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17. November 2006, 00:00 Interview

Kashmir (DK)

Silvan Gertsch - Asger Techau, Drummer bei der dänischen Rockband Kashmir, unterhielt sich mit Students.ch über kalte Musik, sein Nebenprojekt sowie über sein nicht vorhandenes Talent... Students.ch: Eigentlich hätte ich das Interview mit dir und mit Sänger Kasper führen sollen...Asger Tech...

Asger Techau, Drummer bei der dänischen Rockband Kashmir, unterhielt sich mit Students.ch über kalte Musik, sein Nebenprojekt sowie über sein nicht vorhandenes Talent...

Students.ch: Eigentlich hätte ich das Interview mit dir und mit Sänger Kasper führen sollen...

Asger Techau: Genau, aber Kasper ist krank. Und ich bin auch kurz davor. Es ist halt ziemlich hart, wenn man von einem Ort zum nächsten fährt. Die einzige Basis, die wir haben, ist der Bus. Und der ist ständig unterwegs.

Aber eure nächsten Shows sind nicht in Gefahr?

Ich denke nicht, dass die Krankheit ein Problem werden sollte.

Sonst müsstest du für ihn einspringen...

Das wäre eine extrem schlechte Idee! Ich habe eine andere Band, in der ich singe. Aber nicht bei Kashmir. Momentan würde das sowieso nicht funktionieren. Mein Hals ist ebenfalls nicht fit. Aber wir haben nur noch zwei Konzerte und dann fliegen wir nach Hause, wo wir uns ein paar Tage erholen können.

Würde deine Stimme zur Musik von Kashmir passen?

Ich mache bei Kashmir viele Backing-Vocals. Kasper und ich haben einen ähnlichen Ton in der Stimme.

Lass uns über eure Musik sprechen. Der warme Sound von Kashmir und das kalte Herkunftsland Dänemark passen irgendwie nicht zusammen.

Nun, das höre ich nicht jeden Tag, dass unsere Musik warm sei. Normalerweise heisst es immer, sie sei kalt und direkt. Dass unsere Musik so klingt, wie sie klingt, hat aber mit den Einflüssen von aussen zu tun, die auf uns einwirken.

Wie siehst du selber die Musik von Kashmir? Warm oder kalt?

Ich war eigentlich immer der Meinung, dass sie kälter sei. Aber das kann man auffassen, wie man will. Warme Musik ist übrigens eine gute Sache. Und ich sehe auch, worauf du hinaus willst - mit unseren Harmonien und so. Unsere Musik hat sicher auch eine gewisse Wärme.

Ihr fordert eure Fans auf, zu eurer aktuellen Single 'Kalifornia' einen Videoclip zu drehen.

Wir waren ein paar Tage in Australien vor einem Monat. Die australische Plattenfirma hatte dann die Idee, unsere MySpace-User ein Video zu 'Kalifornia' drehen zu lassen. Ich finde das eine sehr gute Idee, damit unsere Fans aktiv mitwirken können. Wir sind gespannt, was dabei rauskommen wird. Bis jetzt haben wir noch nichts gesehen.

Das bringt ja auch eine gewisse Abwechslung ins Bandleben. Normalerweise nimmt man eine CD auf, geht auf Tour, nimmt eine CD auf, und so weiter. Gibts also im nächsten Jahr neues Material von Kashmir zu hören?

Es ist noch nichts entschieden, aber wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr mit den Aufnahmen beginnen können. Wir haben gerade unser Studio verloren, weshalb wir ein neues finden müssen. Ich hoffe, es ist nicht definitiv, dass wir im Herbst mit den Arbeiten beginnen können. Wir haben erst ein paar sehr sehr kleine Ideen. Songs sind beispielsweise noch keine fertig.

Was macht ihr, um aus diesem Kreis des Aufnehmens und Performens ausbrechen zu können?

Wir brauchen alle mal eine Pause um wegzukommen von der Band und allem, was damit verbunden ist. Ich habe kürzlich zusammen mit meiner Frau ein Sommerhaus in Schweden gekauft. Mein einziger Job dort oben ist es, das Feuer in Gang zu setzen und darauf aufzupassen, dass es nicht ausgeht. Das ist sehr relaxend.

Wie lange dauert es, bis du dich langweilst vor dem Feuer?

Ich habe das noch nicht ausprobiert. Wir haben das Haus erst gekauft und müssen uns zuerst noch daran gewöhnen, alles auskundschaften und so. Das ist cool. Wenns mir zu langweilig werden sollte, dann habe ich ja auch noch meine zweite Band.

Wie heisst die?

Little Jimmy Reeves. Das ist natürlich auch ein guter Ausgleich zum Schlagzeugspielen bei Kashmir. Es ist ein cooler Challenge, der mir auch für meine Arbeit bei Kashmir viel bringt. Ich denke, dass ich Musik jetzt besser verstehe. Und ich bin nicht mehr so egozentrisch, wie ich es früher als reiner Drummer war. Schlagzeuger sind die Schlimmsten. Für die gibts nur 'me, me and me'.

Wirklich? Ich hab eigentlich immer gedacht, dass die Sänger diese Einstellung haben.

Das gibts natürlich auch. Ich denke, fast jeder Musiker geht durch diese Phase. Du musst aufhören, mit dir zu spielen. Oh, sorry, das ist falsch ausgedrückt (lacht). Du musst aufhören, alleine zu spielen und anfangen, als Band mit den anderen zusammen zu agieren. Dann findest du deinen Platz in der Musik. Um noch einmal auf meine andere Band zurückzukommen: Die Musik bei Little Jimmy Reeves ist ziemlich simpel.

Werden wir euch auch einmal live erleben in der Schweiz?

Wir haben noch keinen Plattenvertrag. Aber ich denke schon, dass wir mal hier aufkreuzen werden. Das wäre cool!

Wie ihr aus dem Alltagstrott ausbrecht, wissen wir jetzt. Aber ist es auch ein Ziel von Kashmir, euren Fans die Möglichkeit zu bieten, dass sie dank eurer Musik ausbrechen können?

Das ist nicht an uns. Aber was wir zu tun versuchen können, ist es, den Fans einen Weg aufzuzeigen. Sie sollen eine Pause machen und darüber nachdenken, was in der Welt passiert. Sie sollen über ihr eigenes Leben nachdenken, schauen, wie sie andere Leute behandeln und wie sie selber gerne behandelt werden möchten. Aber wir versuchen niemandem etwas aufzuzwingen. Wir wollen, dass die Leute absitzen können zu unserer Musik und dass sie sich einen Moment Zeit nehmen können, um nachzudenken. Das ist auch die Musik, die wir gerne hören.

Was habt ihr für Eindrücke gesammelt seit dem Release eures letzten Albums No Balance Palace?

Die Leute tendieren dazu, dass sie unsere Musik immer wie mehr mögen. Unsere Musik ist energischer und direkter geworden. Sie kann manchmal aggressiv sein, aber auch emotional. Sie ist aber weniger komplex und deshalb ist die Musik für die Menschen zugänglicher.

Ist das auch ein Grund, weshalb ihr bekannter geworden seid? Oder ist das einfach ein logischer Prozess?

1999 haben wir das Album 'The Good Life' veröffentlicht. Das war ziemlich progressiv und hat uns eine gute Basis geschaffen, auf der wir aufbauen konnten. Jetzt läufte es ziemlich gut. Es geht stetig in die richtige Richtung. Wir haben auf der aktuellen Tournee einen Durchschnitt von 300 Besuchern pro Konzert.

Kommen wir doch noch einmal auf euer nächstes Album zurück. Wenn ihr morgen ins Studio gehen würdet. Wie würde das Album klingen?

Ich denke, es wäre nahe beim letzten Album. Das ist, was normalerweise passiert. Das erste Material, das im Studio heraus kommt, ist meist ziemlich nahe beim letzten Material. Wir würden also wahrscheinlich ziemlich gitarrenlastig klingen. Das ist auch das Gefühl, das ich habe, dass wir fürs nächste Album in diese Richtung gehen könnten. Vielleicht wird die Produktion anders. Wir haben darüber diskutiert, dass wir wie auf 'Zitilites' wieder selber produzieren werden. Wir werden sehen, es können viele Dinge passieren. Aber ich kann versprechen, dass es Rockmusik sein wird (lacht).

Wird euch die Schweiz auch zum einen oder anderen Song inspirieren?

Ich muss zugeben, dass ich noch nicht viel draussen war heute. Wir sind gestern angekommen und ich ging dann gleich schlafen, weil ich noch nicht so gesund war. Aber als ich heute morgen um zehn Uhr aufgestanden bin und den Nebel gesehen habe, der über dem See lag, war ich wirklich erstaunt. Alles wirkte sehr ruhig und das hat meinen Geist belebt. Ich denke, auch jetzt ist noch alles sehr ruhig und relaxed hier draussen.

Schaust du dir die Städte an, in denen du auftrittst, wenn du gesund bist?

Ja, kürzlich waren wir in Salzburg. Das ist auch eine wunderschöne Stadt. Sehr alt und mit viel Tradition in den Gebäuden. Dort wo wir herkommen kennen wir beispielsweise auch keine Berge wie ihr sie hier kennt.

Ein Thema, das in Interviews mit Kashmir immer wieder angeschnitten wird, ist eure Zusammenarbeit mit David Bowie und Lou Reed auf eurem letzten Album. Was war das für ein Gefühl, vergleichbar mit einem Journalisten, der Kashmir trifft?

Phu, ich weiss nicht, wie du dich jetzt gerade fühlst. Du wirkst ziemlich relaxed. Eigentlich ist es ja keine grosse Sache. Und zu allererst muss ich sagen, dass ich persönlich David Bowie nie getroffen habe. Kasper ging zusammen mit Mads (Bassist) nach New York zu Mister Bowie, um den Song mit ihm aufzunehmen. Das war auch ok, denn die beiden sind seine grössten Fans. Was ich gehört habe, ist, dass er ein sehr umgänglicher und lustiger Mensch sei. Er hat sich auch sehr intensiv mit dem Song auseinandergesetzt und sich überlegt, wie die Sache klingen soll. Anschliessend haben sie noch zusammen gesprochen und er hat ihnen Musik vorgespielt.

Hatte er auch noch einen direkten Einfluss auf euer letztes Album?

Nicht wirklich, wir hatten das Album zu dem Zeitpunkt schon fast fertig. Der Song mit David Bowie war einer der letzten, den wir aufgenommen haben. Aber selbstverständlich hatte seine Musik schon seit ewig einen grossen Einfluss auf uns. Alles, was er getan hat, war so gut und speziell. Er ging nie den konventionellen Weg. Das hat uns beeinflusst. Seit unserer Geburt (lacht).

Das ist auch ein Weg, den ihr zu gehen versucht?

Auf jeden Fall. Das ist einer der Hauptpunkte: Musik entdecken und nicht immer den geraden Weg gehen. Normalerweise starten wir mit einem einfachen Song, verfeinern ihn, machen ihn komplizierter und landen am Schluss wieder dort, wo wir begonnen haben. Aber es ist interessant, zu sehen, was man mit einem Song alles anstellen könnte. Man erlebt dabei diese Gänsehautmomente: Wir schauen einander an und sagen nur noch: 'It's good!' So im Stile von Kindern, die mit Lego spielen.

Kommen wir langsam zum Schluss. Kasper malt gerne.

Ja, Mads ebenfalls.

Du nicht?

Ich habe leider kein Talent in diese Richtung.

Aber hast du eine Ahnung, was die beiden mit ihren Bildern anstellen wollen?

Sie haben schon diskutiert, ob sie eine Website auf die Beine stellen wollen, wo man diese Bilder kaufen kann. Meist setzen sie ihr Talent allerdings für die Gestaltung der CD-Cover oder auch für unsere Shirts ein. Das ist ein sehr wichtiger Punkt für unsere Band.

Ich stelle die Frage doch noch, obschon du nicht als Maler talentiert bist. Wenn du dir die Musik von Kashmir anhörst und sie malen müsstest. Was käme dabei heraus?

Vielleicht würde ich jemaden zeichnen, der im Polarkreis steht, viel Eis, Berge und eine brennende Sonne. Es ist zwar gefroren, aber trotzdem gibts eine gewisse Wärme. Die Elemente verschmelzen. Es würde irgendwie nackt wirken, aber mit einer wunderbaren Aussicht.

Das musst du unbedingt umsetzen!

Genau das ist das Problem (lacht). Aber vielleicht sollte ich Kasper oder Mads damit beauftragen...

Links

Quelle: VIDEO-CLIP DREHEN! (Link)
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