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18. März 2009, 09:59 Kolumnen

Suomipop jee! Finnlands Musik.

Andreas Rohrer - Der aus dem noch leisen Berlin geforderte Nestvergleich, gerne. Die dead facts sind 26m2 in Helsinkis Zentrum, TV, Sofa, Tiefkühler und Disco Ensemble-Poster an der Wand. Wer Studentenheime kennt kann sehen, ich hatte Glück bei Wohnungsverteilung und Flomi-Möbeljagd. Die Nachb...

Der aus dem noch leisen Berlin geforderte Nestvergleich, gerne. Die dead facts sind 26m2 in Helsinkis Zentrum, TV, Sofa, Tiefkühler und Disco Ensemble-Poster an der Wand. Wer Studentenheime kennt kann sehen, ich hatte Glück bei Wohnungsverteilung und Flomi-Möbeljagd. Die Nachbarn - das scheint ein grundsätzliches Erasmus-Problem zu sein - sind leider keine Finnen, sondern ausnahmslos Erasmus-Kids. Heisst knapp 20, aus Spanien, Italien, England oder Deutschland, zum ersten Mal raus aus Mamas Haus, und jetzt aber Saufen und Kreischen. Abend für Abend dröhnen schlechter Reaggaeton, Italo-House, Lady Gaga und das entsprechende gewiiiiiiichse dazu durch die Hallen. Nein danke.

Zum Glück bietet die Finnische Musik mehr als genug um dagegenzudonnern. Rein lautstärkemässig liefern die in Finnland populärsten Genres Heavy Metal und Hard Rock ordentlich Munition. Was bei uns zu Hause längst totgesagt, knallt hier aus unzähligen Bars, Clubs und Supermärkten. Die Haare lang, die Kleider Schwarz, und dass an den ausverkauften Konzerten grundsätzlich keine Oropax verteilt werden ist nicht ungesund sondern ein Statement. Entsprechend vielfältig ist das Angebot an Finnischen Bands des Genres, checkt Hanoi Rocks, Children of Bodom, The 69 Eyes, natürlich HIM, Apocalyptica, The Rasmus, Lordi und Nightwish, oder die Finnisch singenden Kotiteollisuus, Apulanta und Uniklubi. Und teilt mit mir die schlechteste Band der Welt Pitbull Terrorists (ist echt ein Ohr wert).

Der tiefste Blick ins Finnische Musikschaffen und die heimisch Seele offenbart der Suomipop. Was bei uns Patent Ochsner, Gölä und Co. sind hier Leevi & The Leavings, oder Eppu Normaali. Letztere sangen es mit Murheellisten Laulujen Maa ("Das Land der traurigen Lieder") auf den Punkt: Diese Schunkler über Alkohol, Einsamkeit, Spielsucht und Fernweh sind die Dauerbrenner in Karaokebars und Clubs. Hört euch Ville Valo an, der hat im Schatten seiner Band HIM hunderte Finnische Songs im Katalog. Mein Persönlicher Favorit ist Ex-Skispringerkönig Matti Nykänen, der nach seiner Karriere nicht nur sein ganzes Geld versoffen hat, sondern der Welt auch Megahits wie V-Tyyli (eine Verballhornung des im Skispringen gängigen V-Sprungstils, sinngemäss in Finnisch auch als der Fotzen-Stil zu interpretieren) schenkte. Anhören und Übersetzung googeln ist Pflicht!

Weniger exotisch und umso besser ist Helsinkis Alternative Szene. Weil unzählige Kids der Dunkelheit und Langeweile entgegenhalten und Instrumente lernen (sic!), gibt es hier eine riesige Bandbreite an jungen und grossartigen Bands. Hinter dem Disco Ensemble warten mit Lapko, Kiki Pau, Pint And We Fall, 15 Minutes Before The Dive, The Wrecking Queens, Radar oder den Cats On Fire gleich einige auf den Ausbruch aus der Stadt. Electro Kids checken TV Off, I Was A Teenage Satan Worshipper und Jesse, Hip-Hopper die Finntelligens. Und riskiert ein Ohr für Finnlands jüngere und heissere Antwort auf Tokio Hotel Haloo Helsinki.

Alle Bands sind einfach zu finden im Netz. Einen guten Eindruck liefern Radio Suomipop (mp3) und der Alternative Sender Radio Helsinki. Licht aus, Bier auf, Musik an. Vittu jee!

Berlin oder Helsinki? Der students.ch Austausch-Battle.

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