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27. Oktober 2012, 13:28 Bücher Kultur Festivals

Gerlinde Michel las aus «Frei willig»

Claudia Maag - Gerlinde Michel konfrontiert ihre Protagonistin Valerie mit der vertuschten Vergangenheit ihres Vaters, der des Musikbetruges verdächtigt wird. Doch die Spur führt zusätzlich zu Hitlers Waffen-SS. Im beinahe gefüllten Cabaret Voltaire las Gerlinde Michel aus ihrem neuen Roman «Frei willig».

Der amerikanische Musikjournalist Trevor Quinn verdächtigt Valeries Vater Walter Grimm, in seinem Musiklabel gefälschte CDs herausgegeben zu haben. Anstelle von Klavieraufnahmen seiner zweiten Frau Clara Howes soll er Aufnahmen von anderen KünstlerInnen zusammengestohlen haben. Dieser Vorwurf gibt Valerie den Mut, einen lange im Schreibtisch liegenden, ungeöffneten Brief – gestohlen aus dem Arbeitszimmer des Vaters – zu öffnen. So schockierend der Betrugsverdacht ist, was sie in diesem Brief liest, ruft Ungeklärtes aus ihrer Kindheit hervor. Was hat ihr Vater mit der Tölzer «Kameradschaft» zu tun? War er etwa in der SS?

Gerlinde Michel zieht Zuhörer in den Bann. (Bild: Claudia Maag)
Gerlinde Michel zieht Zuhörer in den Bann. (Bild: Claudia Maag)

Gerlinde Michel war schon in ihrer Jugend vom Zweiten Weltkrieg fasziniert und führte mehrfach kontroverse Diskussionen. Die Bernerin interessierte vor allem die Frage: Hätten die Schweizer sich unter Hitler wirklich anders verhalten als die Deutschen? Doch den Kick für den Roman gab ihr die Entdeckung eines realen Falls in England, bei dem es um CD-Fälschung geht.

Michel schreibt vielschichtig, zeichnet ihre Figuren glaubwürdig und vereint in Frei willig unterschiedliche Themen wie die in der Schweiz wenig bekannte Teilnahme junger Schweizer als Freiwillige in Hitlers Waffen-SS und Musik. Ein empfehlenswertes Buch für historisch Interessierte, Liebhaber klassischer Musik und Freunde von Familiendramen mit einem Schuss Psychologie, was Betrug und Verdrängung angeht.

Info
http://www.edition8.ch/buch/frei-willig/
http://www.gerlindemichel.ch
Gerlinde Michel, Frei willig, Roman, 256 Seiten, Verlag Edition8, 2012, ISBN: 978-3-85990-179-7

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