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13. November 2008, 13:34 Music Interview

Sharleen Spiteri im Interview

Simon Knopf - Zwei Jahre nach dem letzten Texas-Album ist die Sängerin aus Glasgow erstmals solo unterwegs. Auf ihrem Album "Melody" bewegt sich die Schottin auf den Pfaden von Dusty Springfield und Nancy Sinatra. Students.ch traf Sharleen in Zürich auf eine Tasse Tee und ein Gespräch über...

Zwei Jahre nach dem letzten Texas-Album ist die Sängerin aus Glasgow erstmals solo unterwegs. Auf ihrem Album "Melody" bewegt sich die Schottin auf den Pfaden von Dusty Springfield und Nancy Sinatra. Students.ch traf Sharleen in Zürich auf eine Tasse Tee und ein Gespräch über ihr Album.

Ich hab gesehen, dass du in England bereits seit Juli auf Promotion bist…

Das stimmt. Ich war in den letzten Monaten da und dort in Fernsehsendungen zu Gast, wie das halt so ist… In England sind auch schon zwei Single-Auskopplungen vom Album draussen.

Und jetzt das ganze noch einmal für den Kontinent…

Aber es macht Spass… Ich erzähl dir jetzt etwas: so wie sich die Musikindustrie seit unserem Start mit Texas verändert hat, bin ich nur schon überglücklich, dass sich überhaupt jemand für meine Solo-Platte interessiert!

Gutes Stichwort. MTV, einst Nummer 1 Plattform für Musiker, hat kürzlich angekündigt, weitere Eigenproduktionen zu streichen. Da hat sich einiges verändert seit dem Start deiner Karriere…

Als meine Karriere mit Texas anfing war MTV noch ganz jung. (lacht). Aber es sind ja nicht nur MTV und ähnliche Plattformen die sich verändert haben. Als Musiker muss man ein wachsames Augen haben, was Veränderungen im Musik-Business betreffen. Ich sehe dies aber viel mehr als etwas, was den Job spannend macht, denn als Problem. Die Leute motzen immer darüber, dass die heutige Musik so auf Konsum ausgerichtet sei. Vergleicht man aber die Szene einmal mit dem, was noch vor einigen Jahren im Radio lief, dann sind dies Welten. Noch vor fünf Jahren ging es sehr oft einfach darum, einen pikfeinen Sound auf der Scheibe zu haben, zu dem dann irgendwer ein bisschen den Hintern bewegte (lacht). Aber heute hast du wieder ein effektives Songwriter-Revival. Vor allem bei den weiblichen Künstlern… Amy Winehouse, Duffy und so weiter. Da geht es wieder um die Songs!

Du hast ja dein Album weitgehend selber Produziert. Amy Winehouse hatte Mark Ronson, der jetzt als Erfolgsgarant rumgereicht wird. War eine solche Zusammenarbeit für dich jemals eine Option?

Hm. Ich hab über die Jahre durchaus mit vielen Leuten zusammengearbeitet. Bei diesem Album stand aber so etwas garnie zur Debatte. Dafür hatte ich zu lange nicht wirklich eine Ahnung, wohin das Projekt mich führen würde. Als ich mit dem Schreibprozess anfing, war ich noch der Meinung, ich arbeite auf ein neues Texas-Album hin. Und erst nach einer gewissen Zeit wurde mir klar, dass ich emotional an etwas ganz anderem dran war. Da wurde mir klar, dass ich dieses Album auf jeden Fall auf meine Art und in meiner Geschwindigkeit machen musste. Zu dem Zeitpunkt war gerade eine zehnjährige Beziehung auf sehr schmerzvolle Weise zu Ende gegangen und ich brauchte Zeit für mich selber… sowohl für mein Leben, als auch für meine Musik. Ich war an einem Punkt angelangt, wo mir plötzlich wieder bewusst wurde, was es heisst, Angst zu haben. Und dass dies nicht unbedingt was schlechtes sein muss… manchmal braucht man so was; einen Tritt in den Hintern (lacht)!

Sharleen über ihre Begegnung mit Paris Hilton:

Das hört man deinem Album auch an. Ich hatte das Gefühl, dass der Sound tatsächlich die emotionale Tiefe und die Wucht einer Dusty Springfield hat…

Das liegt mitunter wohl daran, dass dies mein persönlichstes und auch ehrlichstes Album ist. Nicht, dass die Texas-Alben unehrlich gewesen wären, aber während dem Entstehungsprozess von Melody war auf einmal keine Band mehr um mich herum, die als Katalysator funktioniert hätte. Bei Texas war es immer so, dass man nur einen Teil dessen nach aussen trug, was wirklich in einem vorging. Wie es halt ist, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist… Aber es war schon so, dass ich mir lange Gedanken über die Lieder gemacht habe. Es gab da die eine oder andere Situation, wo ich Angst hatte, dass eventuell zuviel von meinem persönlichen Leben an die Oberfläche komme könnte.

Nun sind es ja immer zwei Paar Schuhe, einen spezifischen Stil wieder zu geben, und dann noch die passende Stimme dazu zu haben. Bei dir scheint beides zu Stimmen…

Ich glaube, dass hängt primär damit zusammen, dass ich halt mit den Platten aufwuchs, deren Einflüsse man auf Melody hören kann. Ich kenn all die Sachen von Dusty Springfield, Nancy Sinatra, den Sound von Motown. These boots are made for walking war die erste Scheibe, die ich jemals bewusst hörte. Ich kann mich noch heute daran erinnern, was für einen immensen Eindruck dieses Lied auf mich machte. (imitiert das Gitarren-Intro und singt dann die ersten Zeilen des Songs) Fuckin’ hell, was ist das! Ich konnte es fast nicht fassen, was ich da hörte! Und über die Jahre habe ich diese Musik, und vor allem auch die Phrasierung von damals, total verinnerlicht. Ich musste also weder meine Stimme speziell trainieren, noch sonst irgendwie umdenken… das war für mich die natürlichste Musik, die ich machen konnte!

Wie war das, als es darum ging, dann den Sound im Studio hinzukriegen?

Das ist lustig, dass du mich das fragst. Einer meiner Gitaristen, George, ist ein unglaublicher Typ. Weißt du, für ihn existiert alles, was nach den 60er kam, gar nicht. (lacht) Er sieht sogar aus wie Buddy Holly. Kürzlich, im Tourbus, hab ich mich echt gefragt, wie der das schafft am Morgen aus seiner Koje zu kommen, die Haartolle perfekt, Brille auf. Ich muss wirklich mal raus finden wie der das macht. (lacht). Auf jeden Fall hat er den 60er- Sound dementsprechend voll im Blut. Wenn ich ne bestimmte Vorstellung bezüglich eines Klangs, einer Atmosphäre hatte, musste ich ihm dies nur kurz beschreiben, und er wusste genau, was ich wollte. Er war also nebst mir die zweite Person in der Band, die genau wusste, wie was klingen muss. Ein ganz wichtiger Aspekt war jedoch auch, dass wir das Album genau so eingespielt haben, wie man es damals machte. Zuerst den Gesang und dann erst die Musik dazu. D.h. die Instrumente wurden der Stimme angepasst. Das war für mich eine super Erfahrung. Ich konnte von Anfang an steuern, wann welches Instrument wie laut klingen soll etc. Ich musste mich plötzlich nicht mehr dagegen wehren, dass ich die ganze Zeit von den Drums übertönt wurde (lacht). Nur für die Jungs war’s vermutlich nicht immer einfach, mit mir zu arbeiten. Einmal musste der zweite Gitarrist, Ross, Tamburin einspielen. Wir hatten uns eben erst an dem Tag kennen gelernt und ich fand, dass es schlicht und einfach zu hart klang. Als er aus der Kabine kam, hab ich ihn gefragt: Do you wank like that? Jetzt hörst du dir das Lied an, gehst da rein und spielst das Tamburin, als ob es der beste Handjob sei, den du jemals hattest! (lacht). Und, hey, es hat funktioniert.

http://www.sharleenspiteri.co.uk

http://www.universalmusic.ch

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