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21. November 2012, 08:47 Kolumnen

Über was ich mich aufrege, Teil 1

Marco Büsch - Man könnte sich über vieles aufregen in dieser Welt. Dabei muss aber immer auch Platz bleiben für die kleinen Dinge im Leben. Deshalb rege ich mich auch gerne über die kleinen Dinge auf. Eine kleine Auflistung.

Man kennt es: Es gibt diese Momente, in denen man sich unverhältnismässig über ein Geschehnis oder eine Person oder beides aufregt. Denn eigentlich weiss man, dass die ganze Aufregung verglichen mit den ganzen Problemen und Ungerechtigkeiten in der Welt geradezu lächerlich anmuten. Im grossen weiten Internet hat sich hierbei der Terminus „first world problem“ durchgesetzt: Man weiss, dass man sich über gewisse Dinge nicht aufregen sollte, weil man es ja immer noch besser hat als ein Grossteil der Menschheit und trotzdem will man seinem Ärger irgendwie Luft machen. Hier nun ein paar Dinge, welche mich aufregen, die ich aber vorab schon mit dem Prädikat „first world problem“ versehe:

Ich rege mich auf über:

– Die Katze, welche unentwegt im Treppenhaus steht und in einer ekelhaften Lautstärke herummiaut. Aber eigentlich mehr über unsere Nachbarin, welche ihre Katze nicht in ihre eigene Wohnung nehmen will, weil sie dann dort alles zumiaut. Wahrscheinlich geht das bei ihr nach dem Prinzip: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und ich rege mich auf über unseren ringhörigen Wohnblock. Manchmal macht es wirklich keinen Spass in der Stadt in einer Mietwohnung zu leben.

– Über den einen Nachbar, der niemals grüsst. Auch wenn es mir ja egal sein könnte.

– Dass man jetzt plötzlich sieht, wann jemand auf Facebook die gesendete Nachricht gelesen hat und vice versa. Eigentlich mehr vice versa. Manchmal will man sich halt Zeit lassen mit einer Antwort, dafür ist sie dann wohlüberlegt.

– Menschen, die sich im Tram hinsetzen und ihre Tasche auf den Nebensitz stellen. Und dann die Augen verdrehen, wenn man fragt, ob ebendieser Platz noch frei sei. Kauft doch eurer Tasche auch ein Billett, gopf!

– Wenn ich eine öffentliche Toilette betrete und ein paar Männer anstehen. Man steht hinten an, nur bis einem nach einigen Minuten klar wird, dass die Kabinen alle frei und nur die Pissoirs besetzt sind. Sind Kabinen neuerdings zu unmännlich? Keine Angst, auch dort kann man im Stehen sein Geschäft verrichten. Oder muss links und rechts jemand stehen, damit ihr könnt?

– Fundraiser. Nein, ich habe gerade keine Zeit, um über den WWF zu reden. Du willst sowieso nicht reden, sondern nur mein Geld haben. Und ruf mir ja nie mehr nach, ich sei ein egoistischer Mensch, nur weil ich weitergehe! Du stehst ja auch nur dort, weil deine Fundraising-Firma dich für so und so viel Geld dort hingestellt hat. Und spenden tue ich wahrscheinlich auch mehr als du!

– Menschen, die am Sonntag in der Bahnhofs-Migros einkaufen. Geht das nicht auch unter der Woche? Dass ich selbst auch vor Ort sein muss, damit mir so etwas auffällt, tut nichts zur Sache. Ich habe meine Gründe. Und überhaupt bin gar nicht ich das Thema.

– Wenn ich am Dönerstand „ohne Zwiebeln“ sage und der Mann im Laden abwesend nickt und ich nach einigen Minuten, wenn der Prozess des Dönermachens schon fortgeschritten ist, nochmals auf „ohne Zwiebeln“ insistiere und er mich anschnauzt, er habe es schon verstanden, nur um mir dann trotzdem Zwiebeln in meinen Döner zu stecken.

Sich über diese Dinge aufzuregen, mag vielleicht kleinlich erscheinen und manchmal gibt es vermutlich sogar ganz einfache Erklärungen dafür, aber das interessiert mich in diesem Moment nicht. Manchmal tut es einfach gut, sich über die kleinen Dinge im Leben aufzuregen, um die grossen mal für einen Moment zu vergessen. Wie sagt man so schön im Volksmund: Es sind die kleinen Dinge, die zählen.

(Bilderquelle: Meine Wenigkeit)

Kolumne auf ronorp.ch

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