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2. September 2007, 00:00 Konzert

Tocotronic in der Roten Fabrik

Christina Ruloff - Die liebsten deutschen Neinsager sind zurück: Tocotronic schwingen am 5. Oktober in der Roten Fabrik 'die Lichtschwerter im Kampf gegen das Imperium'. Dabeisein ist alles! Die Festivalsaison ist vorüber und man lässt sich etwas sentimental, aber vor allem glücklich erschöpft...

Die liebsten deutschen Neinsager sind zurück: Tocotronic schwingen am 5. Oktober in der Roten Fabrik 'die Lichtschwerter im Kampf gegen das Imperium'. Dabeisein ist alles!

Die Festivalsaison ist vorüber und man lässt sich etwas sentimental, aber vor allem glücklich erschöpft in den Sessel fallen. Es war schön, aber der Herbst wird noch schöner. Die Bands gehen nach einer kleinen Verschnaufpause auf Clubtournee; allen voran natürlich des Schweizers liebste deutsche Gruppe Tocotronic!

Die liebsten deutschen Neinsager sind nämlich trotz nun mehr als 14 Jährigem Banddasein und Vertrag bei einem Majorlabel kein bisschen von ihrer Linie abgewichen: Nein zur Deutschtümelei. Nein zu wohlmeinenden Fahrradfahrern, welche Verbrüderung predigen. Nein zur Idylle. Nein zum Rotaryclub und ähnlich spiessigen Geheimorganisationen, die unter sich die Welt aufteilen. Nein zu all den sozialen und wirtschaftlichen Überbleibseln des Miefs der Fünfzigerjahre, die nicht einmal die 68er vernichten konnten. Nein zur Gesellschaft. Punkt.

über Deutschtümelei: „Ich kann mich sowieso mit so wenigen Sachen identifizieren und am allerwenigsten mit irgend’nem Land in dem ich lebe!“

Tocotronic sind sich treu geblieben und das ist gut so. Auf ihrem grossen diesjährigen Album Kapitulation haben sie dem Etablissement erneut ein Schnippchen geschlagen. Die Strategie lautet nicht mehr „Protest!“, sondern eben Kapitualtion. Dirk von Lowtzow erläutert, dass die Strategie der Kapitulation als Reaktion eine sehr interessante sei. „Die Zeit in der wir uns befinden und die Gesellschaftsstruktur, alles, was man den Zeitgeist nennen könnte, der produziert permanent ein Gefühl der Erschöpfung. Es ist ein befreiendes Gefühl zu sagen: „Ich streck die Waffen. Ich kann nicht mehr!““

Und das Album klingt auch entsprechend schön: Trotzig, punk-rockig und zart melodisch zugleich lehnen sich die Songs noch immer gegen die vorgefertigten Drei-Minuten-Wunder nach bravem Strophen-Refrain-Strophen-Muster auf, und überraschen mit melodischen und textlichen Wendungen, die gegen alle Erwartungen verstossen und doch so schön passen. „Du musst nicht zeigen was Du kannst / Du darfst nicht sagen, was Du denkst / Kein Gewissen, das Dich quält / Keine fremde Macht, die lenkt“, heisst es in dem umwerfenden Stück Verschwör dich gegen dich, und man möchte wirklich mal wieder einfach nur kapitulieren.

Tocotronic treten am 5. Oktober in der Roten Fabrik auf. Und wer die Band live kennt, weiss, dass sie dann wieder gemeinsam mit uns „die Lichtschwerter im Kampf gegen das Imperium schwingen werden.“

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