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15. April 2011, 12:17 Music Interview

Anna Calvi: Der Traum, wie Maria Callas zu klingen

Marino Ferri - Anna Calvis Schweizer Première: Leidenschaft und Emotion auf höchstem Niveau. Eineinhalb Stunden beeindruckender Musik, hervorgebracht von einer ebenso beeindruckenden Singer/Songwriterin durften die Zuschauer im ausverkauften Stall 6 erleben. Students.ch Marino traf Anna auf und hinter der Bühne.

Betritt Anna Calvi die Bühne, kommt man nicht umhin zu bemerken, wie klein die neue musikalische Granddame eigentlich ist; spricht man mit ihr fällt auch sofort der riesige Kontrast zwischen ihrer sanften, leisen Sprechstimme und der geballten Kraft ihrer Singstimme auf. Darauf angesprochen, erzählt sie von der langjährigen Unsicherheit zu singen, vom harten Training, das sie seit erst fünf Jahren betreibt und vom grossen Traum, wie Maria Callas zu klingen.

Ein Traum, dem Anna Calvi bereits jetzt – sie steht nach einem Album erst am Beginn ihrer Karriere – geradezu beängstigend nahe ist. Ihre Stimme, die live noch kraftvoller als auf den Studioaufnahmen wirkt, wird von einer sichtlich begeisterten Konzertbesucherin mit ihrem Outfit verglichen: „Wie ihr rotes Kleid: durchschimmernd und doch so intensiv.“ Ein treffender Vergleich.

Zur prickelnden Rot-Schwarz-Ästhetik, so Calvi im Interview, habe sie sich vom modischen Code des Flamenco inspirieren lassen, der die Leidenschaft so überzeugend transportiere. Sie betont dabei das Wort „passion“, wie auch ihre Musik diese betont. Bei Anna Calvi, so scheint es, wird nichts dem Zufall überlassen. So passt denn auch die Aussage, dass ihre Musik nicht – wie oft so geschrieben – von den dunklen, morbiden Seiten des Lebens beeinflusst sei, sondern vielmehr von purer Schönheit und der finalen Hoffnung, zur Wahl des Stückes „Morning Light“ als krönenden Schlusspunkt des Konzerts.

Zuvor hatten sie und ihre Mitmusiker – die grossartige Molly Harpaz an Harmonium und rund einem Dutzend anderer Instrumente, der schlagkräftige Drummer Daniel Maiden-Wood und ein kurzfristig engagierter Gitarrist – sich durch das komplette Repertoire gespielt. Ihre Songs schreibe sie meist als spontane Reaktionen auf ein Stück Musik oder einen Film, die sie berührten, denke danach aber ständig weiter über sie nach und verfeinere sie, sagt Calvi. Dabei entstanden ausgefeilte, detailverliebte Kompositionen, die live eine gewaltige Kraft entfesselten und ein glückliches, erstauntes Publikum zurückliessen. Und mit diesem auch eine glückliche Band, denn: auch wenn Anna Calvi angibt, sie würde ihre Musik auch dann machen, wenn kein Mensch sie hören würde, so gibt sie doch zu, dass es sich unglaublich gut anfühle, andere Leute mit etwas berühren zu können, was einen selbst berührt.

Ihr absolut begeisterter Tourmanager schwärmt ausserdem euphorisiert vom Leben unterwegs: „We’re just having the greatest time!“ And so do we solange es solch traumhafte Musik von solch sympathischen Menschen gibt!

Mehr:
Anna Calvi: Offizielle Homepage
Stall 6 Zürich

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