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3. März 2009, 17:28 Music Interview

Chocolococolo im Interview

Silvan Gertsch - Er ist Rapper, Student - und seit kurzem Kolumnist auf Students.ch: Chocolococolo erzählt im Interview, wieso er ein Soloalbum aufgenommen hat und wie es mit den Mundartisten weiter geht.Wieso hast du ein Soloalbum aufgenommen?Chocolococolo: Das war schon lange mein Wunsch. Ich ...

Er ist Rapper, Student - und seit kurzem Kolumnist auf Students.ch: Chocolococolo erzählt im Interview, wieso er ein Soloalbum aufgenommen hat und wie es mit den Mundartisten weiter geht.

Wieso hast du ein Soloalbum aufgenommen?

Chocolococolo: Das war schon lange mein Wunsch. Ich habe als Rapper und als Produzent gewirkt und meine Texte über die Beats gelegt, die in den letzten zwei, drei Jahren entstanden sind.

Einen bestimmten Auslöser gab es aber nicht?

Eigentlich nicht.

Auch nicht, dass Knackeboul erfolgreich vorgelegt hat?

Doch, das hatte einen grossen Einfluss auf meine Entscheidung. Von den Mundartisten wird wahrscheinlich jeder ein Soloalbum veröffentlichen. Knack hat mit zwei Alben vorgelegt, ich bin mit meinem nachgezogen. Und auch Equadrat wird bald sein Debüt releasen. So kann sich jeder von uns verwirklichen.

Motivierten dich die Erfolge von Knackeboul? Er hat die Messlatte ziemlich hoch gelegt.

Er hat definitiv ein hohes Niveau vorgelegt. Auch live. Ich habe mit ihm zusammen rund 200 Konzerte gespielt in den letzten Jahren. Knack ist ein Live-Tier. Ich selber bin eher ruhiger, stehe nicht so gerne im Mittelpunkt. Mein Album ist auch eher musikalisch ausgelegt, die Texte sind sozialkritisch. Der Fokus liegt nicht auf Partytracks.

Woher kommt deine sozialkritische Seite?

Tägliche Beobachtung. Ich habe schon immer viel nachgedacht und lese viele Bücher. Kürzlich habe ich ein Buch von Jean Ziegler gelesen, danach ging es mir ein paar Tage lang beschissen. Es ging um die Überschuldung der Drittweltländer, wie diese Staaten ausgepresst werden. Ziegler zeigt Kreisläufe auf. Unsere Wirtschaft profitiert auf Kosten von Afrika. Das läuft in die falsche Richtung.

Ein extrem kritischer Song auf dem Album ist "Misanthrop". Siehst du dich als Realist oder als Schwarzmaler?

Der Song ist aus der Sicht eines Menschenhassers geschrieben. Am Anfang zähle ich verschiedene Schicksale auf, von Menschen, die hassenswert sind. Ich denke, Menschenhass entsteht daraus, dass es zu viele Menschen gibt. Wenn man in der Wildnis überleben will, dann schliesst man sich mit anderen zusammen. In einer Grossstadt hingegen versucht jeder das beste herauszuholen für sich selber. Das löst diesen Hass aus.

Bei dir, wie auch bei den Mundartisten, dominieren die intellektuellen Themen. Das entspricht überhaupt nicht dem gängigen Hip-Hop-Klischee.

Das hat sich bei uns so entwickelt. Gleiches gilt für die Musik. Mein Album ist ja auch nicht gerade radiotauglich, was die Soundästhetik betrifft. Aber ich hatte diese Freiheiten und nutzte sie auch. An mich hat im Vorfeld niemand Erwartungen gestellt.

In deiner ersten Kolumne auf Students.ch stellst du das Haus vor, in dem du zusammen mit Knackeboul wohnst.

Genau. Und dazu muss man sagen, dass das nicht überspitzt formuliert ist. Einzig, dass wir jetzt ein scharfes Beil haben. Als ich mir Gedanken gemacht habe, worüber ich in diesem ersten Text schreiben soll, sind mir unzählige Sachen durch den Kopf gegangen, die in unserem Haus abnormal sind. Das Haus kann man nicht heizen, es ist unaufgeräumt. Man wird nie fertig mit putzen. Der reinste Hustle.

Entstehen in diesem Haus auch gemeinsame Songs von dir und Knackeboul?

Nein, wir versuchen bewusst, dort die Musik ruhen zu lassen. Wir unternehmen aber viele Sachen gemeinsam. Aber keine Ahnung, wie lange diese WG noch besteht. Einen nächsten Winter überlebe ich dort nicht.

Wie gehts weiter bei dir und den Mundartisten?

Ich werde nun Live-Gigs spielen, das Album pushen. Ein Videoclip zum Song "Downthere" folgt demnächst, der muss noch geschnitten werden. Danach veröffentlicht Equadrat sein Soloalbum, auch Kwest zieht nach. Und Ende Jahr wird neue Musik von den Mundartisten erscheinen. Wir haben nun unser eigenes Tonstudio und ein eigenes Label. Jetzt legen wir los!

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