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7. Januar 2009, 13:21 Movie

Tandoori Love

Gregor Schenker - Die Schweizer Alpen sind schon seit den Sechziger Jahren eine beliebte Kulisse für Bollywood-Streifen, da liegt es nahe, dass Regisseur Oliver Paulus (Wenn der Richtige kommt) die verschiedenen Filmtraditionen Indiens und der Schweiz aufeinander prallen lässt. Rajah ist Koch ei...

Die Schweizer Alpen sind schon seit den Sechziger Jahren eine beliebte Kulisse für Bollywood-Streifen, da liegt es nahe, dass Regisseur Oliver Paulus (Wenn der Richtige kommt) die verschiedenen Filmtraditionen Indiens und der Schweiz aufeinander prallen lässt.

Rajah ist Koch eines indischen Filmteams, das gerade im Berner Oberland dreht. Als er sich in einem Supermarkt Hals über Kopf in Sonja verliebt, läuft er der Produktion davon und folgt ihr zum Hotel Hirschen, das sie zusammen mit ihrem Verlobten Markus führt. Dieser strebt, sehr zum Unwillen seiner Mutter, der alten Wirtin, und des Kochs Bruno, eine Neuausrichtung des Hirschen an. Und da kommt ihm Rajah mit seinen exotischen Kochkünsten gerade recht.
Während die Hauptdarstellerin des erwähnten Bollywood-Drehs sich weigert, weiterzufilmen, solange ihr Lieblingskoch abgängig ist, kommen sich dieser und Sonja zusehends näher, was Markus erst gar nicht bemerkt...

Tandoori Love liegt eine schräge Idee zugrunde, die in flotten Tanz- und Gesangsnummern umgesetzt wird; diese verbinden auf originelle Art und Weise Indisches und Schweizerisches, wenn beispielsweise Rajah mitten in der Migros zu singen anfängt oder in einer Showeinlage Jodler und Kühe mitmachen. Aber auch beim Kochen vermischt sich Fremdes auf reizvolle – und schön anzusehende – Art (allerdings ist die indische Küche hier nicht ganz authentisch, sondern entstand in der Form extra für den Film). Diese Konfrontation unterschiedlicher Kulturen (und immer wieder auch von Vorurteilen und Stereotypen) ist interessant und die Handlung überrascht auch mit der einen oder anderen bösen Wendung (Messerstechereien hätte man nicht erwartet), insgesamt wünschte man dem Film aber einen etwas frecheren und originelleren Humor: Der Mops im Rollstuhl, die verwöhnte Filmdiva, die Szene, in der Vijay Sonja auf den Hintern guckt und sich in den Finger schneidet, die Raser-Oma mit der Sonnenbrille (Stephanie Glaser!) – das alles war schon mal da.

Und gegen Schluss fällt der Film, was die Dreiecksbeziehung zwischen Rajah, Sonja und Markus anbelangt, in ein depressives Tief, das irgendwie überhaupt nicht zum leichten Ton des Restfilmes und den eigentlich als Comedy-Figuren eingeführten Charakteren passen will (ausgerechnet die Tanz- und Gesangseinlagen pausieren dann auch noch) – Bollywood ist das Melodrama sicher nicht fremd, aber die Balance stimmt bei Tandoori Love nicht wirklich.
Insbesondere Martin Schick (Nordwand) bleibt als Markus eine oberflächlich behandelte (und ziemlich schmierig wirkende) Figur, mit der man dann trotzdem mitfühlen soll, Ähnliches gilt aber ebenso für (die immerhin äusserst sympathische und übrigens synchronisierte Deutsche) Lavinia Wilson (Schussangst) als Sonja und für Vijay Raaz (Monsoon Wedding) als Rajah (der immerhin eine interessante Besetzung darstellt; ein typischer Filmheld ist er mit seinem Aussehen jedenfalls nicht).

Alles in allem findet „Tandoori Love“ den Ausgleich zwischen Humor und Drama nicht ganz und hätte frischeren Witz gebrauchen können, aber der Film ist immer noch ein interessantes Experiment schweizerisch-indischer Fusion und ist für die Verhältnisse des schweizerischen Kinos doch angenehm ungewöhnlich.

Bewertung: 3 von 5


Ein Interview mit dem Regisseur befindet sich hier.


  • Titel: Tandoori Love
  • Land: Schweiz/Deutschland/Österreich
  • Regie: Oliver Paulus
  • Darsteller: Lavinia Wilson, Martin Schick, Vijay Raaz u.a.
  • Verleih: Filmcoopi
  • Start: 8. Januar 2009
Fotos von Filmcoopi
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