Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

28. August 2007, 00:00 Interview

Lockstoff (CH)

Silvan Gertsch - Thomas Garcia, Sänger bei der Aarauer Mundart-Rockband Lockstoff spricht im Interview über den Kantönligeist, die Entwicklung seiner Band und über... YAUU! Students.ch: Was steckt hinter dem Albumtitel „Yauu“? Thomas Garcia: Yauu ist ein Schrei, der das Gefühl, das auf d...

Thomas Garcia, Sänger bei der Aarauer Mundart-Rockband Lockstoff spricht im Interview über den Kantönligeist, die Entwicklung seiner Band und über... YAUU!

Students.ch: Was steckt hinter dem Albumtitel „Yauu“?

Thomas Garcia: Yauu ist ein Schrei, der das Gefühl, das auf dieser Platte vorherrscht, am besten wiedergibt. Dieser Schrei kommt ja auch in unserer ersten Single „Schneller Höcher Wiiter“ vor. Wir fanden, dass dies ein guter Titel fürs Album sei, weil die Musik darauf rotziger und schneller ist als unsere früheren Sachen. Yauu verkörpert für uns das Gefühl, das wir bei diesem Album hatten. Und irgendwie konnten wir dieses Gefühl mit einem Ausschrei besser beschreiben, als mit einem Wort.

Aber es ist eine Eigenkreation von euch?

Ja. Wir überlegten lange, wie wir das Ausschreiben sollen, damit man es versteht – selbst wenn man nicht genau weiss, was es ist.

Das neue Album ist vor einem knappen Monat erschienen. Hat seither die Bedeutung von „Yauu“ für euch geändert?

Das entwickelte sich schon vorher ziemlich stark. Wir waren ja im März mit Florian Ast auf Tour. Und damals spielten wir die neuen Songs bereits. Das Yauu hat für uns zu einem sehr klaren Gefühl geworden. Es ist halt auch dieser Song „Schneller Höcher Wiiter“, der die Stimmung auf dem Album wesentlich beeinflusst hat.

Ist dieser Songname auch stellvertretend für die Entwicklung in der Band zu verstehen?

Hört man „Schneller Höcher Wiiter“, so denkt man an etwas Euphorisches. Aber der Song blickt ja kritisch auf die Entwicklung, dass alles immer schneller und besser werden muss und darauf, dass das Leben extrem hektisch geworden ist. Wir laufen in vorprogrammierten Bahnen. Mit der Band selber hat das insofern nicht allzu viel zu tun. Aber wir wollen natürlich mit jedem Album und jedem Konzert einen Schritt weiter kommen mit der Band. Wir wollen sicher nicht, dass jedes Album gleich klingt. Deshalb ist es ein Weiterkommen, ein schneller und ein besser werden. Aber es hat nichts damit zu tun, berühmter zu werden.

Seid ihr in dieser Hinsicht mit den Jahren auch realistischer geworden – dass der Markt für Mundartmusik halt stark begrenzt ist?

Damit muss man als Mundartband leben. Aber ich habe das Gefühl, dass es das richtige und das ehrlichste ist für mich. Man sieht die Grenzen einfach sehr schnell. Andererseits gibt’s ja auch das Beispiel von Plüsch, die eine andere, für Schweizer Verhältnisse galaktische, Dimension erreicht haben. Das ist nicht planbar. Aber ich denke, dass für Lockstoff noch mehr möglich ist, als wir bisher erreicht haben.

Yauu!

Wann hat sich die Wandlung in eine härtere Richtung abgezeichnet, die ihr mit „Yauu“ vollzogen habt?

Bei unserem letzten, sehr feinen, Album „Nachtschwimmer“ waren alle Songs schon geschrieben, als es zu Wechseln in der Band gekommen ist. Die Neuen Mitglieder, Valentin und Al, haben die Musik eingespielt, aber auf die Richtung der Songs keinen allzu grossen Einfluss nehmen können. Während der Tour entwickelten sich diese Stücke. Wir begannen, sie energetischer zu spielen und sie wurden rockiger. Damals merkten wir, dass der nächste Schritt in diese Richtung gehen könnte, weil wir uns live extrem wohl fühlten.

Funktionierte diese härtere Gangart auf der Tour mit Florian Ast?

Das war erstaunlich. Wir wurden von seinen Fans immer extrem warm empfangen. Für die Leute im Publikum und für uns passte das hervorragend. Es war eine super Erfahrung für uns.

Ihr habt mit „Yauu Records“ ein eigenes Label gegründet. Was steckt dahinter?

Die beiden ersten Alben nahmen wir bei Major-Labels auf. Das erste bei Sony, von denen trennten wir uns dann aber, um zu BMG zu wechseln. Sony und BMG fusionierten später, weshalb wir wieder mit den Leuten von Sony hätten zusammen arbeiten müssen. Wir einigten uns deshalb, dass wir kein Album mehr zusammen aufnehmen würden. Danach war offen, wie es weitergehen würde. Wir fühlten uns sicher genug, unser nächstes Album alleine in Angriff zu nehmen und dadurch absolute Freiheit zu haben. Das war natürlich reizvoll, obwohl wir nie den Eindruck hatten, dass uns die Majors eingeengt hätten. Das waren beides gute Zusammenarbeiten. Aber jetzt sind wir näher beim Ganzen – es ist mehr „Lockstoff“, als früher.

Zum Schluss: Auf Cede.ch hats unter eurer CD-Kritik einen Kommentar, dass ihr mit „Yauu“ den Durchbruch verdient hättet. Habt ihr den noch nicht geschafft?

Das sind natürlich immer verschiedene Ansichten. Ich persönlich habe auch nicht das Gefühl, dass wir den Durchbruch bis jetzt geschafft haben. Mit unserer neuen CD hat sich aber viel ereignet. Für uns war es beispielsweise immer schwierig, ein Engagement im Kanton Bern zu kriegen. Aber das ändert sich langsam. Es gibt aber immer noch viel zu erreichen mit Lockstoff. Wir hoffen natürlich, dass wir mit der neuen CD einen wesentlichen Schritt dazu beitragen können.

Was waren die Gründe dafür, dass ihr im Kanton Bern lange nicht Fuss gefasst habt?

Keine Ahnung. Vielleicht gefiel den Bernern die Musik nicht, vielleicht wars sprachlich. Vielleicht liegt es auch daran, dass es in Bern eine lange Mundart-Tradition gibt und sie in dieser Beziehung übersättigt sind. Aber möglicherweise ist es nicht mal etwas kantonales. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht selber im „Kantönligeist“ gefangen, den ich nicht gut finde. Aber die Florian-Ast-Tour öffnete uns auf jeden Fall die eine oder andere Tür...

Links

Quelle: das Office (Link)
Kommentare
Login oder Registrieren