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3. Dezember 2006, 00:00 CD / Vinyl

All Saints - Studio 1

Dominik Mösching - Artist: All SaintsAlbum: Studio 1Release: 17.11.2006Label/Vertrieb: Parlophone/EMI Records Nach fünf Jahren Pause und pünktlich zum Weihnachtsgeschäft präsentieren die All Saints ihr Reunion-Album Studio 1. Die All Saints? Richtig: Shaznay Lewis, Melanie Blatt und die Appleto...

Artist: All Saints

Album: Studio 1

Release: 17.11.2006

Label/Vertrieb: Parlophone/EMI Records

Nach fünf Jahren Pause und pünktlich zum Weihnachtsgeschäft präsentieren die All Saints ihr Reunion-Album Studio 1. Die All Saints? Richtig: Shaznay Lewis, Melanie Blatt und die Appleton-Schwestern Nicole und Natalie wurden in den Neunzigern, mitten im grassierenden Girlgroup-Fieber, als die etwas gestyltere Antwort auf die Spice Girls lanciert. Zwischen dem Durchbruch mit dem Superhit Never Ever 1997 und der Trennung 2001 aufgrund hoffnungsloser Zerstrittenheit lag eine Karriere mit zwei Alben, fünf UK-Nummer-Eins-Hits und, auf der Human-Interest-Ebene, einer zeitweiligen Liaison von Nicole Appleton mit Oasis-Sänger Liam Gallagher.

Mittlerweile sind die Vier über Dreissig, allesamt Mütter und trauen sich, ihre private Vorliebe für Reggae und Ska stärker in ihre musikalische Arbeit einfliessen zu lassen. Was einerseits den Albumtitel erklärt – Studio 1 ist eines der erfolgreichsten jamaikanischen Labels – und sich andererseits tatsächlich hören lassen kann: Vorabsingle und Album-Opener Rock Steady kommt dubbig produziert, mit Offbeat-Riffs und fetter Bassline daher und bringt wohl jeden Dancefloor zum Kochen. Dass Jamaika-Riddims und Pop zusammenpassen können, belegen die All Saints auch mit dem relaxten Not Eazy – eine Tatsache, die unlängst etwa von Lily Allen oder sogar von der talentfreien Paris Hilton (respektive ihrem offensichtlich begabten Produzententeam) bewiesen wurde.

Leider wird diese gute Ausgangslage auf Studio 1 nicht konsequent ausgenutzt. Zuweilen fallen die vier Britinnen zurück in seicht-dümpelnden Fahrstuhlpop (One me and you), der auch durch Gospel-Einlagen kaum an Kontur gewinnt (Fundamental). Oder man versucht, mit vorhersehbaren und gekünstelten Klischee-Nummern wie Hell No und Too Nasty auf den schicken, aber schon längst überbelegten R’n’B-Zug aufzuspringen. Authentizität ist auch bei Scar ein Problem, das Ska-Anleihen (inklusive Posaunen-Solo!) mehr schlecht als recht ins Mainstream-Korsett zu zwängen vermag.

Dass Studio 1 dennoch nicht wesentlich hinter die Konkurrenz zurückfällt, liegt zum einen daran, dass die stets drohende Langeweile in diesem Fall auch als gepflegte Gelassenheit interpretiert werden kann. Zum anderen ist den Schönheiten ein Gespür für eingängige – zumal vorwiegend selbstgeschriebene – Melodien nicht von der Hand zu weisen und die Jamaika-Strategie erweist sich zumindest teilweise als erfolgreich. Ohne zu überraschen oder über Gebühr zu überzeugen halten die All Saints somit auch nach der Kreativpause den Genre-Standard. Oder wie es in Flashback heisst: „Times are changing, don’t fall behind.“ Das tun sie nicht. Immerhin.

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