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21. August 2007, 00:00 Kultur

Vis-à-vis. Bacon & Picasso

Sonja Gasser - Zwei bekannte Künstler stellt das Kunstmuseum Luzern vom 11. August bis 25. November 2007 einander gegenüber: Pablo Picasso (1881–1973) und Francis Bacon (1909–1992). Die Werke aus der späten Schaffensphase der beiden Künstler entstammen einer Privatsammlung, die dem Muse...

Zwei bekannte Künstler stellt das Kunstmuseum Luzern vom 11. August bis 25. November 2007 einander gegenüber: Pablo Picasso (1881–1973) und Francis Bacon (1909–1992).

Die Werke aus der späten Schaffensphase der beiden Künstler entstammen einer Privatsammlung, die dem Museum zur Verfügung gestellt wurde.

Bereits im ersten Raum der Ausstellung fällt auf, dass mehrere Bilder Picassos einem einzigen von Bacon gegenüber stehen. Das Verhältnis bleibt in der ganzen Ausstellung unausgeglichen, was nicht zuletzt etwas über die Produktivität der beiden Künstler aussagt. Im Wettlauf mit der Zeit bis zu seinem Tod versuchte Picasso möglichst viele seiner immer zahlreicheren Ideen festzuhalten. In seinen letzten zehn Lebensjahren schuf er im Schnitt ein Bild pro Tag. Die ungeheure Produktivität Picassos erforderte zügig gemalte Bilder. Bacon dagegen wendete viel Zeit auf, um ein Bild zu vollenden und gab sich erst nach mehreren Korrekturen zufrieden. Die unterschiedliche Arbeitsweise der beiden Künstler ist in den Bildern direkt erkennbar. Picasso zieht seinen Pinsel virtuos über die ganze Leinwand. In seinem Duktus erscheint das Temperament eines Südländers. Bacons Bilder dagegen passen eher zur Zierlichkeit der Engländer. Neben Bacons mit feinen Farbabstufungen modellierten und dadurch plastisch erscheinenden Figuren wirken Picassos flächig gemalten Figuren grob. Obwohl Bacons Bilder viel graziöser erscheinen, bringt auch er bei genauerem Hinsehen die Pinselstriche schwungvoll auf die Leinwand.

Bacon wies immer wieder auf seine Bewunderung Picassos hin, die ihn dazu veranlasste, selbst eine Künstlerkarriere zu beginnen. Dennoch ist es verfehlt, Picassos Bilder als direkte Vorbilder für Bacon zu sehen. Gemeinsamkeiten sind bei den beiden Künstlern weniger im formalen Bildaufbau zu suchen, sondern mehr im gemeinsamen Interesse an der Auseinandersetzung mit Figuren.

Pablo Picasso, Le peintre et son modèle, 1964, Öl auf Leinwand, 195 x 130 cm, Privatsammlung.

Ein Bildthema das das Werk Picassos durchzieht ist ‚der Maler und sein Modell’. Während in früheren Gemälden das Modell stets auf einer Leinwand im Bild zu sehen war, befinden sich bei Le peintre et son modèle von 1964 der Künstler und sein Modell in derselben Bildebene. Die Figur bleibt nicht mehr länger auf eine gemalte Leinwand gebannt, sondern tritt dem Künstler leibhaftig gegenüber.

Bacons Verhältnis zu seinen Modellen war immer sehr distanziert. Als Vorlagen dienten ihm Fotografien. Er wollte es seinen Modellen nicht antun, dass sie seine malerischen Transformationen ihrer Körper miterleben müssen.

Francis Bacon, Turning Figure, 1962, Öl auf Leinwand, 198 x 144,5 cm Privatsammlung.

Im Bild Turning Figure von 1962 ist eine Person mit verdrehtem Unterkörper und deformiertem Oberkörper und Gesicht auf einer Art Bühne blossgestellt. Bacons Figuren haben viel mit einer Knetfigur gemeinsam, die geformt und an gewissen Stellen eingedrückt wurden. Typischerweise befinden sich Bacons Figuren in einer Raumkonstruktion mit monochromer Farbgebung. Bei Picassos Bildern fehlt sowohl die räumliche Tiefenwirkung als auch die Farbmodulierung, die die Körper plastisch erscheinen liesse. Obwohl beide mit deformierten Gestalten experimentieren, kommen sie zu ganz unterschiedlichen Bildlösungen. Picasso zieht es vor, nach immer neuen Variationen und Kombinationen der Formen zu suchen. Besonders deutlich zum Ausdruck kommt das bei seinen zahlreich angefertigten Druckgrafiken. Bacon dagegen lässt seine Figuren Körperstellungen mit seltsamen Verrenkungen einnehmen. Doch zergliederte und neu zusammengesetzte Figuren wie bei Picasso gibt es nicht. Vielmehr kommen fliessende Bewegungen zum Ausdruck.

Für beide Künstler ist der Akt des Malens wichtig. In der Ausstellung sind deshalb beispielhafte Werke einander gegenübergestellt, die den Besuchern ermöglichen, die beiden künstlerischen Haltungen vergleichend zu hinterfragen.

Speziell für Studierende:

Studentenfutter: Di. 6. November 2007, Do. 15. November 2007, Mi. 21. November 2007, jeweils von 17.30 bis 18.30 Uhr, zu den Ausstellungen 'Vis-à-vis. Bacon & Picasso' und 'Berlinde de Bruyckere/Jenny Saville/Dan Flavin', Beginn im Foyer des Kunstmuseum (KKL Luzern, Lift 4. Stock), Führung und Eintritt gratis

Katalog zur Ausstellung: Vis-à-vis. Bacon & Picasso, hrsg. von Peter Fischer, Luzern: Kunstmuseum, 2007, CHF 48.00

Links

Quelle: Bilder: Pro Litteris
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