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18. Dezember 2008, 13:54 Kolumnen

Lasst uns Kuscheln!

mirjam fuchs - Die Wiener Küche ist ganz schön ungesund: Schnitzel, Kaiserschmarrn und Käsekrainer sind leider alles sündhaft gute Kalorienbomben. Ausserdem kann so eine fremde Stadt ganz schön an den Kräften zehren. Was liegt da näher, als sich beim Sport abzureagieren? Da die ganzen po...

Die Wiener Küche ist ganz schön ungesund: Schnitzel, Kaiserschmarrn und Käsekrainer sind leider alles sündhaft gute Kalorienbomben. Ausserdem kann so eine fremde Stadt ganz schön an den Kräften zehren. Was liegt da näher, als sich beim Sport abzureagieren? Da die ganzen populären Meitlisachen wie Pilates und Yoga schon ausgebucht waren und ich, im Gegensatz zu Kollege Rohrer, keine unterdrückten Aggressionen beim Boxen rauslassen muss, entschied ich mich für die Sportart meiner Jugend: Geräteturnen. Klar, ist ein bisschen ein Bünzlisport, aber hey, was ist befreiender als wie damals auf dem Pausenplatz im Windrädli um die Reckstange zu rotieren? Und, ach, wie liebte ich damals das Flattern meiner Haare im Winde, wenn ich an den Ringen durch die Halle flog! Leider versteht man in Wien was ganz anderes unter Geräteturnen, als das, was ich aus meinen Jugenderinnerungen noch zu kennen glaubte.

Zu Popklängen aus den 90ern wird erst mal eingeturnt, das es chlöpft und tätscht. Da wird kein Halt gemacht vor Körperkontakt, zu den harmloseren Beispielen zählen eine Rolle zu zweit, Drillingfangis oder Liegestütze im Quartett. Völlig verschwitzt muss man sich mit wildfremden Leuten durch infantile Übungen quälen und obwohl man das wahrscheinlich lustig finden müsste, sind alle nur peinlich berührt. Kein Deut besser ist das anschliessende Turnen, unter Gebrüll wird man übers Trampolin gejagt und wehe, man macht schlapp! Das ganze erinnert an Leibesübungen unter Stalin. Aber in Wien fängt ja der Osten auch schon an.

Vielleicht tragen deshalb auch alle Pelz hier. Fuchs, Hermelin, Nerz – kein Tier, das ich noch nicht an einer Dame hätte runterhängen sehen. Lieber nackt als im Pelz? Nicht im eisigen Wiener Wind. Beliebt auch die Pelzhüte: Trägt neuerdings jeder und die Preise am Flohmi beim Naschmarkt sind ganz schön gestiegen. Verkleidet wie die Husaren feiert man dann Openairparties im Dezember, so geschehen letztes Wochenende. Es gab Vodka und Kaviar, harte Electrobeats und alles sprach Russisch. Doch auch mit Alkohol und Herumzappeln lassen sich die Minusgrade nicht vergessen, brr.

Aber niemand ausser mir scheint die Kälte hier zu spüren: Die Christkindlmärkte sind vollgestopft und vor den Punschständen bilden sich grosse Trauben rotbäckiger Menschen. Gibt ja auch warm, so dicht an dicht Punsch trinken. Jaja, die Wiener mögen den Körperkontakt mit Fremden, nur keine falschen Hemmungen…! Ich fahr jetzt erstmal heim, ins zwinglianische Zürich. Frohe Weihnachten!

Der Students.ch-Austausch-Battle

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