DVD der Woche: Paprika

Die Psychoanalytikerin ist plötzlich in einem fremden Traum gefangen... oder ist es ihr eigener Alptraum?

„Der Geist des Menschen, der träumt, ist vollauf zufrieden mit dem, was ihm zustösst. Die beängstigende Frage nach der Möglichkeit stellt sich hier nicht mehr.“, glaubte André Breton, Begründer des Surrealismus in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Was aber, wenn der Träumende unter seinen (Alp)träumen leidet? Wenn ihn die Träume so sehr mitnehmen, dass er zwischen Traum und Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden vermag? Und wenn er plötzlich fremde, noch beängstigendere Träume erlebt?

Mit genau diesen Problemen hat die Psychoanalytikerin Chiba zu kämpfen. Nachdem ihre wissenschaftliche Forschungsabteilung einen Prototyp entwickelt hat, der es erlaubt, die eigenen Träume aufzuzeichnen und andere an ihnen teilhaben zu lassen, wird diese Wundermaschine gestohlen... und missbraucht, um ihre Mitarbeiter mittels fremder Alpträume in den Wahnsinn zu treiben. Wer streckt hinter diesem „Traum-Terrorismus“ und was kann man einer derartig mächtigen Waffe entgegensetzen?

Das Kino ist eine moderne Traummaschine und wird von allerlei Monstern bevölkert!

Satoshi Kon (Perfect Blue, Tokyo Godfathers) lässt einmal mehr die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen und hinterfragt die Macht des (Alp)Traums. Dabei öffnet er Tür und Tor in die Welt des Unterbewussten, in der nichts unmöglich ist und sich die individuellen Ängste in surreale Horrorszenarien verwandeln: Im rauschenden Zirkusfest wird der Kommissar Opfer eines Komplotts, findet sich hinter Gittern gefangen in der Manege während unzählige Doppelgänger seiner selbst auf ihn zustürmen und ihn zermalmen wollen. Eine Parade aus marschierenden Kühlschränken grinsenden Puppen und strahlenden Fernsehern macht die Stadt unsicher. Natürlich gehorcht diese Welt auch ihren eigenen Gesetzen: Wer aktiv mitagiert, kann den Traum mitgestalten, fliegen oder sich auf die Pferde im nächsten Western-Filmplakat schwingen und davonreiten. Mit den umwerfenden Anime-Zeichnungen Kons wird alles das, was das Unterbewusstsein kreieren kann, möglich. Die Träume stammen nämlich alle von Yasutaka Tsutsui, dem Romanautoren von Paprika!

ist kein Kinderfilm, sondern extrem anspruchsvoll.

Paprika, das ist evident, ist kein Kinderfilm aus dem Hause Pixar und bietet im Gegensatz zu Tokyo Godfathers auch keine „nette“ Unterhaltung. In Japan, vor allem dank Hayao Miyazaki und Mamoru Oshii, hat der Anime-Film längst eine andere Dimension erreicht und spricht all diese Fragen an, an die sich der amerikanische Film nicht einmal mit „echten“ Schauspielern heran traut. Das Resultat reisst mit, verblüfft und beängstigt... Paprika ist ein 87 Minuten langer Traum, mit allem, was dazugehört.

Die Doppel-DVD bietet jede Menge spannender Extras, die dem Zuschauer helfen, der traumartigen Handlung zu folgen und zeigen, dass nicht einmal Autor und Regisseur alles wirklich verstanden haben. Besonders sehenswert ist, neben dem Making Of, die Diskussionsrunde mit dem Regisseur Satoshi Kon, dem Autoren der Romanvorlage Yasutaka Tsutsui und den Synchronsprechern der Hauptrollen, wo offen über Träume und das Unterbewusste, Inspirationsquellen zur Geschichte und mögliche Gefahren der Traumwelt gesprochen wird..

Bewertung: 4.5 von 5

Someone who saves the day! - Der Kommissar versucht Herr und Held seiner Träume zu werden und die Botschaft von seinem Unterbewusstsein zu verstehen.

Originaltitel: Paprika

Land: Japan

Genre: Anime

Dauer: 87 Minuten

Regie: Satoshi Kon

Links

• www.paprika-lefilm.com/