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17. August 2013, 14:30 Konzert Music

Robbie Williams beweist viel Selbstironie

Patrick Holenstein - 2006 spielte Robbie Williams, damals der unangefochtene Superstar der Popszene, zwei ausverkaufte Konzerte im Berner Stade de Suisse. Sieben Jahre später ist es „nur„ ein Konzert, aber ausverkauft ist das Letzigrund ebenfalls. Und Robbie Williams versteht es noch, ein volles Stadion zu begeistern.

Der übergrosse Kopf von Robbie, mit geschlossenen Augen, wie wenn er schlafen würde, thront im Bühnenbild. Es scheint, als ob er darüber wacht, was im Stadion passiert. Gottgleich? Leicht narzisstisch veranlagt war der 39-jährige Engländer und Familienvater ja schon immer. Doch der Schein trügt, kehrt den Eindruck im Laufe der Show sogar ins Gegenteil. Wenn bei „Me And My Monkey“ aus dem Robbie-Kopf plötzlich ein Affe wird, beweist das eher viel Selbstironie. Als früher in der Show durch die geöffnete Schädeldecke einer über die Bühne rollenden Robbie-Büste Ballons in den klaren sommerlichen Himmel steigen, ist man ab der symbolischen warmen Luft in seinem Hirn versucht zu schmunzeln.

„Eure Hinter gehören jetzt mir!“

Überhaupt scheint Robbie sich nicht ernst zu nehmen. Im Grunde war er doch schon bei Take That das Kind, das Kind im Manne. Und im Grunde feiert der Superstar, dem selbst die letzten beiden, etwas floppenden Platten, nicht wirklich schaden konnten, eine riesige Party mit seinen Fans. Auch wenn diese mit ihm gewachsen und manche mit ihm etwas fülliger geworden sind. Im Letzigrund taucht Robbie zu Beginn auf der erwähnten Bühnenplastik auf und segelt zu den Klängen von „Hey Wow Yeah Yeah“ wie James Bond unter viel Rauch auf die Bühne hinunter. „Eure Hintern gehören jetzt zwei Stunden lang mir“, verkündet er und startet mit „Let Me Entertain You“ in die Show.

James Bond wird später im Kontext nochmals zum Zuge kommen. Wenn Robbie mit der akustischen Gitarre „Millennium“ singt, erinnert man sich an den dazugehörigen Clip, der eine Referenz an James Bond war. Wie in jeder Show sucht sich Robbie auch in Zürich für „Everything Changes“ eine junge Frau aus dem Publikum. Es trifft Barbara aus Bern. Wie alt sie denn sei, will Robbie wissen, während er sie in den Arm nimmt. Keck und schlagfertig retourniert sie: „Alt genug“ und greift Robbie beherzt an den Hintern.

Der Entertainer Robbie funktioniert bestens.

Robbie ist bestens gelaubt, holt mit einem AC/DC-Intro Olly Murs, der den Support gemacht hat, für „Kids“ zurück auf die Bühne, gibt mit dem Cab-Calloway-Cover „Minni The Moocher“ seiner eigenen Swing-Phase eine zarte Reminiszenz und reisst einen Joke nach dem anderen. Ergreifend wird es, als er die zwölfjährige Molly, die extra mit ihrer Mutter aus Schottland angereist ist, auf die Bühne holt und sich für die bisherigen nicht jugendfreien Witze entschuldigt. Natürlich endet die Show mit „Angels“ und dem nicht enden wollenden Gesang von Robbie und seinen Fans. Ein letztes Mal wird er gefeiert, dann gehen die Lichter an.

Der Lack des Superstars Robbie Williams hat in den letzten Jahren etwas an Farbe verloren. Aber Robbie kann noch immer singen. Er trifft die Töne, singt klar hörbar live und er hat eine tolle Band mit Bläsern und Background-Sängerinnen im Rücken, die er in die Show integriert. Der Entertainer Williams ist noch genau so eindrücklich und authentisch wie vor sieben Jahren im Stade de Suisse. Die Menschen im ausverkauften Letzigrund hat der Brite von der ersten Sekunde an fest im Griff und sie hoffen wohl, dass Robbie sich keine sieben Jahr Zeit lässt, bis er in die Schweiz zurückkehrt.

Titelbild von usgang.ch. Mehr Bilder gibt es in der Galerie.

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