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29. April 2009, 23:55 Konzert Music

Review: New Nose Festival @ Abart, 27.04.2009

Patrick Holenstein - Es ist kurz vor neunzehn Uhr, jeden Moment öffnen die Türen, doch der Hof vor dem Abart ist so gut wie leer. Vereinzelt lehnen Konzertbesucher, an ihrem auffälligen Styling gut zu erkennen, lässig an den Betonblocks auf dem Parkplatz. Einsam hängt an prominenter Stelle, dire...

Es ist kurz vor neunzehn Uhr, jeden Moment öffnen die Türen, doch der Hof vor dem Abart ist so gut wie leer. Vereinzelt lehnen Konzertbesucher, an ihrem auffälligen Styling gut zu erkennen, lässig an den Betonblocks auf dem Parkplatz. Einsam hängt an prominenter Stelle, direkt neben der Eingangstür, ein kleines Plakat mir schlechten Nachrichten. The Killians hätten ihren Auftritt sehr kurzfristig abgesagt, weil Sänger Simon an einer Stimmbandentzündung leide, steht darauf. Die Absage kam am frühen Abend, wie aus dem Team des Abart zu erfahren war, deshalb war es nicht mehr möglich, einen Ersatz zu buchen. Schade, denn The Killians sind durchaus hörenswert und hätten den Abend sicher bereichert. Dafür seien die Auftritte der verbleibenden Bands etwas länger geplant, wurde mir versichert und das war dann auch so.

Pünktlich um acht Uhr wurden die roten Lichter an den Wänden schwächer. Im Abart ist das ein verlässliches Zeichen, dass es Zeit für Musik ist. The Black Box Revelation eröffneten das New Noise Festival, dessen Ziel es ist, wie der Name schon sagt, neue Bands zu präsentieren. Das Duo, bestehend aus Schlagzeug und Gitarre, sprühte nur so vor Energie und bot eine beeindruckende Show. Voller Leidenschaft spielten sie sich durch ein dynamisches Set und liessen nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass eine Band mit enormem Potential auf der Bühne stand. Das Rockduos mit Schlagzeug und Gitarre nicht mehr so selten sind, ist unbestritten. Im Fahrwasser der White Stripes und ihren weltweiten Erfolgen entstanden andere clevere Rockduos, wie Johnossi, Blood Red Shoes oder eben The Black Box Revelation. Natürlich ist nicht alles White Stripes, was ein Duo ist, aber bei The Black Box Revelation hört man den Einfluss doch hin und wieder. Aber die Stripes sind auch längst nicht alles, was im straighten Rock der Band zu hören ist. Die halbe Rockgeschichte klingt aus den beiden Belgiern. Mal lassen sie sich von Led Zeppelin inspirieren, um gleich wieder nach Klassikern wie Free oder eben den White Stripes zu klingen. The Black Box Revelation gelang ein starker, überzeugender Einstand, an dem es sich zu messen galt.

Als erstes stellte James Yuill sich der hoch gelegten Latte. Musikalisch schwer zu fassen soll er sein, war mancherorts zu lesen. Doch der Typ, der da auf die Bühne kletterte, wirkte völlig unscheinbar. Gross, sehr hager, die ohrlangen, blonden Haare hingen ihm wild ins Gesicht und das gelbe Shirt verlieh ihm noch zusätzlich einen blassen Teint. Also der klassische Nerd. Und, als wollte er den Endruck bestätigen, thronte vor ihm ein Mac-Book neben diversem Elektronikspielzeug. Auf den Rücken geschnallt trug er eine akustische Gitarre. So schräg das wirkt, so neugierig macht es aber auch. Die Klänge, die Yuill dann produzierte, waren im ersten Moment gewöhnungsbedürftig. Die Soundkreationen, die aus seinen Apparaturen kamen, erinnerten an die 90er Jahre, als die Elektronische Musik gerade zu wachsen begann. Nur leider war schon damals nicht alles gut und James Yuills Set erinnerte teilweise an das nervende Elektrogepiepse, welches schon vor 15 Jahren ohne Einfluss irgendwelcher synthetischer Drogen kaum auszuhalten war. Zudem ging die Gitarre im zu dominanten Elektrobrei völlig unter. Dass die Kombination aus Gitarre und Elektronischer Musik spannend ist und funktionieren kann, ist ja kein Geheimnis. Spätestens seit Robert Miles’ Hit Children ist das bewiesen und auch in der gegenwärtigen Rockmusik sind immer mehr elektronische Einflüsse zu finden. Dass Yuill kreativ ist und bestimmt gute Ansätze hat, das sei hier unbestritten. Seine besten Momente hatte er aber, wenn er sich reduzierte und nur mit der Gitarre begleitete. Im Abart wirkte er oft wie ein Kind, das im Keller einen Drumcomputer gefunden hat und jetzt damit herumexperimentiert. So speziell und schräg seine Musik ist, dem Publikum gefiel es und sie feierten James Yuill kräftig. Beim Blick über die Menge fällt auf, dass das Abart noch immer bei weitem nicht voll ist. Ob wohl das zeitgleiche Konzert von Ane Brun die Leute angezogen hat? Oder fehlt hier das Publikum, weil Tiziano Ferro im Hallenstadion auftritt? Eigentlich egal, denn im Abart war die Stimmung sehr gut, auch wenn es nicht überfüllt war. Nach einer Stunde gab James Yuill dann das Zepter ab.

Health übernahmen den Part des Headliners. Dass sie nochmals ein anderes Genre repräsentieren, stellten sie sofort klar. Schneller, lauter Garagerock stand auf dem Programm. Besonderen Spass machte es, den Schlagzeuger zu beobachten. Der Bär von einem Mann dreschte wie ein Berserker auf sein Schlagzeug ein und zeigte dabei sein präzises Spiel. Aber auch der Rest der Band spielte wie in Trance. Immer wieder knieten sich zwei der Bandmitglieder mit dem Rücken zum Publikum auf den Boden, sie bedienten ein Keyboard und sonstige elektronische Instrumente. Aber dominierend waren schon die kräftigen Gitarren, welche den harten Sound der Kalifornier ausmachten. Die wenigen Zuschauer, welche noch im Abart waren, schüttelten ihre Köpfe, wippten im Takt oder standen ruhig, scheinbar staunend, da. Viele hatten zu dem Zeitpunkt das Abart bereits verlassen, wahrscheinlich, weil die letzten Züge ab Zürich teilweise schon weit vor zwölf abfahren.

Bildquelle Health: Photo by Tiffany Yoon

Trotz der bedauernswerten Absage von The Killians war es ein gelungenes Festival, bei dem man die Gelegenheit bekam, drei neue Bands zu hören. Die unterschiedlichen Konzerte boten sicher für jeden Rockinteressierten etwas. Die Performance des Abends lieferten aber klar The Black Box Revelation, von denen man mit Sicherheit noch hören wird. Bleibt noch zu hoffen, dass das New Noise Festival zur Tradition wird und man regelmässig die Gelegenheit bekommt, neue Bands zu entdecken.

The Black Box Revelation bei Myspace

James Yuill bei Myspace

Health bei Myspace

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