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1. Oktober 2007, 00:00 Kultur

Review: Don Juan @ Schauspielhaus

Christina Ruloff - 'Die gefällt mir noch besser als die anderen!' Don Juan sucht das Schauspielhaus heim: Kein grosses Theater, wenig Molière, aber ansprechende Unterhaltung. Don Juan (Marcus Blum, elegant in Schwarz) plagt Sganarelle (Johannes Zirner, hervorragend), der doch nur das Beste für s...

'Die gefällt mir noch besser als die anderen!' Don Juan sucht das Schauspielhaus heim: Kein grosses Theater, wenig Molière, aber ansprechende Unterhaltung.

Don Juan (Marcus Blum, elegant in Schwarz) plagt Sganarelle (Johannes Zirner, hervorragend), der doch nur das Beste für seinen Herrn möchte.

Er philosophiert über das Leben und über die grosse Liebe, die es verbietet, sich an eine Frau zu binden. Denn das Glück liege nicht in der Ehe und im Lieben, sondern im Sich - Verlieben und im Gewinnen einer Frau. Ein Grossteil des Publikums in der ausverkauften Premiere von Don Juan hat dem Titelhelden begeistert zugeklatscht – so schön und so poetisch hat er Treulosigkeit in hohe Philosophie und in eine grössere, reine Liebe (die Eigenliebe) verwandelt. Und die betrogenen wie die noch zu betrügenden Frauen konnten weder bei Juan noch bei den Zuschauerinnen, von den Zuschauern ganz zu schweigen, eine Aversion gegen Juan oder wenigstens Mitleid erregen. Allein die Einwände seines Dieners Sganarelle hatten eine kurze Wirkung, so leidenschaftlich und ernsthaft wurden sie hervorgebracht. Der Vater (toll: Peter Arens) konnte noch so toben und mit seinem Stock knallen, Don Juan, der legendäre Verführer und Geniesser, würde sich niemals ändern...

Und dass ihn der Zorn Gottes am Ende vom Erdboden verschluckt, ist einzig Molière geschuldet, von dessen Stück Don Juan sich der Regisseur Werner Düggelin wohl lediglich hat inspirieren lassen. Denn mit Molière und seinen Intentionen hatte die unterhaltsame und fünf Viertelstunden kurze gleichnamige Umsetzung wenig zu tun. Man erkannte wohl einige Versatzstücke aus dem Stück des grossen Franzosen, aber ihre Aneinanderreihung war so uninspiriert und vor allem zusammenhangslos, dass man sich fragen musste, worin die Absicht des Regisseurs bestand:

Sollte Molière ironisiert werden? Wenn seine Aussagen über Aufklärung und Heuchelei tatsächlich so obsolet geworden sind, warum braucht das Schauspielhaus dann eine neue Molière-Inszenierung? Sollte die Aufführung unsere Moralvorstellungen in Frage stellen? Warum bleibt dann Juan nicht munter am Leben und erfreut sich weiterhin der Arglosigkeit seiner weiblichen Opfer? Oder ist Juan ein tragischer Anti-Held, der. an seiner Unfähigkeit zu lieben, zugrunde geht?

Fechten macht Spass, vor allem dem Publikum!

Einzelne Schauspieler, allen voran Johannes Zirner als Sganarelle und Fabian Krüger als dümmlicher, gehörnter Verlobter spielten grossartig. Aber stringenter und sinnvoller machten sie die Umsetzung nicht. Daher bleibt einem einzig die kurzweilige Unterhaltung in Erinnerung, die Düggelin als erfahrener Regisseur gekonnt produzierte: Witzige und hitzige Wortwechsel, hysterisch sich ankreischende Frauen („Hoffnungslos sind die Männer!“), ein ironischer Womanizer („Die gefällt mir noch besser als die anderen! Ich spreche aus Erfahrung!) und sehr hübsche Fechtkämpfe natürlich mit erotischen Anleihen sorgten nicht für grosses, anspruchsvolles Theater, aber ansprechende Unterhaltung.

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Quelle: Bilder: Leonard Zubler Fotograf VSP/ BR
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