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4. Dezember 2006, 00:00 Interview

Die Happy (D)

Silvan Gertsch - Students.ch sprach mit Marta Jandová von der deutschen Rockband 'Die Happy' über weinende Jungs, Frauen mit Eiern und weihnächtliche Liebe. Vergangene Woche eröffnete die deutsche Rockband Die Happy ihre aktuelle Tournee mit vier Konzerten in der Schweiz. Students.ch unterhie...

Students.ch sprach mit Marta Jandová von der deutschen Rockband 'Die Happy' über weinende Jungs, Frauen mit Eiern und weihnächtliche Liebe.

Vergangene Woche eröffnete die deutsche Rockband Die Happy ihre aktuelle Tournee mit vier Konzerten in der Schweiz. Students.ch unterhielt sich mit Sängerin Marta Jandová im Gaskessel in Bern über das neue Album No Nuts No Glory. Marta kam gerade vom Nachtessen, welches das Gaskessel-Team zubereitet hatte...

Students.ch: Hast du gut gegessen?

Marta: Ja, es war sehr gut. Eigentlich wollte ich mich gerade hinlegen (lacht).

Habt ihr eure Tournee deshalb in der Schweiz gestartet? Weil hier das Essen besser ist und ihr dann gestärkt nach Deutschland reisen könnt?

Natürlich! In der Schweiz gibts immer das beste Catering. Aber wir haben jetzt das Problem, dass wir nicht wissen, wo es besser war. Ob gestern in Solothurn oder heute im Gaskessel in Bern. Zürich und Luzern darf man nicht rechnen. Aber heute war auch die Bedienung super und es gab Wein zum Abendessen - wahnsinn! Ich entscheide mich dann nach dem Konzert für Bern oder Solothurn.

Das hängt also auch zu einem grossen Teil vom Publikum ab? Ist dir auch schon aufgefallen, dass die Konzertbesucher hier reservierter sind als im Ausland?

Ein bisschen schon. Ich weiss aber nicht, ob es an der Schweiz liegt oder daran, dass wir hier doch noch nicht so bekannt sind wie in Deutschland. In Deutschland sind die Fans direkter und sie singen die Songs auch mit. In der Schweiz geht es mehr um Genuss. Man hat das Gefühl, mehr kämpfen zu müssen. Aber das hält einen am Leben.

Euer letzte Album hiess ja 'Bitter to Better'. Wie siehts mit dem aktuellen in dem Kontext gesehen aus? Ist es noch besser geworden oder schlicht das beste?

Das beste würde ich nicht sagen. Vielleicht 'the best of five'. Aber vielleicht schreiben wir unser bestes Album ja auch erst in zehn Jahren. Es ist sicher das beste von unseren fünf bisherigen Alben, das euphorischste und das ehrlichste. Es ist so etwas wie unser erstes Album. Wir fühlten uns auch ein Stück weit wie eine neue Band. Obschon wir immer noch die gleichen Leute sind und auch immer noch Rockmusik machen. Für uns war es aber an der Zeit, uns und unsern Musikstil zu ändern. Es wäre uns zu langweilig geworden, so weiterzufahren wie bisher. Deshalb fühlt sich alles so frisch und so neu an.

'No Nuts No Glory' klingt ja wieder härter als die Vorgänger. Liegt euch diese Ecke mehr?

Ich glaube, das liegt viel mehr an unserem neuen Lebensgefühl. Meine Männer leben jetzt in Berlin, ich in Hamburg. Wir haben das Album komplett zusammen eingespielt im Bandraum und haben zusammen gejammt. Wir haben bei dieser Platte auf niemanden gehört. Unsere Plattenfirma gewährte uns auch Narrenfreiheit. Das war beim ersten Album auch schon so, aber beim zweiten bis vierten Album wars anders.

'No Nuts No Glory' ist ein ziemlich provozierender Titel. Habt ihr schon Beschwerden von Emanzen gekriegt?

Ach nee, eigentlich geht es um die Eier bei der Musik. Aber auch Frauen haben Eier. Genauso wie Männer Gefühle haben können und beim Lassie-Gucken weinen können.

Sprichst du jetzt über die Männer in deiner Band?

Wir haben zwar noch nie zusammen Lassie geschaut. Aber ich weiss, dass doch ab und zu bei traurigen Filmen mal die Tränen kullern...

Nochmals zurück zum Albumtitel. Wie seid ihr darauf gekommen?

Das war eine Idee von unserem Freund Duncan, der die Fotos für unser Album gemacht hat und der machte diesen Ausspruch bei uns im Studio. Wir haben ihn dann überredet, dass er ihn uns überlässt.

Bei Recherchen über euch stösst man immer wieder auf den Vergleich mit den Guano Apes...

... Das ist aber sehr alt!

Ich weiss, aber wie steht ihr heute dazu? Könnt ihr darüber lachen? Immerhin existieren die Guano Apes schon lange nicht mehr, während ihr immer noch da seid!

Wir haben ja nie die gleiche Musik gemacht wie die. Wir waren immer sehr poppig, oder besser gesagt sehr melodiös. Ich war auch immer mehr das alberne kleine Mädchen auf der Bühne, wohingegen die andere (Anm. Sandra Nasic, von den Guano Apes) eher böse und tough war. Zu Beginn war es ein Kompliment für uns. Aber als es nicht mehr aufhörte mit den Vergleichen, wurde es doch sehr mühsam. Nur weil wir auch eine Sängerin haben... Das ist so eine komische Beschränkung auf Bands mit Sängerinnen.

Lehrstunde in Sachen Product Placement: Die Happy.

Was empfindest du, wenn du die aktuelle deutsche Musiklandschaft betrachtest?

Es gibt sehr viel deutschsprachige Bands. Und solche, die von Teenagern gekauft und gehört werden - Tokio Hotel und so. In englisch zu singen wird immer schwieriger. Von den Donots hat man ja zum Beispiel auch schon lange nichts mehr gehört. Trotzdem bleiben wir englisch.

Wo fühlt sich Die Happy als Band heimisch? Du stammst aus Tschechien, die Jungs aus Deutschland und Thorsten war kurze Zeit auch ein wenig mit der Schweiz verwurzelt...

Wir fühlen uns schon deutsch. Klar merkt man, dass meine Heimat woanders ist, aber ich habe sozusagen meine ganze Erwachsenenzeit in Deutschland verbracht, da habe ich auch meine Band gefunden. Deshalb ist Deutschland das Land, wo ich leben will und die Jungs auch.

Wirst du in den tschechischen Medien abgefeiert, wenn ihr dort ein Konzert spielt?

Die Medien schreiben gerne über mich, obschon mich auf der Strasse niemand erkennt. Aber ich bin eine der wenigen Tschechen, die überhaupt in der Populärmusik Erfolg hat. Karel Gott, der die Biene Maja besungen hat, war der letzte. Manchmal erwarte ich Kritik, aber mir wird dort alles nur aufs Butterbrot geschmiert.

Sprechen wir noch kurz über die aktuelle Tour. Ihr seid zusammen mit den Jungs von Itchy Poopzkid unterwegs. Müsst ihr die jeweils ein bisschen bremsen?

Wir sehen sie halt im Normalfall erst ab dem Nachmittag weil die Jungs immer irgendwo schlafen, während wir schon am Morgen am nächsten Auftrittsort aufwachen. Gestern hatten wir W-Lan und Sebi und ich haben uns über Skype unterhalten, obschon wir zwei Meter voneinander entfernt sassen. Wir haben immer sehr viel Spass zusammen, obschon ich momentan nicht mitfeiern darf, weil ich leicht krank bin.

Weihnachten steht vor der Tür. Was wünschst du dir vom Christkind für Die Happy?

Dass die neue Platte weiterhin gut aufgenommen wird und dass wir Erfolg haben. Denn ohne Erfolg können wir auch nicht mehr weitermachen. Es ist auch schön fürs Ego, Erfolg zu haben. Ich wünsche uns, dass wir weiterhin Freunde sind. Und ich wünsche mir selbst viel Gesundheit und viel Liebe. Geliebt zu werden. Ich wünsch dir auch schöne Weihnachten (lacht)!

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