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21. Januar 2009, 00:00 Movie

Slumdog Millionaire

Fabio Luks -

Wieso weiss der ehemalige Strassenjunge Jamal Malik, aus Mumbai, bei „Who Wants to Be a Millionaire?“ alle Antworten? A: Hat er die Antworten bereits gewusst (gemogelt)? B: Hatte er einfach nur Glück? C: Ist er ein Genie? D: War es vorherbestimmt?

Diese Frage und ihre vier möglichen Antworten stehen am Anfang von „Slumdog Millionaire“. „Who Wants to Be a Millionaire“, die Fernsehshow, die in praktisch jeder europäischen Landessprache existiert, gilt den Indern, insbesondere den Armen, als möglicher Ausweg. Der neuste Kandidat ist Jamal Malik, ein Junge aus den Juhu-Slums von Mumbai: Wellblechhütten, Abfallberge, verseuchte Gewässer, tausende von Menschen auf engstem Raum und jeder versucht ein Geschäft aufzuziehen. Dies sind so ungefähr die Begebenheiten unter denen Jamal mit seinem Bruder Salim und seiner Mutter aufwächst. Und nun steht er im Mittelpunkt der wichtigsten TV-Sendung Indiens und hällt mit seinen richtigen Antworten das Land in Atem. Bereits Universitätsprofessoren und andere Gelehrte scheiterten an den Fragen und schafften es nie über die 16'000 Rupien-Frage hinaus, also warum Jamal Malik? Dieser Frage gehen zwei skrupellose Polizisten auf den Grund, indem sie die Antworten mit übelsten Foltermethoden aus Jamal herauszuprügeln versuchen.Zum Vorschein kommen jedoch keine ausgeklügelten Schummelvarianten, sondern die faszinierende Geschichte eines einfachen jungen Mannes aus den Slums von Mumbai, dem es nie um die 20 Millionen Rupien ging, nur darum, das Herz seiner grossen Liebe Latika zu erobern. Danny Boyle (bekannt geworden mit „Trainspotting“) gelingt mit „Slumdog Millinaire“ eine mitreissende Umsetzung des Buches von Vikas Swarup „Q and A“( zu deutsch:Rupien!Rupiena). Zur Seite stand ihm der Drehbuchautor Simon Beaufoy, der seinerseits mehrere Male nach Indien reiste um Strassenkinder zu befragen. Entstanden ist dabei ein unbeschönigendes Porträt einer sich rasant entwickelnden Metropole, in der nur mithalten kann, wer über die nötigen finanziellen Mittel verfügt. Wem das zu schnell geht, oder wer sich den falschen Leuten anvertraut (bspw. Kinderhändlern), verelendet, wird Prostituierter, oder Kopfgeldjäger für die Mafia. Schnelle Schnitte, farbenprächtige Bilder, pulsierende Rhythmen, eine Kameraführung, bei der sich der Zuschauer ständig im Mittelpunkt des Geschehens wähnt, machen den Film wahrlich zum Genuss. Da es sich bei den Schauspielern hauptsächlich um Laiendarsteller aus Mumbai handelt, abgesehen vom Moderator der Sendung „Who Wants to Be Millionaire“(gespielt von der Bollywoodgrösse Prem Kumar ), kann man sich auch über mangelnde Authentizität der Schauspieler nicht beklagen. Dazu kommen die Umstände, dass ein Drittel des Films Hindi gesprochen wird und dass die Drehorte unter anderem die Slums in Mumbai und der Vorort Juhu waren. Allen menschlichen Abgründen zum trotz ist Boyles neuster Film eine Ode an die Liebe, denn wer keine Liebe geben kann und dadurch auch keine Liebe empfängt, dem nützen alle Reichtümer der Welt nichts.

4.5 von 5 Sternen

  • Regie: Danny Boyle
  • Produktionsland: USA, UK
  • Länge: 120 Minuten
  • Darsteller: Dev Patel (Jamal Malik), Freida Pinto (Latika), Prem Kumar (Anil Kapoor) u.a.
  • Verleih: Warner Independent Pictures
  • Filmstart: 22. Januar 2009
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