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17. März 2009, 20:48 Movie

DVD der Woche: Pinocchio

Christina Ruloff - „Prove yourself brave, truthful, and unselfish, and someday, you will be a real boy.“ Pinocchio erscheint zum 70 jährigen Jubiläum in einer wunderbaren 2-Disc Platinum Edition mit allem drum und dran – im Zentrum steht aber der Film, der mit Charme und Unschuld besticht.Z...

„Prove yourself brave, truthful, and unselfish, and someday, you will be a real boy.“ Pinocchio erscheint zum 70 jährigen Jubiläum in einer wunderbaren 2-Disc Platinum Edition mit allem drum und dran – im Zentrum steht aber der Film, der mit Charme und Unschuld besticht.

Zu bewundern gibt es wie so oft bei Disney unendlich viel – allen voran die liebevollen Details, die fast ununterbrochenes Schmunzeln hervorrufen: Geppettos Katze Figaro schläft zum Beispiel in einer Wiege, in die ein Engel mit Heiligenschein graviert ist – selbstverständlich mit Katzenkopf! Und wenn Pinocchio seinen Vater immer weiter Dinge fragt, die ein normaler Kater eben weiss (warum man beim Schlafen die Augen schliesst...), dann kann der arme Figaro das alles nicht mehr hören und drückt ein Kissen auf seinen flauschigen Pelzkopf. Jiminy Cricket, die singende Grille mit Frack und Zylinder, ist mit dem Auftrag Pinocchios Gewissen zu mimen, verständlicherweise überfordert und hat wie alle Erwachsenen und Lebenserfahrenen Mühe, zu erklären, was warum wann richtig oder falsch ist. Da bleibt nur noch die Flucht in den Zynismus: „What does an actor want with a conscience anyway?“

Schliesslich ist man rundum begeistert, wie schön, fantasievoll und menschlich die einzelnen Situationen und Charaktere gemalt worden sind – selbstverständlich alle von Hand! Und wenn die Fee erscheint, sieht die Welt ganz kurz aus, als hätte sie Van Gogh gezeichnet!

Das alles lenkt in der ersten Hälfte gänzlich davon ab, wie viel Mühe die Macher mit der Adaption des Romans von Carlo Collodi hatten und wie zusammenhangslos die einzelnen Episoden geraten sind. Sie werden mit einer grosszügig bemessenen Portion Moral lose aneinander gereiht. Dass Pinocchio sich viel eher der Unfähigkeit, nein zu sagen und der Naivität schuldig macht, als der Feigheit oder gar der Lüge – das alles spielt keine Rolle. Erst als er seinen hypochondrischen Vater – wohlgemerkt mit der selben sorglosen Attitüde, mit der er seine „Sünden“ beging – aus dem Bauch eines Wals rettet, ist die Fee von seinem guten Herzen überzeugt und hat Einsehen... Bitterlich vermisst man hier die für die späteren Disneywerke bezeichnende Ironie, mit der die Figuren gezeichnet werden oder sich selber inszenieren; Pinocchio spiegelt eben vor allem auch das Zeitalter aus dem der Film stammt, das von der Depression erschütterte Amerika am Vorabend des Zweiten Weltkrieges. Tugendhaftigkeit, Tüchtigkeit und gute Schulzensuren waren gefragt – für Spass blieb keine Zeit.

Wer mit dem Auge schaut, der wird an Pinocchio seine helle Freude haben. Vor allem hat der Film nebst seinen visuellen Wundern etwas, was heutigen animierten Filmen gänzlich fehlt: Eine aufrichtige und ergreifende Unschuld.

Pinocchio ist neu auf DVD erschienen!

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