männer, die man nicht ganz ernst nehmen kann, und die Frauen lieben sie offensichtlich auch.

Fazit: Trotz der schwachen Geschichte ist es für jeden Liebhaber des französischen Kinos ein Genuss . Catherine Deneuve, Emmanuelle Béart, Miou-Miou und Gérard Lanvin. zuzusehen.

Bewertung: 4 von 5

kriegt sie alle.

Originaltitel: Le Héros de la famille

Land: FR

Genre: Drama / Komödie

Dauer: 100 Minuten

Regie: Thierry Klifa

Darsteller: Catherine Deneuve, Emanuelle Béart, Miou Miou, Gérard Lanvin, Claude Brasseur

Verleih: JMH Distributions

Kinostart: 21.12.2006

Links

Quelle: JMH Distributions (Link)
Kommentare
Login oder Registrieren