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27. Februar 2009, 16:37 Kultur

Ich bin der Wind @ Schauspielhaus

Robert Salzer -

Matthias Hartmanns leiser Abschied von Zürich. Viel Nebel, zwei hervorragende Schauspieler, eine interessante Ausstattung.

Wer gedacht hat, der jetzige Intendant des Zürcher Schauspielhauses verabschiedet sich mit viel Pomp und einem grossen Feuerwerk, der irrte sich gewaltig. „Ich bin der Wind“ ist Hartmanns letzte Regiearbeit als künstlerischer Leiter und sie ist leise, fast schon wehmütig. Die kleine Schiffbauhalle ist vollständig mit Nebel gefüllt. Die Zuschauer sitzen sich auf zwei Seiten gegenüber, sehen sich aber aufgrund des Wasserdampfes nicht. In der Mitte des Raumes steht eine Platte, die ein Schiff darstellen soll. Zwei Männer segeln in den norwegischen Schären. Der eine (Sebastian Rudolph) erzählt von seiner Sehnsucht, die ihn nicht mehr loslässt, er will „es tun“, obwohl er eigentlich am liebsten nichts tun will. Der andere (Tilo Nest) versucht ihn mit Worten davon abzuhalten, dieses etwas zu tun, fragt ihn aus: „Geht das denn? Nichts wollen?“. Es ist eine Konversation, der man manchmal schwer folgen kann, mit vielen Unterbrüchen, abgehackten Sätzen und teils sehr philosophischen Aussagen an die man sich erstmals gewöhnen muss.

Das Bühnenbild ist karg, der Nebel dominiert. Um die Schiffsplatte bewegen sich Scheinwerfer und tunken so die beiden Protagonisten immer wieder in ein leicht anderes Licht, so dass man denken kann, sie segeln wirklich. Die Idee mit den sich bewegenden Scheinwerfern hat Hartmann schon im letzten Stück, das er von Jon Fosse inszeniert hat („Todesvariationen“), verwendet und sie wirkt nach wie vor.

Die beiden Männer segeln in eine Bucht, trinken und essen etwas. Dann soll es wieder weitergehen, wieder in das offene Meer hinaus. Schliesslich passiert das, was man den ganzen Abend vorhergesehen hat. Der eine tut, was er angekündigt hat. Der starke Monolog von Tilo Nest „wo bist du?“ erhallt ohne Wirkung. Der andere ist fort, fort mit dem Wind. Matthias Hartmann ist es auch. Dieser segelt nun weiter auf dem Landweg nach Wien, wo er am Burgtheater die Direktion übernimmt. Wir wünschen ihm dabei viel Erfolg und danken für seine Zeit in Zürich.

  • „Ich bin der Wind“ von Jon Fosse
  • Regie: Matthias Hartmann
  • Ort: Schiffbau Halle 2
  • Premiere: 22. Februar
  • weitere Vorstellungen: 1./2./3./21./22. März
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