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21. Dezember 2008, 17:45 Music Interview

Interview mit Mia.

Silvan Gertsch - Club statt Zirkus: Die deutsche Electro-Pop-Band Mia. kommt im Januar für zwei Konzerte in die Schweiz. Drummer Gunnar erzählt im Interview von Erfahrungen in China und Mia. auf dem Teller.Vor wenigen Tagen hat eure Tournee „Willkommen im Club“ begonnen. Hat alles wunschgem...

Club statt Zirkus: Die deutsche Electro-Pop-Band Mia. kommt im Januar für zwei Konzerte in die Schweiz. Drummer Gunnar erzählt im Interview von Erfahrungen in China und Mia. auf dem Teller.

Vor wenigen Tagen hat eure Tournee „Willkommen im Club“ begonnen. Hat alles wunschgemäss geklappt?

Gunnar: Fast (lacht). Aber es wäre ja auch schlimm, wenn beim ersten Mal alles total geil wäre. Wir sind auf Tournee, um etwas zu lernen und um besser zu werden. Das heisst aber jetzt nicht, dass der Auftakt schlecht gewesen wäre. Wir haben noch nie einen so grossen Aufwand im Vorfeld einer Tour betrieben, wie dieses Mal. Das steckt eine wahnsinnig lange Vorbereitung dahinter. Und das erste Konzert der Tour hat gezeigt, dass sich dieser Aufwand gelohnt hat.

Wo siehst du noch Steigerungspotenzial?

Es gibt natürlich ganz viele Dinge, die niemand im Publikum bemerkt, die wir für uns aber besser machen möchten. Das sind Timing-Sachen, Feinarbeit. Wie bei einem Uhrmacher, der ein Uhrwerk fertig bastelt.

Auf eurem aktuellen Album setzt ihr auf "Club" statt wie auf dem Vorgänger auf "Zirkus". Wieso dieser krasse Tapetenwechsel?

Weil wir so funktionieren. Wieso sollten wir auf ewig die Zirkusband sein? Wir lassen Veränderungen gerne an uns ran. Dazu kommt, dass wir eine ganz grosse Affinität zum Club haben – zum Club als Ort, wo die Leute hinkommen, um sich gehen zu lassen. Uns interessiert die Geschichte der Clubs in der Popmusik. In den 70ern spielte die Herkunft der Besucher beispielsweise keine Rolle.

Bei der Arbeit fürs neue Album seid ihr bewusster vorgegangen. Ihr habt die Songs nicht noch im letzten Moment einem Richtungswechsel unterzogen.

Wir hatten bei relativ vielen Songs schon in einem frühen Stadium eine Ahnung, wie sie am Ende klingen sollen. Wir waren also damit beschäftigt, unseren Ansprüchen zu genügen und unseren Vorstellungen nahe zu kommen. Aber das ist ähnlich, wie ich es vorhin schon bei den Konzerten angetönt habe: Man wird den Song nie zu hundert Prozent so hinkriegen, wie man sich das vorgestellt hat. Sonst könnte man gleich aufhören.

Ihr seid in der Vergangenheit beispielsweise in Sibirien und China aufgetreten – mit deutschen Texten. Worin liegt die Faszination?

Es ist nicht unser Ziel, deutsche Texte ins Ausland zu bringen. Die Sprache kann zwar enorm viel transportieren. Aber wenn man Musik macht und sich die Leute dazu noch bewegen können, dann kann man sich auch verständigen. Wir wollen Erfahrungen sammeln. Für uns sind auch Konzerte in der Schweiz anders als solche in Deutschland.

Mia. mit Drummer Gunnar (obere Reihe, Mitte).

Merkt ihr da auch, dass ihr kulturelle Grenzen überwinden könnt?

Wir versuchen das. Die Chinesen haben von uns Deutschen eine Vorstellung – so wie wir uns ja auch die Chinesen oder die Schweizer vorstellen. Das kann man durchbrechen. Aber wenn die Leute merken, dass wir das, was wir machen, ernst meinen, dann werden sie auch Spass haben dabei. Wenn du ehrlich bist und die Leidenschaft hörbar machst, dann ist es egal, woher du kommst und wo du gerade spielst. Dann kann Musik wahnsinnig schnell Grenzen überwinden. Und dann kommen auch die Gemeinsamkeiten auf, an die man sich gerne erinnert.

Du selber warst früher Koch. Was sind die wichtigsten Zutaten, die Mia. ausmachen?

Am wichtigsten sind die Menschen in der Band. Dazu kommt das Management. Bei allem, was wir machen, wollen wir einen guten, nachvollziehbaren Kommunikationsfluss untereinander haben. Wir müssen unwahrscheinlich viele Dinge entscheiden. Deshalb müssen wir viel zusammen sprechen. Eine Band funktioniert nur dann, wenn man jedem einzelnen Platz lässt und wenn jeder weiss, was die anderen denken. Hinzu kommen die Zutaten, Spass und Abwechslung zu haben. Wir wollen nicht auf der Stelle treten. Das reicht dann aber auch. Weil zu viele Zutaten sind sowohl beim Kochen, als auch in diesem Beispiel, nicht unbedingt förderlich.

Wenn Mia. ein Menu wäre – wie sähe das aus?

Es wäre auf jeden Fall ein Fünf-Gang-Menu. Aber mit dieser Frage erwischst du mich jetzt echt auf dem falschen Fuss, da habe ich noch nie darüber nachgedacht. Ein Gang wäre Thai, einer italienisch, dann was norwegisches... Ich muss mir mal mehr Gedanken dazu machen.

Siehst du Mia. nicht auch als Appetitanreger - der Lust auf mehr macht?

Das ist sehr schön gesagt und wäre natürlich grossartig, wenn das so wäre. Das machen übrigens auch gute Köche so. Die Leute sollten nicht vollgestopft am Tisch sitzen, sondern sich auf morgen freuen und Bock haben, sich auch am nächsten Tag wieder überraschen zu lassen.

Mia. live: Am 10. Januar im Volkshaus Basel und am 11. Januar im X-Tra in Zürich.

Mia. auf iTunes inkl. Remixes by Ian Pooley, Oliver Koletzki uvm.

Kommentare
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Rockgitarre
Rockgitarre 06.12.2010 um 17:35
Und ein ebenso gutes, aber nicht ganz so langes Interview habe ich selbst mit dem Schlagzeuger der Band MIA, Gunnar Spieß, geführt. Schaut doch mal rein und sagt mir, wie ihr es findet. Lesen könnt ihr es hier: http://schule-der-rockgitarre.de/de/archiv/talk/155. Viel Spaß!