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18. April 2009, 16:20 Kultur

Vorstellungen und Instinkte @ Schiffbau

Robert Salzer - Lebensentwürfe und deren Umsetzung respektive Verwerfung. Grosse Übertreibung bei der Uraufführung von Reto Fingers Stück im Schiffbau.„Bleiben ist Nirgends“ steht in grossen Lettern auf der Betonwand in der kleinen Schiffbauhalle, deren Boden Bühnenbildnerin Katrin Hoff...

Lebensentwürfe und deren Umsetzung respektive Verwerfung. Grosse Übertreibung bei der Uraufführung von Reto Fingers Stück im Schiffbau.

„Bleiben ist Nirgends“ steht in grossen Lettern auf der Betonwand in der kleinen Schiffbauhalle, deren Boden Bühnenbildnerin Katrin Hoffmann mit einem Grasteppich überzogen hat. Oliver Masucci als Hans und Johanna Bantzer als Anna spielen darauf die Lebensgeschichte eines Paares, das der Zuschauer über ihr Leben hinweg begleitet. Im ersten Bild erwarten Hans und Anna ihr erstes Kind, als Hans Anna erzählt, er wolle eine Kommune gründen. Im nächsten Bild befinden sich die beiden in der Kommune, doch Anna ist unglücklich. Ein weiterer Zeitsprung zeigt die beiden beim Scheidungsanwalt im Streit um das Sorgerecht. Weitere Sprünge folgen und so lernt man die Vorstellungen und Instinkte der beiden kennen.

Reto Fingers Stückaufbau ist hochinteressant. Da stehen sich zwei Lebensgefährten gegenüber, die sich lieben, dann jedoch aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über das Leben getrennte Wege gehen. Die Umsetzung von Regisseurin Sandra Strunz kann dem Stück aber nicht gerecht werden. Zu plakativ sind ihre Ansätze, zu übertrieben ihre Ideen. Wo Reto Finger schon sehr deutlich ist, geht Strunz noch einen Schritt weiter und zieht das Stück immer wieder ins Lächerliche. Auch die Schauspieler werden inkonsequent geführt. Während Anna und Hans auf die Nachricht über das Verbleiben ihres Sohnes warten und zutiefst betrübt sind, lässt sie Strunz auf einmal singen und fröhlich sein, für den Zuschauer unverständlich. Die Schauspieler gehen deshalb nicht in ihren Rollen auf und sind so nicht klar zu fassen.

Das Bühnenbild ist hingegen hervorragend gestaltet. Der Grasteppich ist eine grosse Spielwiese, ebenso die Matratzen der Kommune, auf welchen die Zeremonie der Verfluchung der Kleinfamilie stattfindet. Irgendwann bricht dann auch die Betonwand zusammen und auf den Trümmern der Kommune und auch der Kleinfamilie finden die letzten Szenen statt.

Das Gras wächst dann schlussendlich auch auf den Matratzen der Kommune ... und auch über diese Inszenierung wird irgendwann Gras wachsen.

  • „Vorstellungen und Instinkte“ von Reto Finger
  • Regie: Sandra Strunz
  • Ort: Schiffbau Halle 2
  • Premiere: 9. April
  • weitere Vorstellungen: 19./20./21./29. April; 24./25. Mai
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