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3. Juni 2009, 10:00 CD / Vinyl Music

The Decemberists – The Hazards of Love

Simon Knopf - Zwei Jahre nach ihrem graniosen Album "The Crane Wife" sind The Decemberists mit ihrem neusten Coup "The Hazards of Love" zurück. Ein Werk von epischem Ausmass, in dem das Folk-Quintett die Idee des Konzeptalbums aufgreift.Im Zeitalter des Musikdownloads hat das Album als Idee b...

Zwei Jahre nach ihrem graniosen Album "The Crane Wife" sind The Decemberists mit ihrem neusten Coup "The Hazards of Love" zurück. Ein Werk von epischem Ausmass, in dem das Folk-Quintett die Idee des Konzeptalbums aufgreift.

Im Zeitalter des Musikdownloads hat das Album als Idee bekanntlich erheblich an Bedeutung verloren. Der Musikhörer von heute kauft – oder eben stiehlt – Einzelsongs und kümmert sich kaum mehr um Albumkonzepte, Coverbilder oder Booklets.

In Anbetracht dieser Entwicklung erscheint einem das neuste Werk der Folk-Combo The Decemberists als purer Anachronismus. Wie schon bei ihrer letzten LP The Crane Wife greift das Quintett aus Montana nämlich die Idee des Konzeptalbums auf. Einziger Unterschied: diesmal liefert die Band ein Album ab, dessen Songs mehr als nur thematisch verbunden sind.

The Hazards of Love ist in vielerlei Hinsichten ein episches Album geworden. Die Songs sind ohne Punkt und Komma miteinander verbunden. Die Liebesgeschichte von Margaret und William, welche darin erzählt wird, ist auf sage und schreibe siebzehn Preludes, Interludes, Themensongs und Reprisen verteilt. Dabei werden die verschiedenen Handlungsstränge der Story, sowie die Charaktere in einer Vielzahl von Musikstilen und Intensitäten rübergebracht. Ein ganz schönes Knäuel Musik also, das es erst einmal zu entwirren gilt.

Da wechseln sich durchaus einmal Hardrock (The Queen’s Rebuke) mit Country-Folk (The Drowned) und E-Gitarren (The Rake’s Song) mit Drehleiern (Annan Water) ab. The Desemberists scheinen die Zeiten des gemütlichen Storytelling-Folk von ihrem Debut Castaways and Cutouts endgültig hinter sich gelassen zu haben. The Hazards of Love ist ein Album für Liebhaber von Rockopern und von Frontmann Colin Meloys bisweilen düsteren Geschichten.

Trotz der offensichtlichen Wucht von The Hazards of Love vermag das Album musikalisch aber zu überzeugen. Zweifelsohne hat die Band weder an Virtuosität noch an Gespür für gutes Songwriting eingebüsst. Hat man den Zugang zu diesem Epos nämlich gefunden, lassen sich fein gewobene Stücke wie Wager All, Won’t Want for Love und The Drowned entdecken, welche allesamt über die Decemberist-typische Atmosphäre und ihre traumhaften Melodien verfügen.

Ob The Decemberists mit The Hazards of Love nun die Rettung des Albums gelungen ist, dürfte offen bleiben. Die LP wird vermutlich so oder so nur die hartgesottenen Indie-Folk-Fans ansprechen. Die werden dafür ihre wahre Freude an diesem Album haben.

http://www.decemberists.com

http://www.musikvertrieb.ch

Kommentare
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Jim-Knopf 04.06.2009 um 18:30
Danke fürs Lob! Hazards of love ist wirklich gelungen. Hör die Platte seit Tagen rauf und runter. Find einfach diese Kombination aus Meloys Geschichten und den geilen Melodien absolutes Nonplusultra!