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10. Juni 2014, 00:00 Movie

Kino: The Fault in Our Stars

Gregor Schenker - John Green hat ein miserables Buch über krebskranke Teenager geschrieben – das nun eine ebenso miserable Verfilmung erhalten hat. Wir haben uns hindurchgequält und zählen die neun dümmsten Momente auf.

9. Vergessen
Die jugendlichen Helden der Geschichte, Hazel und Augustus (Shailene Woodley und Ansel Elgort, bekannt aus Divergent), lernen sich in einer Selbsthilfegruppe für Krebspatienten kennen. In der Runde gibt Augustus zu, das Vergessenwerden zu fürchten – und dass er zur Gegenmassnahme Grosses erreichen wolle. Daraufhin gibt Hazel zum Besten, dass in ferner Zukunft sowohl die Menschheit als auch das Universum untergehen, also auch die grössten Taten irgendwann vergessen sind.
Dieser Anfall von Milchmädchen-Nihilismus ist nur die erste von vielen, vielen nervtötenden Pseudoweisheiten.


8. Zigaretten
Pseudoweisheit, die Nächste. Nach dem Treffen: Als Augustus eine Zigarette in den Mund nimmt, ist Hazel empört – doch er erklärt, er würde sie nie anzünden: „It's a metaphor, see: You put the killing thing right between your teeth, but you don't give it the power to do its killing. A metaphor.“ („Verstehst du, es ist eine Metapher: Du steckst das Ding das dich tötet zwischen die Zähne, aber du gibst ihm nicht die Macht zu töten. Eine Metapher.“)
Das berühmteste Zitat aus John Greens Romanvorlage, vielfach verbreitet auf Tumblr und Co. Schon deshalb unsinnig, weil Metaphern ganz was anderes sind.*

* Vereinzelt liest man das Argument, die Protagonisten seien halt Teenager und würden deswegen dumme Sprüche von sich geben. Doch weder der Roman noch Josh Boones Verfilmung brechen dieses Aussagen, nicht ironisch und auch sonst in keiner Weise.
Zudem sind die Sprüchlein, die sie Erwachsenen in den Mund legen, nicht intelligenter. Siehe Punkt 9: Die Pseudoweisheit vom Vergessenwerden hat sich Hazel nicht selbst ausgedacht, sondern von ihrem Lieblingsautoren. (Mehr dazu siehe Punkt 2.)


7. Jungfräulichkeit
Augustus hat sein rechtes Bein an den Krebs verloren. Das sei der Grund, weswegen er noch Jungfrau sei, gesteht er Hazel: Kein Mädchen wolle was mit einem Amputierten haben. Schon klar: Er ist ein gutaussehender Blondschopf, hat Selbstbewusstsein, Intelligenz und Humor* sowie einen durchtrainierten Körper. Aber der fehlende Unterschenkel macht ihn dem weiblichen Geschlecht widerwärtig.

* oder zumindest das, was die Verantwortlichen für Humor halten


6. Krebs ist attraktiv
Augustus ist zunächst auch im Roman die verkörperte Klein-Mädchen-Fantasie (das Buch ist eine Jugendvariante von 50 Shades of Grey, mit Krebs statt BDSM), doch mit der Zeit verschlechtert sich sein Zustand. Hazel wiederum hat der Krebs von Anfang an mitgenommen und aufgedunsen. Im Film spürt man nichts davon: Das Leiden der Protagonisten darf das attraktive Erscheinungsbild der Jungstars nur in seltenen Momenten unterminieren.


5. Eier
Apropos Krebs und Körperteile: Augustus' Kumpel Isaac (Nat Wolff) muss sich die Augen rausnehmen lassen. Vor der Operation trennt sich seine Freundin von ihm, woraufhin Augustus ihn und Hazel mit zum Haus derselben schleppt und das Auto besagter Freundin mit Eiern bewerfen. Ein Handeln, das zwar nachvollziehbar, nichtsdestotrotz aber kindisch und moralisch verwerflich ist. Ausser für den Autoren, bzw. den Regisseur der Geschichte, denn die stellen das als charmante und bedingungslos gerechtfertigte Tat dar, die selbstverständlich keinerlei Konsequenzen nach sich zieht. Ein Lob auf kleinkarierte Rachefantasien.


4. Heulbojen
Der Soundtrack besteht aus knapp zwanzig seichten Indie-Popsongs, die sich allesamt gleich anhören. Heisst also, dass alle fünf Minuten eine neue jammernde Pissnelke, abwechselnd von Klavier oder Gitarre begleitet, von der Tonspur plärrt. Und wie subtil die Songauswahl ist: Wenn Augustus und Hazel durch Amsterdam* flanieren, singt Heulboje Ed Sheeran: „So can you see the stars?/Over Amsterdam/You're the song my heart is/Beating to“.

* Mehr zu Amsterdam im nächsten Punkt.


3. Holland ist voll geil
Hazels (fiktives) Lieblingsbuch trägt den Titel An Imperial Affliction (das natürlich von einer Krebspatientin handelt). Ihr grösster Wunsch: Den (fiktiven) Autoren Peter Van Houten (Willem Dafoe) in Amsterdam besuchen. Augustus erfüllt ihr diesen und nimmt sie mit nach Holland. Auslöser für eine Kaskade an kitschiger Ferienromantik, wie kein Reisemagazin sie plumper bietet (Lichterketten, Luxusrestaurant, Strassensymphoniker). Das Niederländische Büro für Tourismus & Convention dankt.


2. Der Grummler
Als Augustus und Hazel endlich den berühmten Schriftsteller vor sich haben, erwartet sie eine Enttäuschung: Seine Sekretärin hat das Treffen arrangiert, ohne ihn einzuweihen. Da er weder mit Fans was anfangen kann noch Mitleid mit Krebskranken hat und sowieso ein grimmiger Säufer ist, läuft die Begegnung katastrophal.
Aber ach: Im Finale stellt sich heraus, dass Van Houten nur so schlimm drauf ist, weil seine kleine Tochter an Krebs gestorben ist. Für sein Verhalten entschuldigt er sich von Herzen.


1. Das Anne-Frank-Haus
Nachdem Van Houten die beiden abgekanzelt hat, zeigt seine Assistentin Augustus und Hazel das Anne-Frank-Haus. Das jüdische Mädchen kommt mittels Zitaten zu Wort und muss für die banale Botschaft des Filmes herhalten: Wenn es einem schlecht geht, soll man einfach an die Liebe denken.
Hazel nimmt das zum Anlass, endlich Augustus zu küssen. Genau in dem Zimmer, in dem sich Anne und ihre Familie versteckt haben. Woraufhin die anderen Museumsgäste applaudieren.
Was soll man dazu noch sagen?


Bewertung: 1 von 5



  • Titel: The Fault in Our Stars (Das Schicksal ist ein mieser Verräter)
  • Land: USA
  • Regie: Josh Boone
  • Drehbuch: Scott Neustadter, Michael H. Weber
  • Darsteller: Shailene Woodley, Ansel Elgort, Laura Dern, Willem Dafoe
  • Verleih: Warner Bros.
  • Start: 12. Juni 2014

Fotos von Swisspressportal

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