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20. Oktober 2008, 21:33 Kultur

Todesvariationen @ Schauspielhaus

Robert Salzer - Eine schlichte aber stellenweise starke Inszenierung auf der Pfauenbühne.Ein alter Mann und eine alte Frau begegnen sich nach dem Selbstmord ihrer Tochter wieder. Im gleichen Raum treffen sie sich selbst als junges Paar, kurz nach der Heirat, vor dem Einzug in die neue Wohnung. ...

Eine schlichte aber stellenweise starke Inszenierung auf der Pfauenbühne.

Ein alter Mann und eine alte Frau begegnen sich nach dem Selbstmord ihrer Tochter wieder. Im gleichen Raum treffen sie sich selbst als junges Paar, kurz nach der Heirat, vor dem Einzug in die neue Wohnung. Die Frau ist schwanger und erwartet in Bälde ein Kind. Im Raum ist auch der Freund der Tochter, ein junger Mann, dem die Tochter in den Tod folgte. Schliesslich erscheint auch die Tochter im leeren Raum als junges Mädchen noch einmal und spielt Szenen ihres Lebens nach.

Die Sprache des zeitgenössischen Autors Jon Fosse ist einfach und abgehackt. Gegensätze werden ausgesprochen, die Personen reden meist aneinander vorbei. „Du darfst nicht“ – „Geh endlich“ – „ich halte es nicht aus, dein Gesicht zu sehen“. Anfänglich hat man Mühe den Figuren zu folgen, mit der Zeit weiss man aber die Quintessenz der Dialoge herauszuhören. Gelacht wird an jenem Abend selten, zu ernst ist das Thema, zu düster die Inszenierung. Die verschiedenen Personen in unterschiedlichen Lebensabschnitten zu sehen, ist die Stärke des Stückes, das Faszinierende an der 1¼-Stunden dauernden Aufführung. Man erlebt den Zyklus einer Beziehung von der anfänglichen Verliebtheit bis zum Aneinander-Vorbeileben gleichzeitig auf der Bühne. Spannender Theaterstoff allemal.

Matthias Hartmann stellt die sechs Schauspieler in einen leeren weissen Kubus. Der Inhalt soll im Mittelpunkt stehen, nicht das Bühnenbild. Beleuchtet werden sie von einem Spot, der stetig auf einer Schiene von links nach rechts fährt, um dann wieder in seine Ursprungsposition gebracht zu werden. Eine interessante Idee und eine Abwechslung zur „normalen“ Theaterbeleuchtung. Im Zuschauerraum ragt ein Schiffsmast in die Höhe, schlicht und ohne Segel, der manchmal bedrohlich schwankt. Ein Sinnbild der durch die Zeit reisenden Figuren?

  • „Todesvariationen“ von Jon Fosse
  • Regie: Matthias Hartmann
  • Ort: Pfauen
  • Premiere: 18.Oktober
  • weitere Vorstellungen: 26./31. Oktober; 5. November
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