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20. März 2009, 15:20 Konzert

Review: Jane Birkin @ Kaufleuten

Christina Ruloff - Das Beste an Jane Birkin ist Jane Birkin - ohne Witz. Auch wenn man keinen Song kennen und kein Wort verstehen würde, man würde ihr doch bewundernd und verzaubert zuschauen. Denn die 62 jährige Franco-Engländerin hat etwas, was den meisten (jungen) Künstler(innen) völlig ab...

Das Beste an Jane Birkin ist Jane Birkin - ohne Witz. Auch wenn man keinen Song kennen und kein Wort verstehen würde, man würde ihr doch bewundernd und verzaubert zuschauen. Denn die 62 jährige Franco-Engländerin hat etwas, was den meisten (jungen) Künstler(innen) völlig abgeht: Charme und echte Unschuld. Ob sie nun auf der Bühne zu ihren eigenen Songs mittanzt oder das Publikum einfach anstrahlt – man glaubt ihr, ja man sieht, dass sie eine wunderbare Zeit im Kaufleuten in Zürich hat. Und das Glück färbt auf die Fans ab, deren Glück natürlich wieder ihr Idol glücklich macht und diese Glückswellen schaukeln sich dann gegenseitig in eine einzige grosse Freude hoch.

Die Unschuld und die echte Begeisterung dieser Frau, die ganze Momente lang noch wie 20 wirkt, führt auch dazu, dass man ihr Engagement für Aung San Suu Kyi ernst nimmt. Sie ist nicht einfach wieder eine dieser Künstler, die sich nebenbei auch noch für den Weltfrieden und die hungernden Kinder in Afrika einsetzen, weil es halt zum Image eines anständigen Popstars und Gutmenschen gehört; Jane Birkin regt sich über die Verbrechen in Burma auf. Sie regt sich über die Gleichgültigkeit der sogenannten Freien Welt auf. Sie befürchtet, dass Aung San Suu Kyi früher oder später wie Che Guevara oder Barack Obama auf einem T-Shirt landet und damit die Sache abgehakt ist. Und man nimmt ihr das tatsächlich ab.

Auch musikalisch liess der Abend keine Wünsche offen. Wer Birkins Stimme oder Gesang kritisiert hatte, wurde Lügen gestraft; sie sang engagiert, sie ging mit ihren Liedern und Stimmungen mit und wer sich an der einen oder anderen lässig dahingesungen oder gerappten Strophe störte, der sei daran erinnert, dass Serge Gainsbourg überhaupt nicht singen konnte. Von ihm, der bei Birkin irgendwie immer geistig anwesend ist und sogar am Ende verdankt wurde, sang sie Pas Long Feu (das angeblich von ihrem damals noch mit Anglizismen verunstalteten Französisch inspiriert war), das wunderbare L'Anamour, das kultige Ford Mustang und am Schluss sogar ganz und gar uneitel und schön Je suis venu te dire que je m’en vais. Ihre eigenen, neuen Kompositionen – auf L’enfant Hiver zu hören – waren aber mindestens so schön. Und als sie mit einem Lampenschirm (im wahrsten Sinne des Wortes) durchs Publikum lief und Yesterday Yes a Day sang, war der Abend einfach perfekt.

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