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26. Juli 2010, 00:00 Movie

DVD der Woche: Roseland

Christina Ruloff - Dass solche Filme überhaupt je gemacht wurden! Roseland stammt zwar aus dem Jahr 1977 und von James Ivory - aber es ist eine immense Erleichterung, dass es doch irgendwann einmal einen Film über echte Menschen, echte Enttäuschungen und echtes Leben gegeben hat – und dass die...

Dass solche Filme überhaupt je gemacht wurden! Roseland stammt zwar aus dem Jahr 1977 und von James Ivory - aber es ist eine immense Erleichterung, dass es doch irgendwann einmal einen Film über echte Menschen, echte Enttäuschungen und echtes Leben gegeben hat – und dass dieser Film ein Publikum gefunden hat!

Roseland heisst der Ballsaal in New York und hier treffen sich in erster Linie einsame, alte Menschen, die Kontakt suchen oder wenigstens tanzen wollen. In drei Geschichten (arrangiert um die drei Tänze „The Waltz“, „The Hustle“ und „The Peabody“) lernen wir durchschnittliche, traurige und reale Menschen kennen. Da ist May, die ihren verstorbenen Mann zum Heiligen stilisiert hat und allen, die es hören oder eben nicht hören wollen, von ihrem Liebsten erzählt. Da ist Russell, ein professioneller Gigolo, der von drei Frauen umschwärmt wird, alle liebt und sich doch für keine entscheiden will. Und da ist Rosa, die wenigstens einmal in ihrem Leben etwas Besonderes erleben und den „Peabody“-Tanzwettbewerb gewinnen möchte.

Das vielleicht Unrealistischste in allen Episoden ist, dass man alle Charaktere sofort ins Herz schliesst und sie verstehen kann – allen ist die Gegenwart zu hart und deshalb klammern sie sich an das, was sie nicht haben oder eben nicht haben können, sei es nun der tote Ehemann, den jungen Liebhaber oder die schäbige Tanztrophäe. Nur das, was sie haben, sehen die Menschen nicht oder immerhin spät. Und immerhin – das ist wohl das Zugeständnis des Produzenten Ismail Merchant an den Mainstream – enden eineinhalb Stories unwahrscheinlich glücklich. Die einsame Witwe erwacht und beschliesst, nicht mehr einsam sein zu wollen (und erhört damit endlich ihren begeisterten Tanzpartner); Rosas Wunsch vom perfekten „Peabody“ erfüllt sich zumindest teilweise. Die traurige Geraldine Chaplin aber muss einsehen, dass dem gewissenhaften und gar nicht so unsympathischen Gigolo (gespielt von Christopher Walken) das Hemd näher ist als die Hose. Am Ende sind die doch 99 Minuten wie im Flug vergangen und man hat eine schöne, fast zu schöne Zeit mit alten Bekannten verbracht... im Roseland.

Roseland ist neu auf DVD erschienen!

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