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8. März 2009, 19:20 Konzert

Review: Patent Ochsner @ Volkshaus

Christina Ruloff - “Flüüg mir nid dervoo, Büne Hueber bliib doch no…” Patent Ochsner begeisterte das Publikum im Volkshaus dermassen, dass erst der Sechseläutenmarsch dem Zauber ein Ende bereiten konnte: musikalisch und atmosphärisch war der Abend ein absolutes Highlight. Jede Band hat d...

“Flüüg mir nid dervoo, Büne Hueber bliib doch no…” Patent Ochsner begeisterte das Publikum im Volkshaus dermassen, dass erst der Sechseläutenmarsch dem Zauber ein Ende bereiten konnte: musikalisch und atmosphärisch war der Abend ein absolutes Highlight.

Jede Band hat die Fans, die sie verdient: Patent Ochsner hat einfach wunderbare Fans, die der Gruppe voll und ganz würdig sind: Sie sind begeisterungsfähig bis zum Umfallen: ein 14 jähriger Junge neben mir wäre vor Freude fast gestorben und hat aus voller Kehle jeden Song mitgesungen, so strahlend, dass er kaum Luft gekriegt hat. Sie sind so musikalisch, dass Büne Huber ohne schlechtes Gewissen sein Publikum Refrains mitsingen lassen konnte, und es klang wunderbar und ging ganz von selbst. Und sie sind treu: jeder Song, egal von welcher Platte, wurde bereits bei den Anfangsbeats erkannt und freudig beklatscht. Das ist, muss angemerkt werden, bei Patent Ochsner ja nicht immer ganz einfach, weil sich die Live-Versionen ja zumeist stark von den Einspielungen auf den Alben unterscheiden oder zumindest die Instrumentalbegleitungen variieren: Das schöne Cello ersetzt mal das Klavier, dann bestimmt das Saxophon den ganzen Song, dann sind wieder die E-Gitarren vorherrschend. Auf der Bühne herrscht das perfekte, kreative Chaos, das eine ergänzt und erweitert das andere, so dass Album-Versionen plötzlich fade tönen (dafür sind dort die Texte viel verständlicher). Die Band hatte einen tollen Abend und man spürte richtig, wie die Musik allen Anwesenden grosse Freude bereitete. Sie lümmelten glücklich (nicht happy!) – Büne Huber auch hier federführend – herum und vergassen sich fast ganz, beziehungsweise gaben sich gänzlich dem Moment hin. Aufs-Keyboard-Klettern, Albern-Herumtanzen, als Guitar-Hero In-die-Knie-Gehen – man kennt das ja alles von den grossen Bands. Aber hier wirkte es irgendwie echter, weil rührend ungeschickt und vor allem unprätentiös.

Huber hielt drei Reden; die Einleitung zu Apollo 11, in der sich Huber erinnert, wie Heiner Gautschy am Fernsehen der Schweiz die Welt erklärte und den lässigen (wohl aber nicht sehr stimmigen Satz) von Neil Armstrong verpasste, war herrlich komisch. Die neuen Songs wie Happy, Globetrotter oder Angelina fügten sich nahtlos zu den älteren Klassiker Fischer oder Scharlachrot. Der Alltag wird noch immer amüsant und amüsiert beobachtet, zurechtphilosophiert und schliesslich ironisiert. Und noch immer kommt ab und dann eine wunderbare Frau (oder Fee?) nach Bümpliz und bringt die aus dem Lot geratene, hoffnungslose Welt in einer Nacht in Ordnung: „Gänd oi Sorg, pflanzet oi fort und lönd oi nüt gfalle“, riet ein erschöpfter Huber zum Abschluss. Und man sehnt sich schon nach der Fortsetzung von Rimini Flashdown und einem etwas fitteren Frontsänger, so dass das Konzert nächste Mal noch länger als die zwei Stunden und 20 Minuten dauert. Schöner kann es kaum sein.

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