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23. Februar 2009, 15:59 Movie

DVD der Woche: Miss Pettigrews grosser Tag

Christina Ruloff - Drei Männer, zwei Lebensentwürfe und die ganz grosse Liebe! In der zuckersüss amerikanisierten Adaption von Winifred Watsons herrlichem Roman siegt natürlich Herz über Verstand und Geld! Trotz aller Zugeständnisse für den Markt in Übersee ist Miss Pettigrews grosser Tag e...

Drei Männer, zwei Lebensentwürfe und die ganz grosse Liebe! In der zuckersüss amerikanisierten Adaption von Winifred Watsons herrlichem Roman siegt natürlich Herz über Verstand und Geld! Trotz aller Zugeständnisse für den Markt in Übersee ist Miss Pettigrews grosser Tag ein schöner Film geworden – witzig, zuweilen rührend didaktisch und immer romantisch.

Delysia ist ein Biest, gierig, berechnend, kindisch und doch voller echter Naivität und Herzenswärme, so dass man ihr eigentlich nichts übel nehmen kann. Zur Zeit hat sie drei Männer an der Angel: Phil ist der Sohn eines grossen Broadwayproduzenten, was sein jugendliches Schwärmertum mehr als kompensiert. Von Nick lässt sich Delysia aushalten, sie lebt in seiner Wohnung, singt in seinem Nachclub und tanzt dafür nach seiner Pfeife. Michael wäre die grosse Liebe, bedauerlicherweise ist der Künstler aber mittellos, ehrlich und romantisch.

Gibt es auch ein Happy Ending für Miss Pettigrew? Ciaran Hinds sorgt dafür...

Wir wissen alle von der ersten Sekunde an, dass Delysia geläutert wird, die wahren selbstverständlich inneren Werte eines Menschen erkennt und sich schliesslich für Mr. Right entscheidet. Aus der hysterisch quieksenden und modeverrückten Ziege wird termingerecht eine treue (Ehe)Frau. Interessant und amüsant ist es, der Magierin, die dieses Filmwunder vollbringt, bei der Arbeit zuzusehen. Die gute Fee kommt nämlich in Form der mittellosen und hochanständigen Miss Pettigrew, die das Schicksal für einen Tag vor Delysias Tür absetzt. Frances McDormands (Fargo) Gouvernante tapst dermassen unbeholfen und doch stark durch die Londoner Highsociety, dass man ihr bei ihren Heldentaten ständig zujubeln möchte. Sie choreografiert die eitlen Herren der Schöpfung mühelos aneinander vorbei, verpasst ihrer Schutzbefohlenen ein paar Lektionen in Sachen gesundem Menschenverstand und entwickelt sich nebenbei selbst zu einer Art Prinzessin. Prinz Ciaran Hinds (Perusasion, Munich) mit Taktgefühl und durchdringendem Blick erkennt als einziger, was der Outcast wirklich taugt und die Szenen zwischen den beiden sind einfach nur schön.

Ist das nun kitschig? Unbedingt! Nicht aber das Cinderella - Thema und nicht die wunderbare Romanvorlage von Winifred Watson aus dem Jahr 1939 sind für die didaktischen Ausflüge ins Reich weiblichen Intuition und Sittlichkeit zu verantworten, sondern das Team um Regisseur Bharat Nalluri. Offenbar machte die Romanvorlage einen zu englischen und zu frivolen(!) Eindruck, so dass schnell noch zig Klischees, Kalenderweisheiten und unglückliche Romanzen eingebaut werden mussten: Ein Held darf prinzipiell nicht vermögend sein, weil sonst seine charakterlichen Vorzüge gar nicht richtig zur Geltung kämen: Geld oder Liebe muss die Frage heissen!

Glücklicherweise retten die grossartigen Schauspieler – allen voran natürlich Frances McDormand und Ciaran Hinds, denen man stundenlang zusehen könnte – über die gröbsten Unpässlichkeiten hinweg und zarte Absurditäten nimmt man gerne als unfreiwillig komische Unterhaltung hin. Daher ist Miss Pettigrews grosser Tag nur ein wirklich netter Film, einer jener Filme, die man gerne immer wieder schaut.

Miss Pettigrews grosser Tag ist neu auf DVD erschienen!

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