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3. Dezember 2008, 22:04 Kultur

Titus @ Theater der Künste

Robert Salzer - „Blut säuft Blut“ – Titus nach Shakespeare im Theater der Künste. Brutal, mit viel Geschrei, aber leider wenig InhaltSaturnius und Bassianus, Söhne des verstorbenen Kaisers bewerben sich um seine Nachfolge. Der einflussreiche Titus Andronicus (hier kurz Titus), der gerad...

„Blut säuft Blut“ – Titus nach Shakespeare im Theater der Künste. Brutal, mit viel Geschrei, aber leider wenig Inhalt

Saturnius und Bassianus, Söhne des verstorbenen Kaisers bewerben sich um seine Nachfolge. Der einflussreiche Titus Andronicus (hier kurz Titus), der gerade siegreich vom Feldzug gegen die Goten zurückkehrt, spricht sich für Saturninus aus. Dieser stimmt dem Angebot zu und will, um Titus zu ehren, dessen Tochter Lavinia heiraten. Doch als sein Bruder Bassianus Ansprüche auf sie erhebt, nimmt Saturninus kurzerhand die Gotenkönigin Tamora zur Frau. Diese rächt sich mit Hilfe ihres bösartigen Geliebten Aaron an Titus, der ihren ältesten Sohn als Leichenopfer hatte töten lassen: ihre Söhne Dementrius und Chiron bringen Bassianus um und schänden Lavinia. Es folgt ein langer Reigen an Tötungen, Verurteilungen, Intrigen und anderen Boshaftigkeiten.

Das Originalstück von Shakespeare weist eine sagenhafte Anzahl an Leichen aus: 35 sind es an der Zahl. Dies entsprach dem Unterhaltungsbedürfnis des damaligen elisabethanischen Publikums. Auch in der Version von Masterstudent Daniel Pfluger fehlt es nicht an Toten. Diese werden mit einem rot-braunen Brei markiert und sterben am Laufband. Eine Schändung folgt der nächsten, von eigentlichem Inhalt ist nicht viel zu sehen. Das Bühnenbild besteht aus einem grossen Raum, der mit Erde ausgelegt ist, an der Decke hängen Stühle (vielleicht um das schnelle Stühlerücken der Macht zu symbolisieren?), im hinteren Teil findet sich eine moderne Lichtinstallation. Karg und einfach soll alles sein, um ja nicht vom grossen Morden abzulenken.

Die Schauspielschüler machen einen guten Job und scheinen gelernt zu haben, wie man szenewirksam auf der Bühne stirbt. Ohne Rücksicht auf Verluste wälzen sie sich in der Erde, rennen schreiend umher, kämpfen miteinander und bringen einander über den Jordan. Das mag zwar am Anfang belustigend sein, nach dem dritten oder vierten Toten hat man als Zuschauer allerdings langsam genug, da man sich doch auch etwas Inhalt wünscht.

Wieso sich also nicht den ersten „Snuff-Porno-Splatter“ der Geschichte antun und ins Theater der Künste gehen? Zum Nachdenken gibt es nicht viel, wer aber gute Action mag, wird bedient sein.

  • Titus nach William Shakespeares „Titus Andronicus“
  • Regie: Daniel Pfluger
  • Ort: Theater der Künste
  • Premiere: 29. November
  • weitere Vorstellungen: 4./5./6./7. Dezember, 20 Uhr
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